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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wiesen entweder den Stab oder das Schwert vor als symbolische Verkündigung von Frieden oder Krieg.
    »Mein Bruder erwartet einen Vertreter aus Cashel«, gab Orla langsam zu und blickte vom Stab auf und Fidelma unsicher ins Gesicht. In ihrem Ton schwang widerwilliger Respekt mit. »Aber es sollte ein Vertreter sein, der die Vollmacht besäße, mit Laisre über kirchliche Fragen zu verhandeln. Jemand mit der Vollmacht …«
    Fidelma unterdrückte einen Seufzer der Ungeduld.
    »Ich bin Anwältin bei den Gerichten der Brehons und besitze den Grad eines
anruth
. Ich bin der Vertreter, den er erwartet, und ich spreche für meinen Bruder Colgú, seinen König.«
    Orla vermochte ihre Überraschung nicht zu verbergen. Der Grad eines
anruth
war der zweithöchste, den die kirchlichen und weltlichen Hochschulen Irlands zu vergeben hatten. Fidelma konnte mit Königen verkehren, sogar mit dem Großkönig, von kleinen Fürsten ganz zu schweigen.
    Die Dunkelhaarige schluckte schwer und war spürbar beeindruckt, doch ihre Miene blieb hart und unfreundlich.
    »Im Namen von Laisre von Gleann Geis heiße ich dichwillkommen,
techtaire .«
Eadulf brauchte einen Augenblick, um das alte Wort für Gesandter zu verstehen. Orla fuhr fort: »Doch dir als einer Vertreterin der neuen Religion von Christus sage ich, du bist hier nicht willkommen. Der Fremde, den du mitbringst, ist es auch nicht.«
    Fidelma beugte sich vor und fragte klar und deutlich: »Soll das eine Drohung sein? Sind die geheiligten Gesetze der Gastfreundschaft im Lande Laisres abgeschafft? Nimmst du das Schwert anstatt dieses Zeichens hier?«
    Sie erhob den weißen Stab und hielt ihn Orla fast kampfbereit entgegen. Die Sonne glänzte hell auf der goldenen Figur des Hirsches.
    Orlas Wangen röteten sich, und sie hob trotzig das Kinn.
    »Ich bedrohe dein Leben nicht. Nicht einmal sein Leben.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf Eadulf. »Dir wird nichts geschehen und dem Fremden auch nicht, solange er unter deinem Schutz steht. Wir sind keine Barbaren hier in Gleann Geis. Gesandte gelten nach dem Gesetz als geheiligt und unantastbar und werden mit äußerstem Respekt behandelt, auch wenn sie unsere bittersten Feinde sind.«
    Eadulf machte eine unsichere Bewegung, denn hinter ihren Worten lauerte eine tödliche Drohung.
    »Das ist gut zu wissen, Orla«, antwortete Fidelma ruhig, entspannte sich und steckte den Stab wieder in ihre Satteltasche. »Ich habe nämlich gesehen, was mit Leuten geschieht, denen solcher Schutz vor dem Tod nicht gewährt wird.«
    Eadulf sank der Kiefer herab, und Angst überfiel ihn. Wenn Orla und ihre Krieger am Tod der jungen Männer da hinten im Tal schuld waren, dann brachte Fidelma mit dem Eingeständnis, daß sie davon wußten, ihr Leben in beträchtliche Gefahr. Er hatte gedacht, sie würde vorsichtiger mitdiesem grauenvollen Fund umgehen. Da vernahm er plötzlich das ferne Krächzen der Vögel und schaute sich furchtsam um. Es war offenkundig, daß im fernen Teil des Tals, in dem die Leichen lagen, sich etwas Ungewöhnliches abspielte, und die Krieger von Orlas Leibwache mußten die Aasfresser ohnehin schon erkannt haben.
    Doch Orla schaute Fidelma etwas verblüfft an. Sie hatte die kreisende Wolke ferner Raben anscheinend noch nicht bemerkt.
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst.«
    Fidelma deutete mit dem Arm lässig über das Tal.
    »Siehst du dort die schwarzen Todesvögel? Sie fressen an Leichen.«
    »Leichen?« Orla fuhr auf und erblickte die Vögel wohl zum erstenmal.
    »Dreiunddreißig junge Männer, die den Dreifachen Tod gestorben sind.«
    Orla biß plötzlich die Zähne zusammen; sie war bleich und zwang sich, Fidelma anzuschauen. Sie brauchte einen Moment, um eine Antwort zu finden.
    »Soll das ein Scherz sein?« fragte sie kühl.
    »Ich scherze nicht.«
    Orla wandte sich an den schwarzbärtigen Krieger, den sie vorher wegen seiner Einmischung getadelt hatte.
    »Artgal, nimm die Hälfte unserer Männer und sieh nach, was diese üble Versammlung zu bedeuten hat.«
    Artgals finstere Miene verriet sein Mißtrauen.
    »Es könnte eine Hinterlist der Christen sein, Lady.«
    Die Augen der Frau blitzten zornig auf.
    »Tu, was ich dir sage!« Die Worte trafen wie ein Peitschenhieb.
    Ohne ein weiteres Wort winkte Artgal einem Teil der Krieger, ihm zu folgen, und ritt los in die Richtung der kreisenden und niederstoßenden Vögel.
    »Den Dreifachen Tod, behauptest du?« fragte die Frau fast flüsternd, als sie fort waren. »Bist du sicher, daß

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