Tod im Tal der Heiden
Stützpunkt zu machen, bis wir mehr wußten. Dann traten zwei Ereignisse ein.«
»Welche?«
»Erstens meldeten meine Späher, während wir uns noch in den Bergen verborgen hielten, daß die Krieger aus Ailech die Gefangenen niedergemetzelt hatten. Das geschah in denUntiefen eines Flusses hinten in den Bergen, wahrscheinlich, um die Tat zu verschleiern, denn das Blut wurde vom Wasser weggeschwemmt. Als meine Späher mich herangeholt hatten, waren die Leichen bereits entkleidet, auf die Wagen geladen und durch das Tal gefahren worden – wie gesagt, zu der Stelle, wohin die Frau die beiden Krieger vorher geführt hatte. Wir wollten ihnen folgen, doch dann sahen wir die Wagen leer zurückkommen zusammen mit den Kriegern von Ailech. Die Leichen waren fort. Der eine Wagen war mit den blutigen Kleidungsstücken der Opfer beladen. Beide Wagen fuhren mit ihrer Eskorte nach Norden.«
Angeekelt von der Erinnerung, strich er sich mit der Hand über den Mund.
»Sprich weiter«, drängte ihn Eadulf, gefesselt von der schrecklichen Schilderung.
»Dann berichteten meine Späher, daß ihr auf der Ebene angekommen wart und dort hieltet, wo die Leichen abgeladen worden waren. Nach einer Weile konnten wir von unserem Beobachtungspunkt in den Bergen aus sehen, daß du und Bruder Eadulf die Ebene durchquertet und von einer Kriegerschar mit einer Frau an der Spitze begrüßt wurdet. Dem Anschein nach war es dieselbe Frau, die sich vorher mit Mael Dúins Kriegern getroffen hatte.«
Nun fragte Fidelma: »Was geschah dann?«
»Ich überlegte noch, wie ich weiter vorgehen sollte, als meine Männer meldeten, daß einer der Krieger, von dem ich jetzt weiß, daß es Artgal war, zu der Stelle ritt, an der die Leichen lagen, und diese untersuchte. Ihr beide und die Frau wart in der Schlucht verschwunden. Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, wer ihr wart oder wonach Artgalsuchte. Ich wußte nicht einmal genau, was vorgegangen war. Erst als Artgal und seine Männer fort waren, wagten wir uns zu dem Ort hin.«
Er erschauerte unwillkürlich.
»Ich habe im Krieg viele üble Taten erlebt, die die Menschen im Fieber des Kampfes verübten, aber ich kann mich an keine erinnern, die diesem Greuel nahekam. Ich ging mit meinen Spähern hin und sah, daß die Leichen verstümmelt worden waren – es war der Dreifache Tod, mit dem die Geschichtenerzähler uns als Kinder erschreckten. Erst als ich erkannte, wie die Leichen angeordnet waren, ging mir auf, welche Bedeutung das hatte.«
»Warum hast du mir nicht gesagt, was du wußtest, als du nach Gleann Geis kamst, anstatt so zu tun, als wärest du ein Pferdehändler?« erkundigte sich Fidelma. »Es war eine schlechte Verkleidung, die leicht zu durchschauen war.«
Ibor lächelte schief.
»Es war die einzige Verkleidung, die mir einfiel, um in das Tal zu gelangen. Aber warum ich dir nichts sagte – ich wußte nicht, wer du warst. Als Laisre uns einander vorstellte, kannte ich nur deinen Ruf. Doch ich hörte, dein Begleiter sei ein römischer Mönch.« Er schaute Eadulf an. »Er hätte einer von Mael Dúins Leuten sein können oder ein Anhänger Ultans. Ich konnte dir nicht trauen. Ich konnte nicht wissen, ob du zu den Komplizen des Komplotts gehörtest oder nicht. Ich hatte jedoch den Verdacht, daß Orla dazugehörte, denn sie war es, die sich mit Bruder Solin und den Schlächtern aus Ailech getroffen hatte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, daß Mael Dúin ein solches Komplott nicht allein oder nur mit Solins Unterstützung schmieden oder durchführen konnte. Wenn es zum Erfolg führen sollte,brauchte er wenigstens einen Verbündeten in Gleann Geis.«
Eadulf nickte langsam.
»Was geschah, als Colla später an den Ort das Massakers kam? Habt ihr beobachtet, was er tat?« fragte er.
»Wir versteckten uns vor Colla und seinen Leuten. Ich hatte zwei Männer ausgesandt, die die Spuren der Krieger aus Ailech verfolgen sollten. Sie taten das bis zur Grenze der Uí Fidgente und kehrten dann zurück mit der Nachricht, daß diese Abkömmlinge des Bösen eindeutig auf dem Rückweg zu ihrem Herrn und Meister in Ailech waren. Wir sahen zu, wie Colla das Tal eine Weile absuchte. Er ritt bis zu den Vorbergen, in denen wir uns verborgen hielten. Danach kehrte er um nach Gleann Geis.«
Fidelma lehnte sich zurück.
»Darauf hast du beschlossen, als Pferdehändler verkleidet nach Gleann Geis zu kommen, um zu sehen, was dort vor sich ging?«
Ibor bejahte es mit einer Geste.
»Dann fügte
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