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Tod im Weinkontor

Tod im Weinkontor

Titel: Tod im Weinkontor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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schien ein Kampf einzusetzen. Elisabeth lief geduckt an den Reben
vorbei, Edwyn und Anne folgten ihr. Von hinten schlichen sie sich
an die Gruppe an, die viel zu sehr mit sich selbst
beschäftigt war, um die Neuankömmlinge zu bemerken.
Verdutzt sah Elisabeth, wie Bonenberg über Barbara herfiel
und sie würgte. Palmer schoss an ihr vorbei und umfasste den
überraschten Kaufmann von hinten. Er riss ihm die Arme zur
Seite, und Elisabeth stürzte auf den am Boden hockenden,
gefesselten jungen Geistlichen zu. In seinen Augen strahlte die
Freude, als er sah, wer da zu seiner Rettung gekommen war. Mit
dem kleinen Messer an ihrem Gürtel schnitt Elisabeth rasch
Andreas’ Fesseln durch. Anne hingegen lief hinter der
fliehenden Leyendeckerin her. »Haltet sie auf!«, rief
Andreas. »Sie gehört zu der
Verschwörung!«
    Elisabeth wollte sich um ihn kümmern, doch er stieß
sie von sich und sagte schnell: »Verfolgt sie. Sie darf uns
nicht entwischen.«
    Palmer kämpfte mit Heinrich Bonenberg. Dem stämmigen
Engländer fiel es nicht schwer, den massigen, unbeweglichen
Kaufmann zu überwältigen. Mit den Seilstücken, die
Andreas gebunden hatten, fesselte er nun seinen Widersacher und
zwang ihn auf die Knie. Das Licht aus der Laterne, die noch immer
auf dem Boden unweit des Kampfplatzes zwischen den Reben stand,
malte tiefe Schatten auf die hohnverzerrte Fratze des Kaufmanns.
Andreas wollte einfach nicht glauben, was er da sah. Dieser
rothaarige, grobe Mann hatte ihn zusammen mit Dulcken
überfallen; er war der Folter unterworfen worden, hatte sich
offensichtlich aus dem Gefängnis befreien können und
stand nun ihm sowie Elisabeth zur Seite. Außerdem schien
sich seine Frau mit ihm versöhnt zu haben. Er verstand die
Welt nicht mehr. Was war richtig, was falsch? Wer stand auf
wessen Seite? Gab es noch ein Gut und ein Schlecht? Zumindest
schien Palmer ihm nichts mehr antun zu wollen. Andreas rappelte
sich auf und stellte sich vor Bonenberg. Die Beine zitterten ihm
gehörig, und er atmete schwer. »Welche teuflischen
Pläne habt Ihr verfolgt?«, fragte er keuchend.
    Bonenberg grinste ihn nur an. Er sagte nichts. Der
Engländer versetzte ihm einen harten Schlag gegen das rechte
Auge. Bonenberg fiel nach hinten. Palmer zerrte ihn an den
Fesseln wieder auf die Knie und knurrte: »Rede!«
    Das rechte Auge des Kaufmanns schwoll an; er konnte es kaum
mehr öffnen. Aus einer Platzwunde floss Blut an der Wange
herunter bis zum Mund. Er streckte die Zunge heraus und kostete
von seinem eigenen Lebenssaft. Er grinste. Andreas erschauerte.
Das war der Teufel selbst. Niemals hätte er hinter Heinrich
Bonenberg ein so entsetzliches Wesen vermutet. Die Schmerzen
schienen ihm gar nichts zu bedeuten.
    Palmer war ein ungeduldiger Mensch. Als der Kaufmann auf
seinen Befehl nicht reagierte, versetzte er ihm einen weiteren
Schlag, diesmal in die Magengrube. Bonenberg stieß pfeifend
die Luft aus und krümmte sich. Palmer riss ihm den Kopf an
den Haaren hoch. »Rede!« Gerade als er erneut
ausholen wollte, kamen Elisabeth und Anne mit Barbara Leyendecker
zurück, die sie eng zwischen sich genommen hatten. Die Witwe
wand sich wie eine Schlange. Als sie vor Andreas stand, spuckte
sie ihm ins Gesicht. »Euer feiner Freund, mein Mann, war
ein gemeines Scheusal!«, kreischte sie. »Er kannte
nichts anderes als seinen eigenen Gewinn und hat mich damit in
die Arme eines anderen getrieben.«
    Andreas wischte die Spucke weg und trat zurück. Die
beiden Frauen führten Barbara zu dem Engländer; sie
konnten ihre Gefangene kaum mehr bändigen. Palmer versetzte
ihr eine kräftige Ohrfeige, dann riss er ihr ein langes
Stück Stoff aus dem Mantel. Damit band er ihre Hände
hinter dem Rücken zusammen. Er hatte nicht bemerkt, wie nahe
sie dabei vor dem knienden Bonenberg stand. Die Leyendeckerin
holte mit dem Fuß weit aus und trat dem Kaufmann mit ihrem
spitzen Schuh in den Schritt. Bonenberg jaulte auf. Als sie
erneut zutreten wollte, wurde sie von Andreas gehindert.
»Dieses Schwein!«, schrie sie. »Auch er hat
mich missbraucht! Er hat nichts anderes als Ludwig
verdient!«
    »Es ist nicht an Euch, ihn zu richten«, wies
Andreas sie zurecht. Anne und Elisabeth setzten sie ziemlich
unsanft in einiger Entfernung ihres ehemaligen Geliebten auf den
Boden und lehnten sie gegen einen besonders dicken, knorrigen
Rebenstamm.
    Bonenberg war stumm zusammengesackt. Palmer riss ihn wieder
hoch. »Rede

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