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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Dutzend verschiedene Gesichter, versuchte mir den Klang ihrer Stimme vorzustellen und sie zu berühren, während sie das Kleid trug, das sowohl für Trauerfeierlichkeiten als auch für Abendgesellschaften geeignet war.
    Endlich schlief ich ein, und die Briefe lagen auf mir und knisterten beim Heben und Senken meiner Brust.
    Entweder fällt mir jetzt das Schreiben leichter - oder ich bin froh, endlich bei Justine angelangt zu sein. (Was waren schon die Frauen, die ich als Landarbeiter hatte, im Vergleich zu ihr? Stechginsterbüsche, denen man achtlos wieder den Rücken kehrte, wenn man an sie geraten war.) Ich erkenne sehr wohl, daß es sich nicht nur darum handelt, sich an die Vergangenheit zu erinnern und sie heraufzubeschwören, sondern gleichzeitig um ein echtes neues Erleben, denn die Wahrheit ist - und du, mein Leser, wer immer du auch sein magst, solltest dir diesen Punkt stets vor Augen halten, falls ich vergesse, diese Warnung zu wiederholen -, daß ich mich beim besten Willen nicht mit Sicherheit erinnern kann, wie es damals vor zwanzig Jahren auf jenem verdammten Schiff war. Zwanzig Jahre sind eine zu lange Zeit. Ich bin heute anders, ganz anders als damals.
    Aber ich kann mich noch daran erinnern, was jener Mann, der ich damals war, beim Lesen von Justines Briefen fühlte. Noch immer höre ich die Seiten auf meiner Brust rascheln, obwohl ich damals schlief.
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich besser im Kopf, vielleicht weil er so sehr von Justine erfüllt war. Ich schalt mich selbst einen Narren. Aber wir waren seit 19 Monaten fast ununterbrochen auf See gewesen, und die dramatischen Umstände, unter denen die Briefe in meine Hände gelangt waren, hatten einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Sonne stand schon im Westen, als ich auf die Brücke ging, um den Autopiloten zu kontrollieren, und die Hitze des Tages war vorüber.
    Unsere Fahrt wurde bereits verlangsamt. Schon konnte man am fernen Horizont die Brandung und die Klippen erkennen, die äußerste Grenze, die den trostlosen Strich der südwestafrikanischen Küste schützt, wo der Atlantische Ozean die Namib trifft. Ich rief das Achterdeck, um zu erfahren, wie es mit der Reparatur des Autonavigators stand. Nach einer kleinen Weile meldete sich Abdul Demone.
    »Ich bin leider nicht viel weitergekommen, Kapitän«, sagte er. Sein Gesicht auf dem Visiophonschirm war völlig ausdruckslos; er trug noch immer den auf die Stirn geschobenen Bildzerleger. »Bei dem Reparaturrobot hat sich durch die Hitze etwas verklemmt, und ich versuche, ihn wieder in Gang zu bringen. Ich hoffe, daß ich es bald geschafft habe.«
    »Großer Gott, Mann, lassen Sie doch den Robot - machen Sie sich selbst an den Navigator. Den brauchen wir nämlich noch vor Ablauf der Deckwache. Wo haben Sie bloß Ihre Gedanken? Nehmen Sie den Bildzerleger aus dem Gesicht und tun Sie endlich etwas, Demone.«
    »Ich sitze jetzt schon den ganzen Tag hier.«
    »Es ist mir völlig gleichgültig, wo Sie den ganzen Tag waren - ich wünsche endlich ein Ergebnis zu sehen. Welcher Robot ist außer Betrieb?«
    »Der auf dem Hauptdeck.«
    »Dann holen Sie sich den vom A-Deck. Sie hätten diese Störung schon eher melden sollen.«
    »Ich habe die Brücke gerufen, Sir, aber da war auch niemand.«
    »Schon gut, aber jetzt gehen Sie endlich an die Arbeit, Demone.«
    Ich schaltete das Visiophon ab. Der Mann hatte mich an einem wunden Punkt erwischt. Ich hätte auf der Brücke sein müssen oder jemand anderen bestimmen sollen, der die Wache übernahm. In dem Maße, wie die Frachter veralteten, war auch die menschliche Besatzung der vollautomatischen Schiffe fast überflüssig geworden; fast, aber nicht ganz. Der allerletzte Schritt in der Automatisierung war nie konsequent getan worden. Man hatte wohl davon gesprochen, aber irgend etwas, das tief in der menschlichen Mentalität verwurzelt ist, hatte die Konstrukteure von diesem letzten logischen Schritt abgehalten. Was ich und meine spärliche Besatzung an nützlicher Arbeit leisteten, hätte von Kyborgs und Robotern viel besser erledigt werden können. Vielleicht war ihnen die Vorstellung zu gespenstisch, daß die riesigen grauen Schiffe, die so selten Land anliefen, über die Meere fuhren, ohne daß eine menschliche Gestalt, und sei sie noch so hilflos, am Ruder stand.
    So führten wir ein reines Parasitendasein und störten den Schiffsbetrieb eher, als daß wir ihm genutzt hätten. Dieses Gefühl der Nutzlosigkeit verstärkte sich, wenn wir einen Hafen

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