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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Scherz.
    Margits Mann Bertil, Lehrer von Beruf, war ein freundlicher, lieber Gemütsmensch und wirklich niemand, der anderen Leuten einen Schrecken einjagen konnte. Thomas hatte ihn erst einige Male getroffen, aber sich oft gefragt, wie Bertil es schaffte, seine Oberstufenschüler im Zaum zu halten. Wenn es Schüler gab, die unerträglich waren, dann in der Oberstufe.
    Margits skeptischer Gesichtsausdruck machte Thomas klar, dass sein Vorschlag gleichermaßen realitätsfremd wie undurchführbar war. Ihr Blick gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie man mit Teenagern umgehen musste.
    »Die Sache ist die, Thomas«, sagte sie in einem beinahe belehrenden Tonfall, »dass es ein spezielles Band zwischen Mutter und Tochter gibt, vor allem, wenn die Tochter, oder in diesem Fall die Töchter, in der Pubertät sind. Glaub mir«, ihr entschlüpfte ein kleiner Seufzer, »es hat überhaupt keinen Zweck, Bertil da mit reinzuziehen.«
    Sie trank einen Schluck und stellte die Tasse ab.
    »Alles hat seine Zeit. Wenn der achtzehnte Geburtstag erst überstanden ist, werden sie am nächsten Morgen aufwachen und ganz normale Menschen sein.« Sie lächelte matt. »Hoffentlich.«

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Kapitel 51
    Eva Timell lag hellwach in ihrem Bett. Sie hatte die Augen geschlossen, aber der Schlaf wollte sich nicht einfinden.
    Ihr Kummer war unbeschreiblich. Ihr Zorn auch.
    Nach der Beisetzung war sie drauf und dran gewesen, zu Sylvia zu gehen, die nur wenige Meter von ihr entfernt gestanden hatte. Tagsüber gehörte er mir, hatte sie vorgehabt zu sagen, und du hast wohl keine Ahnung, wem er nachts gehörte. Dir jedenfalls nicht. Nur dass du es weißt.
    Aber Sylvia war umringt gewesen von Trauergästen, die ihr kondolieren wollten. Da hatte sie der Mut verlassen. Und wozu einen öffentlichen Skandal anzetteln? Davon wurde Oscar auch nicht wieder lebendig.
    Also hatte sie es sein lassen. Stattdessen war sie mit den anderen zum Begräbniskaffee gegangen und hatte sich ganz normal benommen. Hatte mit gefühllosen Lippen höflich Konversation betrieben und versucht, so wenig wie möglich zu sagen. Sobald sie konnte, war sie davongeschlichen und auf direktem Weg nach Hause gefahren. Hatte sich mit Blofeld auf dem Schoß und einem Glas Wein in die Sofaecke verkrochen.
    So hatte sie stundenlang gesessen, versunken in Erinnerungen an Oscar und all ihre gemeinsamen Stunden. Schließlich hatte sie ein heißes Bad genommen und war zu Bett gegangen. War erschöpft eingeschlafen und erst nach zehn Stunden wieder aufgewacht.
    Aber jetzt wollte der Schlaf einfach nicht kommen. So wie in den meisten Nächten, seit sie die Nachricht erhalten hatte. Fast jeden Abend brauchte sie mindestens eine halbe Flasche Wein, um überhaupt wegdämmern zu können. Und am nächsten Morgen erwachte sie viel zu früh, mit hämmernden Kopfschmerzen und zugeschnürtem Hals. Unfähig, wieder einzuschlafen, obwohl sie wusste, wie müde sie den Tag über sein würde.
    Sie versuchte, sich zur Entspannung zu zwingen. Holte tief Luft und spannte Bein- und Armmuskeln zehn Sekunden lang fest an.Atmete aus und ließ die Glieder erschlaffen. Wiederholte die Übung dreimal. Atmete in tiefen Zügen ein und aus, um dem Körper innere Ruhe vorzutäuschen, damit er losließ und sich dem ersehnten Schlaf hingab.
    Manchmal funktionierte das, aber jetzt nicht. Sie war überhaupt nicht müde. Nur wütend und unglücklich. Und schrecklich vom Leben enttäuscht. Was hatte sie sich in all diesen Jahren nicht ihm zuliebe versagt. All die Jahre, die sie gewartet und gehofft hatte. Jetzt stand sie da, ohne eigene Familie, mit einer weißen Katze als einziger Gesellschaft.
    Was ist nach dieser ganzen Zeit von mir übrig geblieben?, dachte sie und schmeckte bittere Galle im Mund. Wer soll sich jetzt um mich kümmern, Oscar? Wer?

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Samstag, dritte Woche
Kapitel 52
    Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen? War sie wirklich so versessen darauf, den Familienfrieden zu bewahren?
    Nora versuchte, in sich hineinzuhorchen, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Aber wie sonst sollte sie erklären, dass sie nun hier vor der Brand’schen Villa stand, um Herrn und Frau Schweizerkäse zu Diensten zu sein? Ihre richtigen Namen waren Ivar und Ella Borman, aber insgeheim hatte Nora sie umgetauft. Sie hatte sie von Anfang an nicht leiden können, genau wie diesen schleimigen Makler, diesen übereifrigen Severin.
    Frau Schweizerkäse ging gerade durch das Erdgeschoss und inspizierte die

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