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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gegen sein Unwohlsein. Er dachte, er könnte bei dir eins kaufen.«
    Eadulf war überrascht von dieser Lüge, denn er wußtemehr über Kräutermittel als die meisten anderen, er hatte ja Medizin studiert. Marga schaute ihn säuerlich an. Eadulf errötete unter ihrem vernichtenden Blick.
    »Ich nehme an, du hast Kopfschmerzen und Magenbeschwerden?«
    Eadulf nickte, er traute sich nicht zu sprechen.
    Die Apothekerin drehte sich um und suchte in ihrem Karren. Sie zog einen Stengel mit ein paar grundständigen, lanzettförmigen Blättern hervor, die weiter oben am Stengel immer kleiner wurden. Eadulf erkannte sie sofort: Fingerhut. Er war häufig genug in Hecken, Gräben und an bewaldeten Abhängen zu finden.
    »Verwende nur die Blätter, koche sie in Wasser. Den Aufguß trinkst du. Er schmeckt sehr bitter, aber später wirst du die lindernde Wirkung spüren. Hast du das verstanden, Angelsachse?«
    »Ja«, antwortete Eadulf ruhig.
    Er nahm die Blätter entgegen und langte in seinen Beutel.
    »Ein
screpall
ist die kleinste Münze, die ich habe«, murmelte er und reichte sie ihr. Marga wehrte ab.
    »Für Münzen haben wir keine Verwendung in unserem Tal, Angelsachse. Wir verlassen uns hauptsächlich auf den Tauschhandel, auch im Verkehr mit der Welt da draußen. Behalte deine Münze und nimm die Blätter als milde Gabe einer Heidin an einen Christen.«
    Eadulf wollte sich bedanken, doch Fidelma unterbrach ihn mit einem Lächeln.
    »Ich vermute, eine Reihe von Leuten leiden unter den Folgen des schlechten Weins?«
    »Nicht viele. Wer lieber Wein trinkt als Met, hat auch die Fähigkeit entwickelt, seine Wirkung abzuschätzen.«
    »Waren gestern abend trotzdem einige davon betroffen?« Marga zuckte die Achseln.
    »Einige wenige. Die meisten dieser Schweine liegen jetzt herum und schlafen sich aus.«
    »Trinkt Murgal immer so viel?«
    Margas Brauen zogen sich aufgebracht zusammen, doch dann beruhigte sie sich offenbar.
    »Nun, er hat mich nicht um Hilfe gebeten, und ich hätte sie ihm auch nicht gewährt. Dafür spende ich dir Beifall, Fidelma von Cashel: Gestern abend hast du es dem Schwein richtig gegeben.«
    »Du magst ihn nicht?«
    »Ist dir das nicht aufgefallen?« fragte Marga spöttisch.
    »Allerdings.«
    »Murgal denkt, er kann sich alles nehmen, was er will. Er hat es gewagt, mich mit seinen schweißigen Pfoten anzufassen. Jetzt weiß er wohl, daß er sich solche Freiheiten nicht erlauben darf.«
    »Ich verstehe«, sagte Fidelma ernst.
    Marga starrte sie mißtrauisch an
    »Ist es das, was du wissen wolltest?« fragte sie mürrisch. »Nicht alles.« Fidelma lächelte. »Eadulf brauchte wirklich etwas, was ihm seine Niedergeschlagenheit austreibt.«
    Marga sah sie einen Moment argwöhnisch an, dann packte sie den Esel am Kopf und führte ihn über den Hof fort. Plötzlich blieb sie stehen und wandte sich Eadulf zu.
    »Sei vorsichtig mit dem Aufguß dieser Blätter, Angelsachse«, rief sie ihm zu. »Wenn man ihn nicht richtig einnimmt, kann er giftig wirken. Die genaue Dosis ist für jeden verschieden. Bei dir würde ich sagen, nur ein paar Schlucke.«Dann drehte sie sich wieder um und zog den Esel hinter sich her zur Apotheke.
    Eadulf seufzte erleichtert und wischte sich die Stirn.
    »Ich bin froh, daß sie das noch gesagt hat«, meinte er ruhig und betrachtete die Blätter mit Widerwillen.
    »Wieso?« fragte Fidelma interessiert.
    »Weil mir meine Kräuterkenntnis sofort verriet, daß sie ihr Bestes tat, mich zu vergiften. Hätte sie mich nicht gewarnt und hätte ich diese Blätter nicht gekannt, könnte ich bald nach dem Trinken des Aufgusses tot sein. Ein Schluck ist eine Sache, aber der ganze Aufguß eine andere.«
    Fidelma wandte sich um und sah der Apothekerin aufmerksam nach.
    »Vielleicht gefielst du ihr anfangs nicht, Eadulf.« Sie lächelte spitz.
    »Als Fremder, als Christ oder als Mann?« überlegte der Angelsachse laut.
    Fidelma kicherte.
    »Nun, jedenfalls gefällst du ihr jetzt zumindest so gut, daß sie dich vorm vorzeitigen Ableben bewahren will.«

KAPITEL 8
    Ein Hornstoß erschütterte die Luft.
    »Das ist das Signal für den Beginn der Ratssitzung«, erklärte Fidelma. »Leg die Blätter weg, Eadulf, wir müssen dort erscheinen.«
    Eadulf stöhnte laut.
    »Ich glaube nicht, daß ich solch eine Sitzung überstehe«, wandte er ein. »Mir ist zum Sterben zumute.«
    »Du kannst nach der Sitzung sterben«, erwiderte sie fröhlich. Widerwillig folgte ihr Eadulf zum Gebäude des Fürsten im
ráth
.
    Mehrere

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