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Tod im Weinkontor

Tod im Weinkontor

Titel: Tod im Weinkontor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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war.«
    »Was hatte Dulcken mit dieser ganzen Angelegenheit zu
tun?«, keuchte Andreas. Inzwischen hatte er es aufgegeben,
gegen seine Fesseln anzukämpfen. Aber sein Leben würde
er teuer verkaufen. Innerlich spannte er sich an.
    »Dulcken hat versucht, mich zu erpressen, nachdem sein
Vorhaben, mein Handelshaus zu übernehmen, wegen der
Verhaftung des Engländers gescheitert war«,
erklärte Barbara geschäftsmäßig und mit
einer erschreckenden Gleichgültigkeit in der Stimme.
»Irgendwie hatte er wohl von der ganzen Sache erfahren.
Heinrich war so freundlich, ihn bereits gestern Abend im Keller
meines Hauses zu seinem Gott zu schicken. Ich habe ihn mit einem
Handkarren heimlich hergebracht und vorhin hier zu verscharren
versucht, aber leider habt ihr mich dabei gestört. Heinrich,
du warst ein wenig zu früh«, beschwerte sich
Barbara.
    Diese Teufel!, brauste es in Andreas. Wenn er die beiden
ansah, glaubte er, einen Blick in die Hölle zu tun.
    Heinrich hauchte Barbara einen Kuss auf die Wange, schenkte
ihr einen seltsamen Blick und sagte: »Nein, meine Liebste,
es war genau die richtige Zeit. Ich wollte, dass Andreas vor
seinem Tod all das erfährt und dich dabei in deiner ganzen
Schönheit sieht. Mach dir keine Sorgen, ich werde dein
angefangenes Werk zu Ende führen. Außerdem irrst du
dich. Ich habe zwar Dulcken getötet, aber nicht deinen Mann.
Ich wollte nie einen Mord begehen, deshalb hat jemand anderes
Ludwig für mich umgebracht. Doch bei Dulcken konnte ich mir
keine Skrupel mehr leisten; es musste schnell gehen. Ich muss
gestehen, dass ich ein wenig auf den Geschmack gekommen
bin.« Er leckte sich die Lippen und grinste. »Glaubst
du wirklich, Ludwig und Dulcken hätten sterben müssen,
weil sie uns im Weg standen? Das ist kein Weib der Welt
wert.«
    Barbara sah ihn verständnislos an. »Was willst du
damit sagen?« Sie versteifte sich und rückte ein wenig
von Bonenberg ab. Andreas spürte die Spannung, die
plötzlich zwischen den beiden lag.
    Der Kaufmann fuhr fort: »Dulcken und Ludwig mussten aus
einem ganz anderen Grund sterben – aus einem Grund, den du
nicht erraten wirst. Du hast mir auf wunderbare Weise geholfen,
Ludwigs Tod als Selbstmord darzustellen. Das ist der Leim, der
uns zusammenklebt – nur das. Deine Liebe war das Werkzeug
zum Erreichen meines Zieles. Nur für dieses Ziel musste
Ludwig sterben. Jetzt, da es in greifbare Nähe gerückt
ist, brauche ich dich nicht mehr. Morgen wird endlich alles so
sein, wie es sein soll. Und ich glaube, jetzt ist ein guter
Zeitpunkt, um mich euer beider zu entledigen.« Er sprang
die völlig verdutzte Barbara Leyendecker an und warf sie zu
Boden.

 
ACHTUNDZWANZIG
     
     
    Elisabeth wollte gerade aus dem Haus eilen und hinter Andreas
herlaufen, um ihn vor Heinrich zu warnen, als im Pastorat
plötzlich ein Tumult entstand. Elisabeth und Anne
hörten, wie unten eine Tür geschlagen wurde und sich
laute Stimmen erhoben. Schwere Stiefel polterten die Treppe
herauf, gefolgt von leiseren Tritten. Laute Verwünschungen
gellten durch das Haus. Die Tür zum Zimmer der beiden Frauen
wurde aufgerissen. Im Rahmen stand die massige Gestalt Edwyn
Palmers, dicht hinter ihm befand sich Pfarrer Hülshout. Sein
Kopf war hochrot angelaufen.
    »Verlasst mein Haus! Alle miteinander!«, rief er,
aber niemand hörte auf ihn.
    »Du verdammte Hure!«, brüllte Palmer und war
mit zwei Schritten bei seiner Frau. Elisabeth versuchte, sich ihm
in den Weg zu stellen, doch es gelang ihr nicht. Palmer holte zum
Schlag aus. Mit einem Sprung war Hülshout bei ihm und fiel
ihm in den Arm. Der Engländer grunzte vor Wut und Erstaunen
auf und drehte sich um. Kurz sah es so aus, als wolle er sich auf
den Priester stürzen, doch dann drückte er sich von ihm
weg, atmete tief durch und blitzte seine junge Frau an. »Du
kommst mit mir«, zischte er.
    »Hinaus!«, rief Hülshout mit grotesk hoher
Stimme. »Es reicht mir! Ihr alle habt mein schönes
Haus entweiht. Lasst euch hier nie wieder blicken! Und sagt
Andreas, dass er ebenfalls nicht wiederzukommen braucht.«
An der Schläfe des alten Pfarrers pulsierte eine Ader vor
Aufregung.
    »Andreas wird nicht wiederkommen. Er wird nirgendwo mehr
hingehen, wenn wir ihm nicht zu Hilfe eilen«, sagte
Elisabeth verzweifelt.
    Die beiden Männer erstarrten.
    Elisabeth berichtete ihnen mit knappen Worten, dass Heinrich
Bonenberg möglicherweise in eine rätselhafte
Verschwörung

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