Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
zu Ende anhören wollen, aber ich konnte nicht anders, ich mußte lachen. Ich wandte mich zu Di um, der ebenfalls grinste.
    »Der Mann ist ein Wunder, Di! So etwas nenne ich einen Gelehrten! Das Essen auf der Trieste Star ist miserabel, und Thunderpeck bringt es fertig, aus dieser Tatsache eine hochwissenschaftliche Abhandlung zu machen. Hören Sie auf damit, Doc! Sie sind verrückter als wir beide zusammen.«
    »Nun behaupten Sie bloß nicht, daß die Tatsache, daß das Essen schlecht ist, beweist, daß dieser alte Kahn nicht von Unheil verfolgt ist«, sagte Di.
    »So laßt mich doch ausreden!« protestierte Thunderpeck. Aber Di sprang auf und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum.
    »Es ist dieser Kadaver in dem Kasten da drüben!« sagte er. »Der bringt uns das Unheil! Los, Kapitän, überlassen wir den alten Doc seinen Theorien und sehen wir zu, daß wir das verdammte Ding loswerden.«
    Sein fleckiges Gesicht flammte, während er über das Deck rannte. Ich folgte ihm, voller Aufregung und doch von Furcht gepeinigt. Wenn Di sich nun plötzlich in die Gestalt verwandelte? Aber er blieb derselbe, in seinen blauen Hosen und dem weißen Unterhemd, und wir kamen vor dem Kasten an, in den ich den Toten eingesperrt hatte, jenen Kadaver, der für mich zum Postboten geworden war.
    »Hören Sie nur, wie die Fliegen darin summen!« rief Di. Er hämmerte gegen die Tür und lachte dabei. »Komm raus, komm raus, wer immer du auch sein magst, du mit den ausgehackten Augen! Es ist Zeit für ein kleines Bad.«
    Wir öffneten die Tür, und der Kadaver quoll uns entgegen.
    »Machen Sie die Gurte auf und nehmen Sie ihm das Antigrav-Gerät ab«, sagte ich. »Das wollen wir behalten.«
    »Nein, wir stellen es bloß ab und werfen alles zusammen über Bord.«
    »Nein, wir nehmen ihm das Gerät ab, Di - es hat einen beträchtlichen Wert.«
    »Nein, wir werfen alles zusammen ins Meer.«
    Wir begannen miteinander zu streiten, während der Kadaver steif und teilnahmslos zwischen uns schwebte. Dann erschien Thunderpeck und machte alles nur noch schlimmer. Er war dafür, die Leiche in einem Gefrierfach aufzuheben und ihr ein anständiges Begräbnis zu geben, sobald wir die Küste erreicht hätten. Es war ein höchst albernes Gezänk. Wir waren alle hochgradig erregt, und der Anblick von Dis pickeligem Gesicht machte mich rasend.
    Schließlich berief ich mich auf meinen Rang und brachte sie dazu, das Antigrav-Gerät abzuschalten und der Leiche abzunehmen. Außer Betrieb war der Apparat sehr schwer, und die Haltegurte waren salzverkrustet und knochenhart. Aber endlich hatten wir es geschafft. Ich sah, daß auf dem Gerät »Made in Nigeria« eingestanzt war; dort wurde hochwertige Forschungsarbeit geleistet. Auch die Trieste Star stammte aus einer Werft in Port Harcourt.
    Di trat zurück und betastete sein Gesicht, als Thunderpeck und ich den Leichnam aufhoben und zur Reling trugen. Thunderpeck erhob noch einmal einen Einwand.
    »Über Bord mit dem Satan!« schrie ich. »Er bedeutet Unglück für uns.«
    Wir schwangen ihn auf die Reling und ließen ihn los. Sich ein paarmal überschlagend fiel er hinunter, hinunter in das braune Wasser, das die Schiffsseite entlangschoß. Braun? Ich blickte auf und sah, wo wir waren. Die Sonne stand schon tief und warf den Schatten des Schiffes weit über das Wasser. Um uns herum waren überall Klippen, deren Spitzen ab und zu aus der Brandung hervorstachen, manchmal aber auch unter dem Gischt verborgen blieben. Der ganze Ozean war mit weißem Schaum bedeckt und das Wasser braun von Sand. Nur hinter uns konnte ich noch ruhiges blaues Wasser sehen.
    »Wir laufen auf!« schrie Thunderpeck. Sein riesiges zerfurchtes Gesicht verzerrte sich, während er laut rufend nach vorn rannte und die Leiter zur Brücke hochkletterte.
    »Kommen Sie wieder herunter! Der Autopilot ist angeschaltet. Alles ist in Ordnung!« rief ich ihm zu.
    In der Vergangenheit waren viele Schiffe den Tücken dieser Küste zum Opfer gefallen. Aber ein großer Teil der Klippen war weggesprengt worden, als die Herstellung von Kulturerde einen stärkeren Aufschwung nahm und immer mehr Frachter herkamen; und die automatischen Schiffsgeräte, die ständig und ohne Pause wachten und ununterbrochen ihre Echolotsignale und Taststrahlen nach vorn schickten, gaben die Gewähr, daß dort heutzutage kein Schiff mehr strandete. Trotzdem konnte ich Thunderpecks Panik verstehen. Man konnte wirklich die Nerven verlieren, wenn man sich so plötzlich von Klippen

Weitere Kostenlose Bücher