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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sonst noch?«
    »Nur unsere Familie. Das war sowas wie ein … Tresor.«
    Rebecka schloss die Augen und lehnte den Kopf schwer zurück. Es hatte den Anschein, als könne sie sein Gewicht nicht mehr tragen. Doktor Fischer räusperte sich und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Fieberhaft dachte Irene nach. Sie wusste, dass ihr fast keine Zeit mehr blieb. Plötzlich erinnerte sie sich an etwas.
    »Jemand erzählte, Sie seien letzten Sommer zu Hause gewesen. Sie hätten auch Ihren Freund dabeigehabt. Stimmt das?«
    Rebecka erweckte den Anschein, als würde sie schlafen, aber nach einer Weile öffnete sie die Augen einen Spalt und sah Irene direkt an.
    »Das waren Christian und ich. Wir hatten in Stockholm zu tun … beruflich. Christian war noch nie in Schweden gewesen. Wir flogen nach Landvetter und nahmen dort einen Mietwagen. Fuhren mit dem Auto … damit er sich alles ansehen konnte. Statteten auch Kullahult einen Besuch ab. Sie waren nicht zu Hause. Merkwürdig.«
    »Wussten Ihre Eltern, dass Sie kommen würden?«
    »Nein. Der Besuch war ziemlich überstürzt. Ich wollte sie überraschen. Eigentlich konnte da nichts schief gehen … sie fuhren nie irgendwohin. Aber ausgerechnet an diesem Tag waren sie bei einem Kommilitonen meines Vaters in Värmland und besuchten irgendeinen Markt.«
    »Haben Sie ihnen anschließend gesagt, dass Sie in Kullahult waren?«
    »Ich glaube nicht. Wir waren ja nur eben kurz mal vorbeigefahren.«
    »Haben Sie Jacob getroffen?«
    »Nein. Er ist erst im August umgezogen.«
    »Wann sind Christian und Sie genau nach Stockholm gefahren?«
    »Ende Juli.«
    »Christian ist Ihrer Familie also nie begegnet?«
    »Nein.«
    »Und Sie sind auch kein Liebespaar?«
    Rebecka schüttelte nur sachte den Kopf.
    »Zu wem wollten Sie in Stockholm?«
    Rebecka wandte das Gesicht ab und sagte lange nichts. Schließlich flüsterte sie:
    »Rädda Barnen, das Kinderhilfswerk.«
    Doktor Fischer knallte die Handflächen auf die Armlehnen seines Stuhls und sagte:
    »Nein. Jetzt reicht es. Mit mehr wird Rebecka nicht fertig.«
    Irene sah, dass er Recht hatte. Rebecka hing wie ein Ballon, aus dem die Luft entwichen war, im Sessel.
    »Danke, Rebecka, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich verstehe, welche Überwindung Sie das gekostet haben muss«, begann sie und hielt inne, als Rebecka etwas murmelte, das klang wie »… das kann keiner verstehen«, aber Irene war sich nicht ganz sicher.
    Rasch zog Irene ihre Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie Glen.
    »Glen, seien Sie doch so nett, die Nummer des Thomsen Hotels und Ihre Nummer hier draufzuschreiben. Falls Ihnen heute im Verlauf des Tages noch etwas einfallen sollte«, sagte sie an Rebecka gewandt.
    Nachdem Glen ihrem Wunsch nachgekommen war, reichte Irene Rebecka die Karte.
    »Sie können mich unter den Nummern auf der Rückseite heute bis halb sechs erreichen. Dann fliege ich nach Hause. In Göteborg können Sie mich ebenfalls anrufen, natürlich auch unter meiner Handynummer.«
    Rebecka nickte. Sie ließ die Hand mit der Karte auf den Schoß sinken, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
     
    »Ich habe um drei Uhr eine Besprechung. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt gleich zum Lunch gehen?«, schlug Glen vor.
    Irene hielt das für einen ausgezeichneten Vor schlag. Sie wurde langsam hungrig, da ihr Frühstück wirklich außerordentlich mager ausgefallen war.
    »Ich hole Sie heute Abend kurz nach halb sechs am Hotel ab. Ihr Zimmer können Sie bis dahin behalten. Was haben Sie heute Nachmittag vor?«, fragte Glen, als sie wieder im Auto saßen.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Was würden Sie vorschlagen?«, fragte Irene.
    »Was gefällt Ihnen? Architektur, Shopping oder was?«
    »Eingekauft habe ich gestern, und Architektur ist nicht mein Ding. Irgendwas Lustiges, was nicht eine Menge Geld kostet«, entschied Irene.
    Glen dachte einen Augenblick nach. Dann leuchteten seine Augen auf.
    »Jetzt hab ich’s! Tate Modern. Wir können dort ganz in der Nähe in einem guten Restaurant essen gehen.«
    Sie fuhren über die Themse und bogen hinter der Brücke links ab. Glen entdeckte einen freien Parkplatz. In diese schmale Lücke einzuparken, war wirklich eine Meisterleistung. Sie betraten ein dreistöckiges Gebäude. Es zeigte sich, dass das Restaurant ebenfalls drei Etagen hatte. Das oberste Stockwerk bestand zum größten Teil aus einer Terrasse. Ein großes Schild informierte darüber, dass man das gesamte Stockwerk für Veranstaltungen anmieten

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