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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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zwar nicht aus irgendeinem x-beliebigen.«
    »Aha, wieso?« Er nahm das Mobiltelefon in die andere Hand und stützte den Ellbogen auf die Unterkante des offenen Seitenfensters. Draußen war es ebenso heiß wie im Auto und er spürte, wie ihm die ersten Schweißtropfen zwischen den Schulterblättern herunterliefen. Das grelle Licht ließ ihn blinzeln, und er wünschte, er hätte seine Sonnenbrille nicht im Büro vergessen.
    »Wir sind uns unserer Sache deshalb so sicher, weil jede Kugel von den Balken und Rillen, also den Erhebungen und Vertiefungen im gezogenen Lauf einer Waffe gekennzeichnet wird«, fuhr Bäcklund munter fort. »Aus Anzahl und Richtung der Riefen auf dem Geschoss lässt sich ersehen, ob der Lauf rechts- oder linksgedrehte Balken hat.«
    Sie erinnerte Thomas an manche Dozenten, denen er auf der Polizeihochschule ausgeliefert war. Erbarmungslos enthusiastisch, obwohl die Zuhörer sich fast zu Tode langweilten. Er begriff, dass dieses Gespräch ein enormes Maß an Geduld von seiner Seite erforderte.
    »Verstehe«, sagte er.
    Gunilla Bäcklund ließ sich nicht drängen.
    »Die meisten Gewehre, aber auch andere Handfeuerwaffen haben fünf bis acht Balken von verschiedener Breite. Diese können dazu dienen, eine Waffe zu identifizieren, da sie sich je nach Waffentyp und Fabrikat unterscheiden.«
    »Aha«, sagte Thomas.
    »Außerdem besitzt das FBI eine umfangreiche Datenbank, in der die Balken- und Rillenprofile fast aller bekannten Schusswaffen gespeichert sind. Sie trägt den Namen General Rifling Characteristics File, aber alle nennen sie nur GRC . Das ist einfacher.«
    Sie unterbrach sich, um Luft zu holen, fuhr aber fort, bevor Thomas etwas sagen konnte.
    »Das ist ein unschätzbares Hilfsmittel. Alle Polizeikräfte in der EU arbeiten damit. Und mit der Datenbank der deutschen Polizei, natürlich. Die ist auch sehr gut.«
    »Aha«, sagte Thomas wieder und konnte seine Ungeduld nicht mehr verbergen. »Was haben Sie denn nun über unsere Kugel herausgefunden?«
    Er versuchte, sich zu beherrschen, konnte es aber nicht lassen, ärgerlich das Auto vor ihm anzuhupen, das immer noch nicht losfuhr,obwohl die Ampel längst auf Grün gesprungen war. Der Fahrer zeigte ihm als Antwort den Mittelfinger.
    »Wenn eine Kugel die gewöhnlichste Form von Riefen aufweist, lässt sich nahezu unmöglich bestimmen, aus exakt welcher Waffe sie abgefeuert wurde.« Gunilla Bäcklund machte eine Kunstpause, um die Wirkung ihrer Worte zu steigern. »Aber diese Kugel, müssen Sie wissen, stammt aus einer besonderen Waffe.«
    »Würden Sie mir freundlicherweise verraten, um welche es sich handelt?«
    »Aber gern«, erwiderte Gunilla Bäcklund freundlich. »Diese Kugel stammt nicht aus einer Waffe mit fünf oder sechs rechtsgedrehten Balken, sie stammt aus einer Waffe mit zwanzig rechtsgedrehten Balken.«
    Offenbar hatte Gunilla Bäcklund erwartet, Thomas damit zu verblüffen. Es blieb eine Weile still, während sie auf seine Reaktion wartete.
    »Das ist ja interessant«, sagte er schließlich mit bemühtem Enthusiasmus. »Aber was bedeutet das genau? Können Sie das näher erläutern?«
    Bäcklund kicherte vergnügt in den Hörer.
    »Das bedeutet, dass wir genau sagen können, welche Waffe benutzt wurde.«
    Ein zufriedenes Lächeln erschien auf Thomas’ Gesicht. Es hatte sich also gelohnt, ihre umständlichen Ausführungen anzuhören. Das hier war eine gute Nachricht, sogar eine sehr gute Nachricht. Auch wenn es ewig gedauert hatte, bis die Frau am Telefon damit herausrückte.
    »Und welche ist das, wenn ich fragen darf?«
    »Ein Gewehr der Marke Marlin.«
    »Marlin«, echote Thomas. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er konnte nicht genau sagen, woher.
    »Das ist ein ziemlich beliebtes amerikanisches Gewehr«, fuhr Gunilla Bäcklund fort. »Es ist billig und zuverlässig. Sie verwenden eine mikrofeine Rillierung bei ihren .22ern. Für Identifizierungszwecke ist das ganz hervorragend. Ihr solltet eurem Glücksstern danken, dass der Täter keine gewöhnliche Winchester benutzt hat.«
    Thomas dachte über die Information nach.
    »Kann man auf einem Marlin-Gewehr dieses Kalibers ein Zielfernrohr anbringen?«, fragte er.
    »Auf jeden Fall. Das geht sogar ziemlich einfach. Das Marlin-Zielfernrohr ist außerdem besonders geformt, um Schnellfeuer zu erlauben, ungefähr wie ein Expressvisier auf einer englischen Büchse.«
    »Was ist mit Schalldämpfern? Geht das?«
    »Auch kein Problem.«
    Das erklärte, warum niemand den

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