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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zurück. Fidelma schaute ihn mißbilligend an.
    Murgal lächelte triumphierend und fuhr fort.
    »Wir haben gesehen, was diese fremde Religion uns bringt. Ausländer von jenseits des Meeres, die unsere Lebensweiseund unsere Bräuche nicht kennen und uns etwas vorschreiben wollen. Fremde, die gegen unsere Regeln verstoßen und zurechtgewiesen werden müssen.«
    Eadulf knirschte mit den Zähnen über die Art, in der Murgal seinen Mangel an Kenntnis des Protokolls für seine Argumentation benutzte.
    »Unsere Brüder außerhalb des Schutzes dieser Berge mögen vielleicht den fremden Lehren erlegen sein. Das beweist noch nicht ihre Richtigkeit und spricht auch nicht dafür, daß wir diese Religion ebenfalls annehmen müssen. Ich sage, wir müssen sie zurückweisen und unsere Bergwälle dazu gebrauchen, ihre verderblichen Lehren von uns fernzuhalten. Das ist meine Meinung als Druide, Brehon und Ratgeber des Fürsten von Gleann Geis.«
    Murgal setzte sich unter dem beistimmenden Murmeln vieler Anwesender.
    Laisre nickte dem Bläser zu, der mit einem neuerlichen Stoß ins Horn Ruhe in der Halle forderte.
    »Murgal hat das Recht, vor allen anderen zu sprechen. Danach steht das Recht zu sprechen mir zu. Wie Murgal bin auch ich ein Anhänger der wahren Gottheiten unseres Volkes, der Götter und Göttinnen, die unsere Vorfahren verehrten und die uns von Anbeginn der Zeiten beschützt haben. Doch es ist meine Pflicht als Fürst, meine schützende Hand über alle Menschen dieses Clans zu halten. Bevor ich mich an den Bischof von Imleach wandte mit dem Vorschlag, eine Vereinbarung auszuhandeln für diejenigen in unserem Clan, die den neuen Glauben angenommen haben, habe ich mir die Sache reiflich überlegt. Ich meinte, er solle jemanden senden, mit dem wir besprechen können, wie wir am besten zu einer solchen Vereinbarung gelangen.Imleach hegt seit langem den Wunsch, in unserem Tal eine christliche Kirche und eine Schule zu errichten. Aber ich denke pragmatisch. Weil viele aus unserem Volk außerhalb dieses Tals geheiratet haben, müssen wir uns damit abfinden, daß einige von uns dem neuen Glauben anhängen. Einige haben sich bemüht, dies zu verbergen, weil sie glaubten, es würde mir mißfallen. Ich bin auch nicht erfreut darüber, das leugne ich nicht. Man hat mir geraten, den neuen Glauben zu unterdrücken. Doch die Menschen von Gleann Geis sind alle meine Kinder.«
    Murgal sah ihn trotzig an, schwieg aber. Laisre hielt einen Moment überlegend inne und fuhr dann fort.
    »Das wäre ein kurzsichtiges Vorgehen gewesen, denn was verboten ist, das wird um so eifriger begehrt. Also sollen sie haben, was sie wollen. Ich hoffe, sie verschwinden dann auf natürliche Weise.«
    Nach Laisres Rede brach erneut leises Gemurmel aus.
    Fidelma erhob sich etwas verwundert.
    »Ich bin nicht hier, um für den neuen Glauben oder gegen den alten zu streiten. Ich bin hier als Abgesandte von Cashel, um mit euch über Dinge zu verhandeln, über die ihr euch, wie mir berichtet wurde, bereits geeinigt habt.« Zu Eadulfs Verblüffung setzte sie sich wieder hin. Die Kürze ihrer Stellungnahme überraschte auch Laisre, der verwirrt dreinschaute.
    »Du willst doch sicher eine Begründung für deinen Glauben abgeben?« stammelte er.
    Selbst Murgal war ratlos.
    »Vielleicht kann sie ihn nicht begründen?« höhnte er.
    Eadulf beugte sich vor.
    »Du kannst doch unseren Glauben nicht von diesen Heidenherabsetzen lassen«, flüsterte er. Er benutzte den irischen Ausdruck
pagánach
.
    Murgal hatte ein scharfes Gehör.
    »Stimmt es, daß der christliche Angelsachse uns soeben Heiden genannt hat?« rief er mit lauter Stimme.
    Eadulf wollte schon antworten, als ihm einfiel, daß ihm das Sprechen verboten war. Er schwieg.
    »Laß ihn bestätigen, daß er uns Heiden genannt hat, Lord«, drängte Murgal.
    »Du hast es ebenso gut gehört wie wir alle«, erwiderte Laisre. »Es ist ein Ausdruck, mit dem uns die Anhänger des Glaubens häufig belegen.«
    »Das weiß ich«, erklärte Murgal. »Und selbst das Wort
pagánach
stammt nicht aus der Sprache der Kinder Éireanns. Was gibt es für einen besseren Beweis für ihre fremden Anschauungen als den Gebrauch dieses Wortes?«
    »Wir behaupten nicht, daß
pagánach
ein Wort ist, das in unsere Sprache übernommen wurde«, schaltete sich Bruder Solin keuchend ein. »Es kommt vom lateinischen
paganus

    Murgal lächelte breit.
    »Genau! Selbst im Lateinischen beschreibt es richtig das, was ich bin: ein Mensch vom

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