Tod in Bordeaux
zurück.»
«Was soll das?»
«Wollten Sie nicht beweisen, dass Monsieur Garenne eine Fälschung des Haut-Bourton in Asien in Umlauf bringt? Deshalb haben Sie Gaston Latroye zu LaCroix geschickt, er sollte herausfinden, wann der Wein abtransportiert wird und wohin. Und wenn ich alles richtig zusammensetze, kam Ihnen der Unfall bei LaCroix gerade recht...»
«Sie haben das falsche Wort benutzt, Monsieur. Zusammenreimen wäre angebrachter. Das ist eine unverschämte Behauptung ...», zischte Bichot giftig. «Verschwinden Sie, bevor ich Sie hinauswerfen lasse!» Seine Augen wurden schmal, und alle vermeintliche Sympathie für Martin wich aus seinem Gesicht. Die Veränderung war erschreckend, aber Martin ließ sich nicht beeindrucken.
«Sie haben Gaston in den Tod geschickt! Er war lediglich eine Figur in ihrem Krieg gegen Garenne, seit 60 Jahren führen Sie den, seit Ihr Großvater Haut-Bourton verloren hat, verspielt, nicht wahr? Da sehen Sie mal, welchen Wert er dem Château beigemessen hat. Und dann hat er Garenne sogar an die Nazis verraten. Sie haben es selbst gesagt, ein Wunder, dass er nicht erschossen wurde. Das hat Ihr feiner Großvater in Kauf genommen. War er süchtig? Ein richtiger Zocker?»
«Sie haben ja nicht den blassesten Schimmer. Sie wissen nichts, Monsieur Bongers. Verschwinden Sie! Sonst...»
«Nur zu! Wollen Sie mich wieder zusammenschlagen lassen? Versuchen Sie es mal mit einem Gabelstapler, wie Ihr Freund Garenne! Ihr seid sehr erfinderisch, was Todesfälle angeht. Hier ...» Martin nahm den vergoldeten Brieföffner vom Schreibtisch und wog ihn, scheinbar das Gewicht abschätzend, wippend auf den Fingern. Bichot wich zurück. Doch Martin hebelte damit den Deckel von der Weinkiste auf. Bichots Reaktion brachte ihn jedoch auf eine Idee. Er legte den Brieföffner griffbereit auf das Bord hinter sich. Besser als nichts.
Dann nahm er eine Flasche Haut-Bourton aus der Kiste und hielt sie Bichot direkt vors Gesicht. «Alles gefälscht, direkt aus Singapur, der Beweis für Garennes Betrug, für Steuerhinterziehung und Zollvergehen. Den Wein kriegen Sie, wenn Sie mir die Kladden geben.» Damit hätte Martin den Beweis, dass Bichot die Schläger geschickt hatte. Aber brauchte er den überhaupt noch?
Bichot sah ihn voller Verachtung an, aber hinten in den Augen entdeckte Martin Angst. Trotzdem schüttelte Bichot verächtlich den Kopf. «Wie dumm Sie doch sind. Verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe.»
«Die ist gerade auf Moulin de la Vaux. Danach sind Sie an der Reihe, außer, wir einigen uns ...» Martin breitete die Arme aus. «Monsieur Charcoussette wird auf jeden Fall gegen Sie aussagen: Einbruch in der Kellerei und im Haus von Latroye, schwere Körperverletzung. Wie lange der den Mund hält, ist eine Frage der Zeit. Der Sprengstoffanschlag geht eher auf Garennes Konto.»
Bichot verzog angewidert den Mund und lehnte sich in seinem Sessel weit zurück. «Du bist größenwahnsinnig, mein Junge. Wenn du hier bei uns mal essen darfst, heißt das noch lange nicht, dass dir jemand zuhört.»
Martin beugte sich vor, stützte die Hände auf die Schreibtischkante und sah Bichot direkt in die Augen. «Viel Bedenkzeit haben Sie nicht, Bichot! Ich habe Garenne hinterlassen, wo er mich findet, Sie und mich und diese Kiste. Uns drei will er haben, er müsste jeden Augenblick eintreffen.»
Bichot drückte eine Taste seiner Gegensprechanlage. «Drapeau soll kommen», sagte er heiser, «sofort... was, er ist nicht...?»
«Drapeau? Der Korse?» Martin bemühte sich, Bichot seine Überraschung nicht merken zu lassen.
Bichot ließ sich nicht täuschen. «Da staunen Sie, was? Ja, ich war von Anfang an bestens informiert. Über jeden Ihrer Schritte und die von Garenne.»
Drapeau, der Korse, in Bichots Diensten? Unglaublich. Eine Art Doppelagent. Wahrscheinlich sein Mann fürs Grobe und gleichzeitig für Garenne - dachte Martin entsetzt. Damit hatte er nicht gerechnet. Er versuchte einen kläglichen Vorstoß:
«Der hat sich vergangene Nacht abgesetzt, nachdem Moulin de la Vaux aufgeflogen ist, Monsieur. Die Ratten verlassen das Schiff - wer erbt das alles hier? Haben Sie Kinder?»
«Als wenn Drapeau verschwinden müsste. Scher dich zum Teufel.» Aber Bichot war blass geworden, die Überheblichkeit wich zusehends einem Ausdruck von Panik.
Martin bemerkte es. Er fürchtet sich am meisten vor Gewalt, genau wie Fleury. Das hat er mit allen Anstiftern gemein. Sie hetzen andere in den Krieg und bleiben
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