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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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klang, und senkte den Blick auf ihren Teller. Isabelle war immer so von sich überzeugt. Niemand durfte an ihren Ansichten rütteln. Beschämt spürte sie, wie sie rot wurde, aber dann nahm sie allen Mut zusammen. Diesmal sollte Isabelle nicht das letzte Wort behalten.
    »Vielleicht hat er Geschäfte mit jemandem gemacht, der keine weiße Weste hatte? Ich habe mich immer gewundert, wie Oscar es sich leisten konnte, so ein Leben zu führen. Er hatte doch nicht geerbt, oder?«
    Sie blickte entschuldigend in die Runde. Es war unfein, über Geld zu reden, das wusste sie, aber die Sache mit Oscar und seinen Finanzen war doch merkwürdig.
    Insgeheim studierte sie in den Klatschblättern immer die Ranglisten mit den reichsten Schweden. Obwohl viele ihrer Freunde darunter waren, hatte sie Oscar nie auf einer dieser Listen entdeckt. Es war ungewöhnlich, dass jemand mit einem solchen Lebensstandard kein Vermögen hatte, von dem man wusste.
    Selbstverständlich hätte Ann-Sofie niemals zugegeben, dass sie sich über Kapital und Einkünfte ihrer Bekannten auf dem Laufenden hielt, aber sie machte sich so ihre Gedanken darüber, wie die Dinge wirklich lagen. Es musste zum Beispiel eine enorme Summe gekostet haben, sich dieses Swan-Boot anzuschaffen.
    Jetzt sah sie, wie Isabelle die Lippen kräuselte. Die reiche Isabelle, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, war sich natürlich viel zu fein, um über Geld zu reden.
    Wieso war Isabelle immer so überheblich?, dachte sie. Wieso musste sie immer über andere triumphieren, die ihr, wie sie meinte, nicht das Wasser reichen konnten? Jeder wusste doch schon, wie elegant und weltgewandt sie war. Und superschlank natürlich, im Gegensatz zu Ann-Sofie, die ständig mit ihren überflüssigen Pfunden kämpfte.
    Ann-Sofie kam sich auf einmal fett und plump vor.
    Ingmar von Hahne, der viel netter als seine Frau war, sprang ihr zur Seite.
    »Vielleicht war es jemand, der Oscar den Erfolg neidete«, sagte er philosophisch und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Oscar hat schließlich eine Menge erreicht in seinem Leben, nicht wahr?«
    Ann-Sofie lächelte dankbar zurück. Sie konnte nicht begreifen, wie ein so sympathischer Mann es mit einem solchen Drachen aushielt. Sie hatte nie gehört, dass er ein böses Wort zu Isabelle gesagt hätte, im Gegenteil, meistens schwächte er ihre verletzenden Worte mit einem schnellen Kommentar oder einer leicht ironischen Bemerkung ab.
    Ingmar war ein vollendeter Gentleman, das war er wirklich. Und dazu war er noch adlig.
    »Möglicherweise war es jemand, der verhindern wollte, dass Oscargrößenwahnsinnig wird«, fuhr Ingmar fort. »Die griechischen Götter straften denjenigen, der sich für unbesiegbar hielt. Oscar hatte alles, vielleicht war es zu viel für einen einzelnen Mann?«
    »Wie kannst du so etwas sagen!«, zischte seine Frau und funkelte ihn verärgert an. »Es liegt doch auf der Hand, dass Oscar von einem Verbrecher erschossen wurde. Einem Killer aus der Unterwelt, genau wie Britta gesagt hat. Wahrscheinlich war er auch noch Ausländer.«
    Sie wandte sich abrupt zu Hans Rosensjöö um.
    »Noch etwas Lammfilet?«
    Ingmar von Hahne zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck von dem Wein, der dunkelrot in seinem Glas schimmerte.
    Fast wie Blut. Wie Oscars Blut.

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Kapitel 54
    Diana Söder blickte sich im Zimmer um und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Die Wohnung kam ihr schmutzig vor, als wäre jemand mit lehmigen Stiefeln bis in die entferntesten Ecken gekrochen und hätte den schönen Teppichboden verdreckt.
    Der Text auf dem Bildschirm flimmerte vor ihren Augen. Sie zog den Morgenrock fester zusammen. Obwohl es nicht kalt im Zimmer war, fror sie. Sie fühlte sich ungeschützt, wie ausgeliefert, obwohl sie sich in ihrer eigenen Wohnung befand, das Sicherheitsschloss abgesperrt und die Kette vorgelegt war.
    Sie ging in die Küche und füllte ihr Weinglas auf. Ihre Hand zitterte, als sie den Schraubverschluss wieder auf die Flasche setzen wollte, und sie verschüttete ein paar Tropfen.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie biss die Zähne zusammen. Jetzt nur nicht in Panik geraten.
    In ihrem elektronischen Postfach lagen vier Mails, die in den letzten Tagen gekommen waren. In allen stand fast dasselbe wie in der ersten Mail.
    Lange, hasserfüllte Sätze, die im Detail beschrieben, wie sie angeblich das Gewehr genommen hatte, aufs Meer hinausgefahren war und Oscar mit kalter Berechnung abgeknallt hatte. Falls sie

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