Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Goodwyn
Vom Netzwerk:
den beiden sein aufrichtiges Beileid aus. Die Frau wandte ihm ihr zerfurchtes Gesicht mit den verweinten Augen zu. „Haben Sie vielen Dank.“
    „Darf ich Ihnen erst einmal eine kleine Stärkung in unserer Cafeteria anbieten? Oder möchten Sie den Ort sehen, an dem Ihre Tochter … gefunden wurde?“ Nach einem stummen Blickwechsel mit seiner Frau bat Mr. Feldmann ihn darum, sie sogleich zum Verrätertor zu führen.
    Sie traten hinaus in die Water Lane. An diesem verhangenen Dezembermorgen hatten bisher nur wenige Touristen den Weg in den Tower gefunden, wofür John dankbar war.
    Schweigend standen sie vor dem Verrätertor. Genauso wie an dem Abend, als Julia Feldmann gestorben war, herrschte Niedrigwasser. Minutenlang starrten die Feldmanns eng aneinander geklammert hinunter auf die Stelle am Fuß der kleinen Steintreppe, wo Julia gefunden worden war. Dann brach es aus Julias Mutter hervor.
    „Mein Mädchen! Oh Gott, Julia, Julia…“, schluchzte sie.
    John überlegte fieberhaft, ob er die beiden lieber wegbringen sollte, als ihm die Entscheidung abgenommen wurde. Ein junger Mann, den Fotoapparat im Anschlag, eilte aus Richtung des Eingangs auf sie zu.
    „Sind Sie nicht die Eltern der Ermordeten? Matt Burke von der Sun. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie hier stehen, wo Ihre Tochter ermordet wurde? Bitte einen kurzen Kommentar für unsere Leser.“ Nun richtete er die Kamera auf die Feldmanns.
    Obwohl die beiden wohl nicht verstanden hatten, was der Reporter gesagt hatte, stand ihnen blankes Entsetzen ins Gesicht geschrieben. John, der soeben noch wie gelähmt gewesen war, überraschte sich selbst, indem er den Reporter wegstieß und gleichzeitig nach dessen Kamera griff. Dann brüllte er nach seinen Kollegen. Binnen kürzester Zeit fand sich der Zeitungsreporter, wüste Verwünschungen ausstoßend von mehreren Beefeatern zum Tor hinausbugsiert.
    Als die Flüche des Mannes verklangen, wandte John sich an das Ehepaar. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir dieser Vorfall tut. Wir bemühen uns, alle Hereinkommenden streng zu kontrollieren, aber dieser … Mensch … hat es leider doch hereingeschafft.“ Mr. Feldmann nickte nur, während seine Frau ihr Gesicht an seiner Brust versteckt hatte. Ihre Schultern bebten. Sanft legte John seine Hand auf den Arm des Mannes.
    „Bitte, Herr Feldmann, ich denke es wäre besser, wenn wir Ihre Frau an einen ruhigen Ort bringen. Meine Wohnung ist gleich auf der anderen Seite des Innenhofes, dort mache ich Ihnen gerne einen Tee, wenn Sie möchten.“ Nach kurzem Zögern nickte Julias Vater wiederum und sie führten Mrs. Feldmann, die nun völlig willenlos erschien, vorbei am Tower Green und zu Johns frisch geschmückter Wohnungstür.
    John platzierte seine Gäste am Küchentisch und beschäftigte sich damit, den Tee zu bereiten. Mr. Feldmann redete leise auf seine Frau ein. Schließlich ebbte ihr Schluchzen ab und sie fasste sich wieder. Als John Tee und einen Teller von Edwinas Keksen servierte, nahm sie die dampfende Tasse dankbar entgegen.
    „Sie sind wirklich sehr freundlich. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass jemand unser braves Mädchen umgebracht hat.“ Wieder wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt, während ihr Mann ihr unbeholfen über den Rücken strich. Dann jedoch kramte sie ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich kräftig.
    „Wissen Sie, an Weihnachten wollte Julia endlich wieder einmal heimkommen. Wir hatten sie seit dem Sommer nicht gesehen. Hans, weißt du noch? Wir hatten gerade den Weizen abgeerntet, als sie heimkam.“
    „Sie betreiben eine Landwirtschaft?“
    „Zweiundzwanzig Hektar. Getreide und Zuckerrüben. Dazu noch Wald und eine kleine Rinderzucht.“ Aus der Stimme des Mannes klang Stolz.
    „Unser ältester Sohn wird den Hof übernehmen. Er arbeitet jetzt schon fleißig mit.“
    „Die mittlere Tochter hat einen Bauern aus dem Nachbardorf geheiratet, auf seinem Hof ist sie für den Stall verantwortlich. Das hat sie von mir gelernt.“ Auch seine Frau hörte sich nun lebhafter an.
    „Es ist schön, dass die Kinder die Familientradition fortführen.“, meinte John freundlich und nahm sich ein Stück Zucker. Da verdüsterte sich das Gesicht von Mrs. Feldmann wieder.
    „Nur unsere Julia, die hat gar nichts von der Landwirtschaft wissen wollen. Immer nur Bücher, Bücher, Bücher. Aber sie war ein sehr gescheites Mädel und ist als Erste in der Familie zur Universität gegangen.“ Sie schluckte. „Wäre sie nur

Weitere Kostenlose Bücher