Tod im Pfarrhaus
Tussi dann nicht einfach, was sie weiß?«, ereiferte sich Fredrik.
»Rebecka ist sehr verschlossen. Vielleicht ahnt sie gar nicht, worum es geht, vielleicht hat sie eine Vermutung, will sich diese aber nicht eingestehen. Was weiß ich.«
»Wenn sich der Mörder die Mühe gemacht hat, die Festplatten zu löschen, dann muss er natürlich auch die Disketten zerstört haben. Oder hat er sie noch, um an die Informationen aus den Computern zu kommen? Vielleicht sind die Disketten ja in der Nähe der Tatorte versteckt«, sagte Fredrik eifrig.
»Beim Mörder«, meinte Hannu lakonisch.
Es wäre sinnlos gewesen, die Festplatten zu zerstören und die Disketten liegen zu lassen. Alle wichtigen Informationen von den Festplatten gab es sicher auch auf Disketten, wenn Vater und Sohn Schyttelius gewissenhaft gewesen waren. Aber das musste nicht der Fall sein. Längst nicht jeder kopierte alles auf Disketten.
»Könnten wir irgendeinen Winkel in den Häusern übersehen haben, wo man Disketten verstecken könnte?«, fragte Irene ohne größere Hoffnung.
»Wohl kaum. Die Häuser haben wir wirklich eingehend unter die Lupe genommen. Die Spurensicherung hat schließlich auch das Versteck hinter der Wandverkleidung des Sommerhauses gefunden«, erwiderte Fredrik.
»Das Versteck, ja … Rebecka sagte, es hätte als eine Art Tresor gedient. Wer braucht schon in einem Sommerhaus einen Tresor?«, überlegte Irene.
»Angst vor einem Einbruch. Die Einbrüche in Sommerhäusern nehmen lawinenartig zu«, murmelte der Kommissar.
»Aber sie hatten es doch gar nicht weit bis zum Pfarrhof. Warum brauchten sie dann in der Hütte ein Versteck für Wertsachen?« Irene ließ nicht locker.
»Vielleicht musste der Pastor die Flaschen vor seiner besseren Hälfte verstecken?«, schlug Fredrik vor.
»Wohl kaum. Laut Rebecka kannten alle Familienmitglieder das Versteck.«
»Wie ist dieser Bursche eigentlich?«, fragte Hannu plötzlich.
Eine gewisse Verwirrung entstand, bis allen klar war, dass von Christian Lefèvre die Rede war.
»Er ist eine John-Lennon-Kopie und außerdem ein sehr rücksichtsvoller Arbeitgeber. Er macht sich große Sorgen um Rebecka. Er agiert fast überbeschützend und versucht, die Polizei von ihr fern zu halten. Nachdem ich Rebecka getroffen habe, verstehe ich ihn besser. Sie ist wirklich in einer sehr schlechten Verfassung«, sagte Irene.
»Wäre es möglich, dass sie nur so tut, dass sie kränker spielt, als sie ist?«, fragte Andersson, dessen Interesse wieder erwacht war.
»Nein. Sie ist verdammt krank. Doktor Fischer hat Gl… Inspector Thomsen erzählt, dass er bereits letzten Herbst angefangen habe, sie wegen ihrer Depressionen zu behandeln. Er scheint ein sehr bekannter Arzt zu sein. Schicke Praxis.«
»Und zwischen Lefèvre und Rebecka läuft nichts?«, wollte Fredrik wissen.
»Nein. Jedenfalls ist mir nichts aufgefallen.«
»Irene muss noch mal hinfahren«, sagte Hannu und sah den Kommissar direkt an.
Dieser wurde hochrot und knurrte unfreundlich:
»Das geht nicht. Weißt du, was das kostet?«
»Rebecka hat alle Antworten«, stellte Hannu fest.
»Möglich. Aber wir warten ab. Laut Irene ist sie ja so verdammt krank.«
Irene fand, dass es an der Zeit war, sich in den Wortwechsel einzuklinken.
»Ich habe den Pfarrer von der Seemannskirche angerufen. Er hat mir versprochen, von sich hören zu lassen, wenn es Rebecka besser geht.«
»Dann warten wir das also ab«, entschied Andersson.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Irene die richtige Person erreicht hatte. Derjenige, der über die Sache am besten Bescheid wusste, verbrachte gerade die Osterferien in Idre, aber nachdem sie einige Male hin- und herverbunden worden war, geriet sie an eine Sachbearbeiterin, die Lisa Sandberg hieß. Irene stellte sich vor und brachte ihr Anliegen vor.
»Meine Frage lautet also, was für eine Arbeit Rebecka Schyttelius und Christian Lefèvre für Rädda Barnen übernommen haben.«
»Das ist kein Geheimnis, aber trotzdem möchte ich Sie bitten, die Sache vertraulich zu behandeln. Es gibt sicher viele, die es auf den Kopf von Rebecka Schyttelius und Christian Lefèvre abgesehen haben«, erwiderte Lisa Sandberg ernst.
»Ihre Angaben gehen nur an die weiter, die mit der Ermittlung betraut sind«, versicherte Irene.
»Zufällig erhielten wir den Tipp, dass ein Netzwerk von Pädophilen Kinderpornografie übers Internet verbreitet. Sie hatten eine Net-Community eingerichtet. Das lässt sich mit einer geschlossenen
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