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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Frau wandte sich ihr zu. Fidelma schaute in hellblaue Augen, so hell, daß sie sie an Eis erinnerten. Das blasse Gesicht war ausdruckslos. Das lange Haar hatte die Farbe reifen Korns. Fidelmas Urteil vom vorigen Abend erwies sich als richtig. Die Frau war hübsch. Dabei blieb es. Marga war groß, und trotz des langen, weiten schwarzen Mantels, der ihre Blässe und ihr blondes Haar noch betonte, wußte Fidelma vom Vorabend, daß ihr Körper geschmeidig und wohlgeformt war und sie sich katzenhaft leicht bewegte.
    Ihre Stimme klang wie ein zischendes Flüstern.
    »Ich kenne dich nicht, Fidelma von Cashel. Wieso ist dir mein Name geläufig?«
    »Deinen Namen hat man mir genannt, so wie man dir meinen genannt hat, und also begrüße ich dich. Irre ich mich, wenn ich dich für die Apothekerin Marga halte?«
    »Ich heiße Marga und heile im Namen der Göttin Airmid, die Dian Céchts geheime Quelle der Heilung hütet.«
    Diese Aussage sollte Fidelma herausfordern, doch die ging nicht darauf ein.
    Airmid war eine der alten Göttinnen. Fidelma kannte die Geschichte gut. Sie war die Tochter des Gottes der Heilkunst, Dian Cécht, und die Schwester von Miach, der auch Arzt und Gott war. Als Miach sich als ein besserer Arzt erwies als sein Vater, erschlug der zornige Gott seinen Sohn. Aus seinem Grabe erwuchsen dreihundertundfünfundsechzig heilende Kräuter. Airmid soll die Kräuter vom Grabe ihres Bruders gesammelt und auf ihrem Mantel in der Reihenfolge ihrer verschiedenen heilenden Eigenschaften ausgelegt haben. Doch Dian Cécht war immer noch eifersüchtig auf Miach, kehrte den Mantel wütend um undwarf die Kräuter hoffnungslos durcheinander, damit kein Mensch das Geheimnis erfahre, wie man durch ihren Gebrauch unsterblich werden könne.
    »Möge dir Gesundheit beschieden sein, Heilerin Marga«, antwortete Fidelma ernst. »Ich hoffe, du hast einige der Geheimnisse gelernt, die dein Gott Dian Cécht uns vorenthalten wollte.«
    Margas Augen weiteten sich leicht.
    »Stellst du mein Wissen in Frage, Fidelma von Cashel?« flüsterte sie drohend.
    »Warum sollte ich das?« fragte Fidelma harmlos. Sie merkte, wie leicht erregbar das Mädchen war. »Meine Kenntnis der alten Sagen ist bescheiden. Doch jeder weiß, was Dian Cécht im Zorn tat, um zu verhindern, daß die Sterblichen die Heilkunde in ihrem ganzen Umfang beherrschen. Ich dachte …«
    »Ich weiß, was du dachtest«, fauchte Marga und griff dem Esel ins Geschirr. »Entschuldige mich, ich habe viel zu tun.«
    »Das haben wir alle, jeder auf seine Weise. Doch es gibt ein paar Fragen, die ich dir stellen möchte.«
    Marga brauste sofort auf.
    »Aber ich möchte sie nicht beantworten. Und jetzt …«
    Sie wollte gehen, Fidelma streckte jedoch lächelnd die Hand aus und hielt sie zurück. Fidelma hatte einen festen Griff, und Marga zuckte leicht zusammen.
    »Ich wüßte nicht, wann ich dir meine Fragen sonst stellen sollte.« Fidelma musterte den Karren. »Du hast anscheinend Kräuter und Pflanzen zum Heilen gesammelt?«
    Marga blieb unzugänglich.
    »Wie du deutlich sehen kannst«, erwiderte sie steif.
    »Und du übst deine Heilkunst im
ráth
aus?«
    »Ja.«
    Ihre Augen suchten unwillkürlich die andere Seite des Hofes ab und blieben an einem hohen, dreistöckigen Gebäude hängen, das an einer Seite einen eigenartigen niedrigen Turm besaß. Fidelma war ihrem Blick gefolgt und sah an einer Ecke einen Laden. Außen an der Tür hingen Bündel getrockneter Kräuter.
    »Ist das deine Apotheke?«
    Marga zuckte fast unverschämt die Achseln, doch Fidelma schien das nicht zu rühren.
    »Ich sehe nicht ein, was diese Fragen für einen Zweck haben«, sagte die blasse Kräutersammlerin ungeduldig.
    »Verzeih mir«, erwiderte Fidelma reuig. »Es geht um meinen Freund hier …«
    Die hellblauen Augen glitten über ihn hinweg, ohne ihren Ausdruck zu verändern.
    »Sieh mal«, fuhr Fidelma vertraulich fort, »mein Freund hat sich gestern abend zuviel Rebensaft einverleibt.«
    »Wein aus Gallien!« Marga rümpfte die Nase. »Er verdirbt beim Transport, wenn er nicht sehr gut ist. Aber Laisre kann sich keinen besseren leisten, außer für sich und seine Familie. Na, es gab noch viele andere, die mehr davon getrunken haben, als ihnen guttat.«
    »Meinst du Murgal?« fragte Fidelma rasch.
    Es trat eine Pause ein.
    »Du hast scharfe Augen, Christin. Ja, ich meine Murgal. Aber das geht dich nichts an …«
    »Natürlich nicht«, lächelte Fidelma. »Mein Freund hier braucht ein Kräutermittel

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