Tod im Schärengarten
Bekanntenkreis. Henrik war nicht im Mindesten interessiert, seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Aber es hatte zu erbitterten Streitigkeiten zwischen ihnen geführt.
Nora hatte um Signe getrauert, als wäre ihre eigene Großmutter gestorben. Bei der Beerdigung war sie völlig verzweifelt gewesen, als Signe auf dem kleinen Friedhof bei Fläskberget beigesetzt wurde, wo die meisten der Einwohner von Sandhamn ihre letzte Ruhe fanden.
Henrik begriff nicht, wieso Nora nicht einfach alles hinter sichlassen und nach vorn schauen konnte. Stattdessen hatten die dramatischen Ereignisse vom letzten Jahr sie den ganzen Winter hindurch gequält. Sie war stiller geworden, in sich gekehrter, und hatte fast ihre gesamte freie Zeit mit den Kindern verbracht. Sie hatten seit einer Ewigkeit keine Gäste mehr gehabt, und jedes Mal, wenn er vorschlug, doch ein paar Freunde einzuladen, kam Nora mit neuen Einwänden. Sie waren seit Monaten fast nicht mehr unter Leuten gewesen.
Jetzt sah Henrik Licht am Ende des Tunnels. Wenn das Testament der verrückten Alten zu mehr Wohlstand in der Familie führte, dann hatte das alles immerhin noch etwas Gutes.
In einem neuen Haus würden die Jungs jeder ein eigenes Zimmer bekommen. Sie würden einen schönen großen Garten haben, nicht so ein briefmarkengroßes Stück Wiese wie jetzt. Sie hätten ein Esszimmer, sodass es ihren Gästen künftig erspart bliebe, in der Küche zwischen all dem schmutzigen Geschirr zu sitzen.
Aber es war nicht leicht, Noras derzeitigen Gedankengängen zu folgen. Erst schien sie aufrichtig froh darüber zu sein, dass er die Initiative übernommen und Svante Severin kontaktiert hatte. Dann hatte sie eine Wendung um hundertachtzig Grad gemacht und war fast unverschämt gewesen, als Severin auf die Insel kam.
Henrik hatte den Makler hinterher angerufen, um sicherzugehen, dass er Noras Verhalten nicht übel genommen hatte. Aber Severin war am Telefon noch genauso begeistert gewesen wie bei seinem Besuch auf Sandhamn. Er hatte versichert, dass er bereit sei, sich mit ganzer Kraft auf das Projekt zu konzentrieren. Außerdem hatte die Familie aus der Schweiz sich inzwischen mehrmals gemeldet. Sie waren immer noch genauso interessiert, und sie befanden sich bereits im Stockholmer Schärengarten, da sie für den Sommer ein Haus auf Ljusterö gemietet hatten.
Er hatte sogar seine Mutter angerufen und ihr von seinen Plänen erzählt. Sie verstand genau, wie wichtig es ihm war, aus dem Reihenhaus auszuziehen. Henrik wusste, dass Nora ihre Schwiegermutter manchmal anstrengend fand, aber sie war immerhin eine große Stütze für ihn und die Familie. Und Monica hatte sich wirklich bemüht, Nora mit offenen Armen aufzunehmen und ihr das Gefühl zu geben, gemocht und willkommen zu sein. Es kam wohl in den meisten Familien vor, dass die Mutter und die Ehefrau des Sohnes nicht immer ein Herz und eine Seele waren.
Er zuckte mit den Schultern über seine Grübeleien, während er noch einen dritten Barsch in leckeres Filet verwandelte. Heute Abend würde er den Fisch in Butter braten und dazu neue Kartoffeln und eine kalte Senfsoße mit einer Prise Zucker servieren.
Wieder pfiff er zufrieden vor sich hin, während er darüber nachdachte, in welchem Teil von Saltsjöbaden er sich am liebsten niederlassen wollte. Solsidan vielleicht, oder warum nicht drüben bei Hotellviken, dicht am Wasser.
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Kapitel 28
Thomas leitete die Besprechung mit einem kurzen Bericht über das Telefonat mit Gunilla Bäcklund ein.
»Es gibt über tausend Waffenscheine für Marlin-Gewehre in Schweden«, sagte Kalle, der sich vor der Sitzung noch schnell erkundigt hatte. »Sobald wir einen Verdächtigen haben, können wir die betreffende Person mit dem Waffenregister abgleichen.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Alte. »Wann kannst du uns eine Liste über die Waffenscheinbesitzer geben, damit wir nach bekannten Namen suchen können?«
»Sobald wir hier fertig sind«, sagte Kalle.
»Wie sieht’s mit Geliebten oder Mitgliedern des KSSS aus?«, fragte Thomas. »Wir hatten ja über betrogene Ehemänner gesprochen.«
Kalle nickte.
»Wir haben alle Namen auf Eva Timells Liste überprüft, ebenso alle, die im Vorstand oder in Komitees des KSSS sitzen. Knapp ein Drittel jagt. Wir haben Waffenscheine für alles Mögliche gefunden, sowohl für Waffen der Klasse 1 als auch der Klasse 2. Blaser 30.06, Winchester 22 WMR , eine richtig bunte Mischung.«
»Was heißt das genau?«
»Die Blaser wird für Schalenwild
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