Tod in Bordeaux
selbst zu Hause.
Martin nahm die Kiste und stellte sie hinter sich auf das Sideboard. «Mein Angebot steht: die Kiste Haut-Bourton gegen ...»
Durch die Tür des Arbeitszimmers drangen Stimmen, und krachend flog die Tür auf. Garennes massige Gestalt füllte den Rahmen.
«Das ist ja besser als erwartet. Herr und Hund zusammen.» Garenne sah Furcht erregend aus. Das Gesicht war angeschwollen, Nase und Augenbrauen waren mit Leukoplast verklebt, das Sakko hing lose über der bandagierten Schulter.
«Zum Rapport bei Herrchen?» Martin wich zum Fenster zurück und ließ den Brieföffner hinter sich verschwinden. «Wieso haben die dich entlassen? Macht nichts, besser so, jetzt schlage ich dir die Nase ein - und dann dem da!» Genüsslich, als hätte er ein gutes Essen vor sich, betrachtete Garenne Bichot, der verzweifelt nach einem Ausweg suchte. «Es wird mir ein Vergnügen sein, mein Großvater schaut zu.» Garenne streckte eine Hand zum Himmel.
Völlig von Sinnen, dachte Martin, der Mann ist nicht zu retten.
«In Bordeaux hat keiner so ein großes Maul wie du, Garenne. Niemand nimmt dich ernst.» Bichot schien Mut zu fassen.
«Besser ein Großmaul als krank im Kopf», sagte Garenne. «Haut-Bourton kriegst du nicht, niemals.»
«Ich habe immer bekommen, was ich wollte, verlass dich darauf. Du bist der Narr, fällst auf jede Finte rein, lässt dich an der Nase herumführen. Da ...», Bichot wies auf die Weinkiste, «...da liegt deine Fälschung, frisch aus Singapur, Monsieur Martin hat sie besorgt, und deine Wine Company in London wird schließen müssen, wegen Geldwäsche, der da weiß alles.» Bichot zeigte auf Martin.
«Er hat den Wein besorgt?» Garenne nahm wieder die Haltung ein, die Martin von ihrer Begegnung auf Moulin her kannte.
Bichot nickte. «Ja, der war s.»
Martin verzog sich in die äußerste rechte Ecke des Raumes, gleich neben ihm war die Fensterbank. Bis zum Fenster würde er kommen, dann ein Griff, und es wäre offen. Sie befanden sich im Hochparterre, notfalls konnte er springen, unten war Rasen, und der war weich. Es beunruhigte ihn zunehmend, dass Bichot ihn als seine rechte Hand darstellte und Garenne es ihm anscheinend glaubte.
Martin tastete nach den Flaschen. Er konnte den Boden abschlagen und sich Garenne mit dem gezackten Rest vom Leib halten. Außerdem war die halbe Stunde um, Charlotte würde Grivot jetzt verständigen.
Da machte Bichot den entscheidenden Fehler. Statt Martin weiter als den eigentlichen Drahtzieher der Verschwörung hinzustellen, beleidigte er Garenne erneut. Das war das Schlimmste, was er dem zutiefst eitlen Mann antun konnte.
«Dein Wein ist zum Kotzen, Garenne. So ein miserables Plagiat trinken nicht einmal Chinesen. Aus dir wird nie ein Winzer. Das habe ich dir schon vor 30 Jahren gesagt. Hier, willst du eine Kurzbeschreibung von deinem Fusel?» Bichot wartete die Antwort nicht ab und nahm eine von Gastons Kladden aus der Schreibtischschublade.
«Na bitte», sagte Martin, «da sind sie ja. Also haben Sie die Schläger geschickt.»
«Hast du was anderes vermutet? Wie soll man ohne Anleitung den Pechant machen? Ach, du wusstest nicht, dass ich die Kellerei deines Freundes übernehmen werde?»
Martin wünschte sich, dass Grivot zuhören würde, aber immer wenn man den Kommissar brauchte, war er weit weg.
«Mein Haut-Bourton ist besser als dein Grandville ...»
«Quatsch, Garenne. Hier, hör zu, was ein Experte schreibt», gab Bichot triumphierend von sich. «Fehlender Braunton für das Alter, Frucht scheint nur intensiv, Gummi, eventuell ein Gärfehler, Barriqueton zu scharf, Tannin zu rau und so weiter und so weiter. Das macht unser deutscher Freund ja besser als du. Ich habe ihn probiert, den Pechant, wirklich klasse. Na ja, wenn Haut-Bourton in ein paar Tagen wieder da ist, wo es hingehört, und du im Gefängnis, dann mache ich einen Premier Cru daraus, in spätestens zwei Jahren.»
«Nur über meine Leiche!»
«Nichts dagegen. Du bist wie eine Ratte in die Falle gegangen, Garenne. Erst hat Fleury dich dazu verleitet, in die New Economy zu investieren, kurz bevor die Kurse fielen -und dann hat er dafür gesorgt, dass du verkaufst, als nichts mehr zu retten war. Du hättest der Cayman Bank dein Château nicht überschreiben dürfen. Damit hatte ich mein Ziel erreicht. Du bist bankrott. Und dann hat Fleury dir geraten, eine zweite Auflage vom Grand Cru aufzulegen.»
«Woher weißt du das? Fleury arbeitet mit mir ...», schrie Garenne und ballte die
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