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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Titel des Großkönigs in Tara. Er fordert darüber hinaus, das Großkönigtum solle nicht nur eine von den Provinzkönigen übertragene Ehre sein, sondern eine tatsächliche, daß also der Großkönig echte Macht über alle fünf Königreiche von Éireann ausüben solle.«
    Fidelma musterte ihn mißtrauisch.
    »Und was sagt Sechnassach dazu?«
    »Du kennst Sechnassach«, erwiderte Ibor. »Er hält sich streng an das Gesetz. Er ist König der südlichen Uí Néill von Tara und erkennt die Ehre des Großkönigtums dankbar an, die ihm nach dem Gesetz
Míadslechta
zusteht. Doch wie das
Míadslechta
sagt: Warum stehen die Provinzkönige höher als der Großkönig?«
    »Weil sie den Großkönig bestimmen und ernennen«, unterbrach ihn Fidelma und zitierte den Text, »während der Großkönig nicht die Provinzkönige bestimmt.«
    Ibor nickte anerkennend.
    »Du hast recht,
dálaigh
von Cashel. Sechnassach würde seinen vollen Sühnepreis von vierzehn
cumals
verwirken, wenn er dieses Gesetz jemals bräche.«
    »Besteht die Möglichkeit, daß er das tut?«
    »Nicht, solange er lebt. Aber von den nördlichen Uí Néillkann man das nicht sagen, auch nicht von Mael Dúin von Ailech. Er ist sehr ehrgeizig. Sein Ehrgeiz ist noch gewachsen, seit er eine Pilgerfahrt nach Rom unternahm, bevor er die Krone von Ailech erhielt.«
    »Wie das? Was hat eine Pilgerfahrt nach Rom damit zu tun?«
    »Er sah die Größe Roms und wurde angezogen von der römischen Art des Glaubens. Er ging zu einem in Rom ausgebildeten Beichtvater und Priester, und der berichtete ihm von den großen weltlichen Reichen und den Völkern, die unter die Oberherrschaft der römischen Kaiser gerieten.«
    »Es gibt manche in den fünf Königreichen, die sich Rom ergeben zeigen«, meinte Fidelma. »Aber Ergebenheit gegenüber Rom ist doch wohl eine Sache des persönlichen Gewissens? Mein Gefährte Eadulf hält der römischen Glaubensart die Treue, im Gegensatz zu mir, die ich mich der Kirche Colmcilles verbunden fühle. Wir streiten uns nicht, sondern führen fruchtbare und freundschaftliche Gespräche.«
    »Das ist in Ordnung, Fidelma von Cashel. Jeder geht seinen eigenen Weg. Aber wenn man auf einen Weg gezwungen wird, den man nicht gehen will, entsteht Zwietracht.«
    »Dann denkt dieser Mael Dúin also, er könne seinen Glauben anderen aufzwingen?«
    »Ja, das tut er, und zwar auf zweifache Weise. Erstens, was die Religion angeht, und zweitens hat er sich dafür begeistern lassen, auf dieser Insel ein Feudalreich zu schaffen von der Art, wie er es in Rom kennengelernt hat, ein zentrales Reich, das von einem Kaiser regiert wird. Und dieser Kaiser möchte er selbst werden.«
    Fidelma atmete tief durch.
    »Ich begreife langsam, worauf du hinauswillst. Mael Dúin von Ailech möchte zuerst die südlichen Uí Néill in sein Königreich von Ailech einbeziehen. Dann will er Anspruch auf das Großkönigtum erheben und es von einem Ehrentitel, der zwischen den Provinzkönigen wechselt, in eine einzige Dynastie verwandeln, die die Oberhoheit über alle fünf Königreiche behält und so herrscht wie einst die römischen Kaiser?«
    »Das ist genau das, was er anstrebt«, bestätigte Ibor.
    »Dann müssen die Könige der Provinzen vor dem Ehrgeiz Mael Dúins gewarnt werden. Sie würden einen solchen Eingriff in Recht und Moral niemals dulden.«
    »Aber es geht um noch mehr.«
    »Wie das?« Fidelmas Miene war finster.
    »Wie ich schon sagte, hat sich Mael Dúin die Unterstützung Ultans von Armagh gesichert.«
    »Ich weiß, daß Ultan seit langem die Übernahme der Regeln Roms für unsere Kirche befürwortet und es vorzieht, den Titel
archiepiskopos
zu führen an Stelle von Comarb. Aus Höflichkeit nennen ihn viele so, ich selbst auch. Ich weiß, daß er unsere Kirche nach dem Muster Roms umgestalten möchte, aber selbst Ultan kann doch nicht glauben, daß er das Gesetz unseres Königtums verändern könnte.«
    »Warum nicht? Wenn Mael Dúin von Ailech meint, er könne das, warum nicht auch Ultan? Wenn Mael Dúin ein mächtiges Großkönigtum in Tara errichten kann, das den römischen Ritus und die römische Organisation bevorzugt, dann wird auch Armagh groß werden, weil es zur
puruchia
des Großkönigs gehört. Ultan will das Oberhaupt desGlaubens in Irland werden, so wie Mael Dúin ein Großkönig mit wirklicher zentraler Macht werden will.«
    Beunruhigung ergriff Fidelma, als sie über das ganze Ausmaß dessen nachdachte, was Ibor ihnen da enthüllte.
    »Das erklärt viel von

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