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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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große Krähen, die mutiger waren als die anderen, auf und senkten sich dann auf eine der Leichen herab, in deren weißes Fleisch sie ihre Krallen bohrten. Eadulf schluckte, brach sein poetisches Gebet ab, murmelte einen raschen Segen für die Ruhe der Seelen der jungen Männer und machte sich eilig auf den Weg.
    Fidelma hatte ihre Pferde von dem Busch losgebunden und hielt die unruhigen Tiere an den Zügeln. Nicht nur der Verwesungsgeruch störte die Pferde, sondern auch die gierigen Laute der Vögel, die nun über ihre Beute herfielen. Fidelma und Eadulf saßen auf und ritten los.
    »Sobald es geht, möchte ich hierher zurückkehren und die Spuren verfolgen, um zu sehen, ob wir dadurch mehr erfahren können«, erklärte sie und blickte über die Schulter zu den fernen Bergen.
    Eadulf schüttelte sich.
    »Wäre das klug?«
    Fidelma schmollte.
    »Klugheit hat wenig damit zu tun.« Dann lächelte sie. »Nach meiner Berechnung sind wir nicht mehr weit von Gleann Geis entfernt. Es liegt hinter den nächsten Bergen, westwärts von hier durch dieses Tal. Wir werden hören, was Laisre dazu zu sagen hat. Wenn er behauptet, er wüßte nichts davon, können wir unsere Verhandlung dort schnell abschließen, zurückkommen und den Spuren nachgehen.«
    »Vielleicht regnet es bald, und sie werden weggespült«, meinte Eadulf prompt und mit leiser Hoffnung in der Stimme.
    Fidelma blickte zum Himmel auf.
    »Bis übermorgen regnet es nicht«, erklärte sie zuversichtlich. »Wenn wir Glück haben, bleibt es noch ein paar Tage trocken.«
    Eadulf hatte es längst aufgegeben, sie zu fragen, wie sie denn das Wetter vorhersagen könne. Sie hatte ihm oft erläutert, daß sie die Pflanzen und die Wolken beobachtete, aber das überstieg seinen Verstand. Jetzt ging er einfach davon aus, daß sie unweigerlich recht hätte. Er schaute zurück auf die sich vollstopfenden Raben, und es schauderte ihn sichtlich.
    Fidelma bemerkte den Abscheu in seiner Miene und sagte: »Sieh es gelassen an, mein Bruder in Christo. Sind nicht Raben und Krähen auch ein Teil der großen Schöpfung, und hat nicht der Schöpfer diesen Aasfressern auch eine Rolle zugedacht?«
    Eadulf war nicht überzeugt.
    »Das sind Schöpfungen des Satans, nichts weiter.«
    »Wieso?« fragte Fidelma spöttisch. »Zweifelst du an den Lehren deines eigenen Glaubens?«
    Eadulf schaute sie verständnislos an.
    »Erstes Buch Mose«, zitierte Fidelma. »›Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.‹« Fidelma hielt inne und verzog das Gesicht.
» ›Und allerlei gefiedertes Gevögel‹«,
wiederholte sie mit Betonung. »Die Schöpfungsgeschichte sagt nicht, allerlei Gevögel mit Ausnahme der Aasfresser.«
    Eadulf schüttelte den Kopf und wollte ihr Zitat nicht anerkennen.
    »Es steht mir nicht zu, die Schöpfungsgeschichte in Frage zu stellen. Aber Gott hat uns den freien Willen gegeben, und damit erlaubt er mir, meinen Abscheu gegen solche Tiere kundzutun.«
    Fidelma konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. Doch wollte sie ehrlich sein, mußte sie zugegeben, daß sie solche Diskussionen über den Glauben mit Eadulf genoß.
    Sie hatten die dichte schwarze Masse der krächzenden Aasfresser, die nun den Boden bedeckte, weit hinter sich gelassen und spornten ihre Pferde zu schnellerer Gangart an.
    »Was willst du tun, wenn wir diesen Laisre treffen?« erkundigte sich Eadulf. »Ich meine wegen der Leichen? Willst du eine Erklärung von ihm verlangen?«
    »Das hört sich an, als ob du ihn für schuldig hältst.«
    »Die Annahme erscheint mir logisch.«
    »Annahmen sind keine Tatsachen.«
    »Was willst du dann tun?«
    »Tun?« Einen Moment überlegte sie. »Nun, den Rat meines Bruders befolgen. Darauf achten, was ich sage, wann ich es sage und zu wem!«

KAPITEL 4
    Sie waren kaum eine Meile weit durch das Tal geritten, da hörten sie den Hufschlag nahender Pferde. Unmittelbar vor ihnen lag der Eingang in eine Schlucht, die sich zwischen zwei Granitbergen erstreckte und in der der Weg, den sie nehmen wollten, verschwand. Aus dieser Richtung kamen die deutlich vernehmbaren Geräusche der Reiter.
    Eadulf litt noch unter dem Entsetzen des Anblicks von vorhin und

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