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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Henning Neijlert. Die Zeugin, die befragt werden soll, heißt Gertrud Ritzman.«
    Die Kamera schwenkte und zeigte das Profil von Inez Collin. Sie trug ihr blondes Haar ordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Soweit das zu sehen war, trug sie eine hellbraune Wildlederjacke und ein nougatfarbenes Seidentop. Um ihren Hals lag die Perlenkette, die sie oft trug. Geistesabwesend hielt sie die Perlen zwischen den Fingern. Irene fielen ihre bronzenen Fingernägel auf und der große Diamantring, der an ihrem linken Ringfinger funkelte.
    Rechtsanwalt Neijlert war ein Mann schon fort geschritteneren Alters mit einem nervösen Tick. Er blinzelte dauernd. Außerdem hatte er eine Halbglatze. Das verbliebene lockige Haar war überraschend dicht und silbergrau. Seine spitzen Gesichtszüge erinnerten etwas an einen Pudel.
    Von Tommy wusste Irene ja schon, dass Gertrud Ritzman gerade achtzig geworden war. Ihr Alter war ihr auch anzusehen, was aber vermutlich mehr an ihrer Krankheit lag. Ihre klauenähnlichen Hände zitterten, als sie die Jacke enger um sich zog. Die Haut auf ihrem Handrücken war fleckig und faltig. Für ihre durchsichtigen Hände schien sie fast zu groß zu sein. Ihre Lippen waren beunruhi gend blau, die Gesichtshaut gelblich, und die At mung war angestrengt. Neben ihr stand eine große Stahlflasche. Von dieser führte ein dünner Schlauch zu ihren beiden Nasenlöchern und versorgte sie leise pfeifend mit Sauerstoff.
    »Frau Ritzman hat mich gebeten, ihre Zeugenaussage darüber, was in der fraglichen Nacht und vor allen Dingen am Morgen vorgefallen ist, auf Video aufzunehmen. Sie hält sich für so schwer krank, dass die Gefahr besteht, dass sie … nicht mehr bei uns ist, wenn der Prozess gegen Asko Pihlainen beginnt«, ließ sich Tommys Stimme vernehmen.
    »Dann bin ich tot. Das sollte ich eigentlich jetzt schon sein, aber ich bin zäh.«
    Resolut übernahm die kleine Person das Kommando und erzählte, wie sie Asko Pihlainen und dessen Nachbarn Wisköö am fraglichen Morgen vor dem Haus gegenüber gesehen habe. Es war fast halb sechs gewesen, als sie das Auto gesehen hatte. Sie konnten also unmöglich, wie sie behaupteten, gegen fünf mit ihren Frauen Poker gespielt haben.
    Inez Collin stellte ein paar Fragen, um sich zu vergewissern, wie genau Gertrud Ritzman Daten und Tageszeiten auseinander hielt. Bei keiner ihrer Antworten war auch nur das leiseste Zögern zu verzeichnen. Sie war vollkommen klar im Kopf. Die Anwesenden stellten noch ein paar ergänzende Fragen. Zum Schluss bemerkte Irene, dass ihr klarer Blick etwas trübe wurde. Zwischen den keuchenden Atemzügen zitterte ihre Stimme hörbar. Sie war vollkommen am Ende. Es blieb ihr nicht mehr viel Kraft. Tommy hatte das offensichtlich ebenfalls bemerkt, denn er beendete das Verhör mit einem erneuten Schwenk über die anwesenden Personen. Dann wurde die Mattscheibe dunkel.
    Andersson brach das Schweigen, das sich breit gemacht hatte.
    »Kommen wir damit durch?«, fragte er.
    »Laut Staatsanwaltschaft hat diese Aussage vor Gericht Bestand«, antwortete Tommy.
    »Wie kommt das Rauschgiftdezernat voran?«
    »Sie gehen bestimmten Hinweisen nach. Wohin die Drogen geliefert wurden, nachdem sie ins Land geschmuggelt worden waren, und so weiter. Aber ihr wisst ja, wie die sind. Die erzählen nie viel.«
    »Okay. Du bleibst mit ihnen in Kontakt«, sagte Andersson.
    Irene meldete sich zu Wort und berichtete, was ihr Lisa Sandberg von Rädda Barnen erzählt hatte. Sie schloss damit, dass sie ihre eigene Theorie vortrug.
    »Offenbar sind die Bilder ganz fürchterlich. Allen, die sie gesehen haben, gingen sie ziemlich an die Nieren. Rebeckas Depressionen brachen vergangenen Herbst während der Beschäftigung mit diesem Pädophilenring aus. Ich frage mich, ob sie auf etwas gestoßen sein könnte, was für jemanden eine Bedrohung darstellt. Vielleicht hat sie ihren Eltern und ihrem Bruder davon erzählt. Und über die Schyttelius ist dann etwas zu dieser Person oder zu diesen Personen durchgesickert. Vielleicht begriffen sie ja gar nicht, wie gefährlich ihnen dieses Wissen werden konnte. Diese Person sah sich dann so in die Enge getrieben, dass er - oder sie - alle drei ermordete.«
    »Aber warum erzählt uns Rebecka dann nicht einfach, was Sache ist?«, rief Fredrik.
    »Keine Ahnung. Vielleicht weiß sie es ja auch gar nicht. Oder sie ist so verängstigt, dass sie schweigt.«
    »Sie würde verdammt noch mal doch nicht den Mörder ihrer eigenen Familie

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