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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Räume. Sie war schon in der Küche gewesen und hatte ihr Urteil gefällt. »Was für ein entzückend altmodischer Stil«, hatte sie gesagt. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass es noch schöner wäre, wenn man diese Wand hier entfernt, dann könnte man sogar von der Küche aus das Meer sehen.«
    Nur zu, dachte Nora, während sie mit über der Brust verschränkten Armen an der Wand des Esszimmers lehnte. Kauf dir ein altes, einzigartiges, geschichtsträchtiges Haus und verwandle es in einen modernen Kasten mit offener Etagenlösung. Warum ein klassisches Esszimmer erhalten, wenn man es wie alle anderen machen kann, die ihren Stil aus Schöner Wohnen abkupfern, weil sie keine eigenen Ideen haben?
    Sie schielte zu der Frau hinüber, die jetzt Signes schöne alte Möbel begutachtete. Bevor sie es verhindern konnte, entschlüpfte ihr ein verächtliches Knurren.
    »Entschuldigung«, Ella Borman drehte sich um, »was haben Sie gesagt?«
    »Nein, nein«, erwiderte Nora hastig. »Ich hatte nur etwas im Hals.«
    Rasch wandte sie sich ab und tat so, als hätte sie in einer Ecke der Fensterbank etwas entdeckt, das entfernt werden musste.
    »Ist die Einrichtung im Kaufpreis inbegriffen?«, fragte Ella Borman und zupfte an den alten Spitzengardinen. Dann setzte sie sich auf einen der alten Esszimmerstühle und blickte über den Tisch, als gehörte das alles schon ihr.
    »Darüber haben wir noch nicht gesprochen«, erwiderte Nora.
    »Das meiste ist ja Sperrmüll, aber das eine oder andere Stück könnte man vielleicht übernehmen. Das Büfett da in der Ecke zum Beispiel. So ein bisschen Lokalkolorit ist ja immer ganz nett.«
    Nora lächelte steif.
    Wie konnte sie es wagen, Signes Eigentum als Müll zu bezeichnen? Signe hatte ihre Möbel geliebt und die meisten Stücke in ihrem ursprünglichen Zustand bewahrt, nicht nur, weil sie ihr gefielen, sondern weil ihr Vater und Großvater sie für das Haus gekauft hatten. Alle Möbel standen schon so lange an ihrem Platz, wie Nora zurückdenken konnte.
    Und jetzt sollten sie auf den Sperrmüll wandern.
    Henrik kam zusammen mit dem Makler und dem Auslandsschweden, diesem fetten Geldsack, die Treppe herunter. Severin hatte ununterbrochen die Vorteile des Hauses angepriesen, und Nora vermutete, dass es die zu erwartende Provision war, die ihn beflügelte.
    »Zu welchem Datum würden Sie das Haus übergeben?«, fragte er.
    »Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir es überhaupt verkaufen«, sagte Nora kühl.
    Henrik warf ihr einen Blick zu.
    »Über das Datum können wir reden«, sagte er und lächelte den potenziellen Käufer beruhigend an. »Wir werden uns bestimmt einig.«
    »Nun sehen Sie sich diese herrliche Aussicht an«, warf Severin in dem unbeholfenen Versuch ein, das Thema zu wechseln. »Bei schönem Wetter reicht der Blick bis fast bis nach Runmarö. Und die malerischen Waxholmfähren, die hier tagsüber vorbeifahren, runden das Bild wunderbar ab.«
    Er zeigte zum Sund hinüber.
    »Hin und wieder kommt die prächtige alte Norrskär vorbei. Das ist einer der wenigen originalen Dampfer, die noch im Schärengarten verkehren. Wenn man ein echtes, leckeres Dampfer-Steak essen will, sollte man eine Tour mit diesem Schiff machen.« Er rieb sich den Magen, um seine Worte zu unterstreichen.
    »Was meinen Sie, sollen wir mal hinunter zum Anleger gehen? Nur wenige Immobilien auf Sandhamn können sich rühmen, einenso imposanten und stabilen Bootssteg zu haben. An dem kann jede noch so große Jacht festmachen.«
    »Das hört sich gut an«, sagte Borman. »Wir haben eine Fairline von gut vierzig Fuß Länge, die braucht Platz.«
    »Und vergiss nicht all unsere Gäste«, zwitscherte seine Frau. »Wir haben viele Freunde und Bekannte im Schärengarten und werden fast immer Besuch haben.«
    Sie nestelte an ihrer großen Sonnenbrille, die sie ins Haar zurückgeschoben hatte.
    Nora hatte ein Gefühl, als würde etwas in ihr absterben. Erkannte Henrik nicht, wie oberflächlich diese Leute waren?
    Signe würde sich im Grab umdrehen, wenn sie wüsste, dass ihr geliebtes Heim von diesem schrecklichen Paar in Beschlag genommen werden sollte. Aber Henrik stand nur da und lachte, als wäre alles in bester Ordnung.
    Hatte es überhaupt Sinn, sich noch länger dagegen zu sträuben? Wo doch nicht einmal ihre eigenen Eltern Stellung beziehen wollten.
    »Das ist deine Entscheidung, Nora«, hatte ihre Mutter gesagt, als Nora ihr erzählte, wie unschlüssig sie war. »Du musst tun, was du für richtig

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