Tod im Schärengarten
Champagner musste es sein.
Für die Liebe seines Lebens war das Beste gerade gut genug.
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Kapitel 50
»Spannst du am Wochenende mal aus?«, fragte Margit und stellte die Kaffeetasse ab. Es war Freitagnachmittag halb fünf und sie saßen im Pausenraum der Polizeistation, nachdem sie den ganzen Tag letzte Zeugenvernehmungen durchgeführt hatten.
»Vielleicht fahre ich Sonntag für ein paar Stunden nach Harö. Für morgen hatte ich mir vorgenommen, das ganze Material noch mal in Ruhe durchzugehen.«
»Dann komme ich auch her.«
Margit klang müde, und Thomas schüttelte den Kopf.
»Das brauchst du nicht. Bleib du mal bei deiner Familie. Ich schaff das schon allein.«
Er hatte über vieles nachzudenken.
Gestern Abend war er bei Carina gewesen. Sie hatten Pizza gegessen, die Thomas unterwegs besorgt hatte, und jeder ein Bier getrunken. Sie war sehr verschmust gewesen, aber Thomas hatte nicht auf ihre Einladungen reagiert. Nach einer Weile war die Stimmung deutlich abgekühlt, Carina hatte zuerst geschmollt und war dann wütend geworden. Sie hatten eine lange Diskussion geführt, oder besser gesagt, Carina hatte ihm einen langen Vortrag über sein unmögliches Benehmen gehalten.
»Du musst dich endlich entscheiden, Thomas«, hatte sie schließlich mit Tränen in den Augen gesagt. »Du weißt, dass ich dich liebe. Ich bin seit über einem Jahr in dich verliebt. Aber ich verstehe nicht, was du mit unserer Beziehung willst.«
In ihrer Erregung war sie vom Esstisch in der kleinen Küche aufgesprungen und hatte sich mit dem Rücken an die Anrichte gestellt. Die dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, und es versetzte Thomas einen Stich ins Herz, als er sie so sah. Sie war so jung und verletzlich, und er war es, der sie verletzt hatte.
»Den einen Moment bist du supersüß«, fuhr sie fort, »und wir haben es superschön zusammen. Aber dann komme ich zum Dienst und du beachtest mich kaum. Und ich begreife nicht, wieso.« Sie sahihn mit festem Blick an. »Ich habe keine Lust mehr auf dieses Spiel. Wenn wir weiter zusammenbleiben wollen, bin ich nicht mehr bereit, mich verleugnen zu lassen.«
Sie verlor die Beherrschung und ihre Stimme brach. Die Augen liefen voll Tränen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und holte tief Luft.
»Schämst du dich für mich, Thomas? Begreifst du nicht, wie sich das für mich anfühlt, wenn du dich nicht öffentlich mit mir zeigen willst?«
Mit resignierter Geste wischte sie sich die Tränen ab.
»Es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte sie. »Und denk darüber nach, was du eigentlich willst. Ich werde nämlich nicht mehr lange darauf warten, dass du dich entscheidest.«
Thomas sah an ihrer zitternden Unterlippe, dass sie sich mit aller Kraft zusammenriss, um nicht vollends in Weinen auszubrechen.
Er war aufgestanden, hatte seine Jacke genommen und war ohne ein Wort gegangen.
Er schämte sich, denn sie hatte mit jedem ihrer Worte recht. Er hatte viele Stunden mit Carina zusammen verbracht, und niemand hatte ihn dazu gezwungen. Aber er hatte alles getan, um zu vermeiden, dass ihre Beziehung öffentlich wurde.
Wenn er in sich hineinhorchte, fühlte er sich immer noch unwohl bei dem Gedanken, Carina als seine Freundin vorzustellen, ein junges Ding von fünfundzwanzig.
Sofort rügte er sich selbst. Junges Ding. Schon der Ausdruck war herabwürdigend. Was war nur mit ihm los?
Unbewusst stieß er einen tiefen Seufzer aus.
»Was hast du?«, fragte Margit und unterbrach seine inneren Selbstvorwürfe.
»Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden«, erwiderte er ungewohnt mürrisch.
Es blieb eine Weile still, bevor Margit wieder das Wort ergriff.
»Dann fahre ich ins Sommerhaus, wenn wir hier fertig sind. Meine Schwester und ihr Mann kommen morgen Abend zum Essen. Ich muss meine Mädchen dazu bringen, dass sie bleiben und ihrer Tante und ihrem Onkel Gesellschaft leisten.«
»Haben sie denn was anderes vor?«, fragte Thomas.
»Im Moment ist es fast unmöglich, sie am Wochenende abends anzutreffen«, sagte Margit. »Sie sind jeden Abend unterwegs, besonders jetzt in den Sommerferien.« Sie klang ein wenig resigniert.
»Teenager sind wohl so«, sagte Thomas.
»Schon, aber ich habe diese ständigen Diskussionen darüber, wie sie aussehen und wo sie hingehen, so satt. Ganz zu schweigen von dem leidigen Thema, wann sie abends zu Hause sein müssen.«
»Kannst du ihnen nicht Bertil auf den Hals hetzen?«, sagte Thomas halb aufmunternd, halb im
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