Tod im Pfarrhaus
Gesellschaft im Internet vergleichen. Wir sind ihnen auf die Spur gekommen, es gelang uns jedoch nicht, Zugriff auf ihr Archiv, auf die Bilder und Filme zu bekommen. Einer aus unserer Gruppe kannte Rebecka Schyttelius und wusste, dass sie mit einem sehr fähigen Burschen zusammenarbeitet. Sie hatten bereits ähnliche Aufträge für die Weltgesundheitsorganisation erledigt. Wir riefen Rebecka an und baten die beiden, herzukommen. Sie erhielten von uns alle Informationen und fuhren dann zurück nach London und begannen mit der Arbeit. Sie infiltrierten die Gruppe. Es handelte sich um siebenundfünfzig Personen in ganz Skandinavien. Diese Community hatte ein Schwar zes Brett und einen Chat-Room, wo sie zu bestimm ten Zeiten zusammenkamen und über Bilder und Fantasien sprachen. Es handelt sich um den größten Kinderpornoring, der jemals in Nordeuropa aufgedeckt worden ist.«
»Ich erinnere mich, dass ich letzten Winter davon in der Zeitung gelesen habe. Da waren auch Leute dabei, von denen man das nie erwartet hätte.«
»Ein Professor in Literaturwissenschaft kurz vor der Pensionierung, eine Stadtdirektorin mit vier Kindern, ein bekannter dänischer Möbeldesigner … tja, es gab wirklich viele Überraschungen. Aber das haben wir vermutlich bei dieser Ermittlung gelernt. Es lässt sich nie sagen, wer von Kinderpornografie besessen ist.«
»Wie konnten Sie alle diese Leute identifizieren?«
»Das war schwer. Alle hatten Spitznamen und anonyme E-Mail-Adressen. Es war Rebecka und Christian zu verdanken, dass wir so viele identifizieren konnten.«
»Konnten denn nicht alle identifiziert werden?«
»Nein. Fünf konnten wir nicht identifizieren. Drei in Schweden, einen in Norwegen und einen in Dänemark.«
»Wie hießen die in Schweden?«
»Carlie, Peter und Pan.«
»Gehören Peter und Pan zusammen? Klingt fast so. Peter Pan.«
»Das ist uns ebenfalls aufgefallen, aber nichts deutet darauf hin.«
»Es waren also Rebecka und Christian, die die Gruppe infiltrierten und die Identität der Mitglieder herausfanden?«
»Ja. Sie verfolgten einige Monate lang den Datenaustausch und sammelten Beweise. Sie konn ten zum Beispiel nachvollziehen, wann bestimmte E-Mail-Adressen in anderen Zusammenhängen im Internet auftauchten. Systematisch ermittelten sie so, wer sich hinter den Spitznamen verbarg. Wenn ich die Sache recht verstehe, verfolgten sie die Mails zu bestimmten Computern zurück. Es gibt da so was, was IP-Nummer heißt … mit diesen technischen Details kenne ich mich aber nicht so gut aus.«
»Das verstehe ich. Deswegen ließen Sie sich ja auch von Rebecka und Christian helfen.«
»Genau. Sie haben fantastische Arbeit geleistet. Die Bilder und Filme sind wirklich alle übelster Sorte, sie zeigen schlimmsten Kindesmissbrauch. Ein Mann hat Geschlechtsverkehr mit einem dreimonatigen Baby, Mädchen und Jungen im Alter von fünf oder sechs Jahren werden vor der Kamera vergewaltigt und so weiter. Das Netzwerk hatte Tausende solcher furchtbaren Sachen gesammelt. Die Eintrittsvoraussetzung in den Club war, dass man eigene Bilder oder Filme zum Archiv beisteuerte. Wir sind dabei, die Identität der Kinder zu ermitteln. Das ist eine schwierige Arbeit. Die Bilder scheinen aus der ganzen Welt zu kommen. Sie anzuschauen, hat uns alle wirklich sehr mitgenommen. Die Bilder sind so furchtbar, dass ich seither Schlafprobleme habe. Manchmal bin ich auch ohne Grund deprimiert. Diese scheußlichen Bilder haben sich in meinem Unterbewusstsein festgesetzt.«
Irene kam ein Gedanke: Konnte es die Arbeit mit der Kinderpornografie gewesen sein, die im Herbst Rebeckas Depressionen ausgelöst hatte? Das sollte sie Doktor Fischer fragen, vielleicht auch Rebecka selbst.
»Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen und mir das alles erzählt haben«, sagte Irene.
»Keine Ursache. Es ist Aufgabe von Rädda Barnen, darüber zu informieren, was im Internet passiert. Jeden Tag werden Kinder vergewaltigt, und die Bilder werden dann digitalisiert und mit Lichtgeschwindigkeit über das globale Netzwerk verbreitet. Ständig werden sie auf eine unbekannte Anzahl Computer auf der ganzen Welt heruntergeladen. Selbstverständlich auch in Schweden.«
»Das klingt furchtbar … Was kann man nur dagegen tun?«
Am anderen Ende blieb es lange still.
»Schwer zu sagen. Das Internet lebt sein eigenes Leben und kennt keine Begrenzungen von Zeit und Raum. Aber wir dürfen nie aufgeben. Um der Kinder willen. Sie haben nur uns. Der Durchschnittsbürger
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