Tod in Bordeaux
umarmte er eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm.
«Die Pokale im Bistro sind alle von ihm. Nach dem Krieg war er einer der besten Rennfahrer hier. Vor zwei Jahren ist er gestorben, ich habe seitdem alles so gelassen. So, hier dein Essen, wir reden morgen.» Der Patron stellte eine Flasche vom Wein aus Cairenne, der Martin so gut gefiel, neben den Teller und ließ ihn allein.
Martin war mit dem Beefsteak beschäftigt und vom Wein nach der mörderischen Anstrengung viel zu beduselt, um der Ankunft mehrerer Fahrzeuge Bedeutung zu schenken. Als er aus dem Fenster sah, war es zu spät. Draußen standen Uniformierte. Im selben Moment wurde die Zimmertür aufgerissen, Martin fuhr herum: Zwei Polizisten traten mit der Waffe im Anschlag ein, hinter ihnen der Korse.
«Das ist er», sagte er laut. «Das ist der Mann, der Monsieur Garenne erschossen hat», und zeigte auf Martin.
Kapitel 18
«Nett haben Sie es hier», sagte Kommissar Grivot und sah sich um. Er hatte die Zellentür offen gelassen, ein weiterer Beamter war nicht zu sehen. Amüsiert musterte er Martin von Kopf bis Fuß: «Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Fußballfan sind, noch dazu von Castillon-la-Bataille ...»
Martin rückte auf der Pritsche ein wenig zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. «Wollen Sie nicht Platz nehmen? Ach, ich vergaß, Sie sind ja hier der Gastgeber.»
«Seien Sie nicht zynisch. Das passt nicht zu Ihnen. Sie können gehen, Monsieur Bongeeers.»
«Dann ist Garenne nicht tot?»
«Nein ...»
«Hätte sein können, dass der Korse ihn erschossen hat, so wie der rumgeballert hat. Wenn er wirklich tot gewesen wäre, hätte man mich ... ach, wenn man Sie braucht, Grivot, dann sind Sie nie da. Und - haben Sie die Fotos gesichtet?»
«Ja. Es tut mir Leid, ich glaube, ich habe Ihnen ziemlich viel Ärger eingebrockt.»
Martin nahm Grivot die Entschuldigung nicht ab, die Zerknirschung wirkte vordergründig. «Kommt jetzt die Stunde der Selbstkritik?»
«Ich war es, der Sie letzte Nacht angerufen hat...»
«Sie waren das?» Wütend sprang Martin auf. «Und warum haben Sie dann nicht den Mund aufgemacht? Warum bin ich dann hier gelandet? Ich komme in den Knast, weil Sie nie den Mund aufmachen! Mit keiner Information rücken Sie raus. Mich schicken Sie vor, und Sie hängen sich dann dran. Und ich soll mich an die Gesetze halten, damit Sie den Rücken frei haben?»
Gestikulierend rannte Martin durch die winzige Zelle, schnappte nach Luft und rieb wütend an den Fingerkuppen, die zur Abnahme der Fingerabdrücke eingefärbt worden waren. Grivots Geständnis erboste ihn mehr als der Tatbestand, dass man ihn und nicht den Korsen verhaftet hatte. Am liebsten hätte er den Kommissar geohrfeigt.
«Regen Sie sich ab, Monsieur Bongeeers. Es ist alles vorbei, Sie sind ein freier Mann. Ihr Handy war eingeschaltet, so konnte ich einiges mit anhören - bis dann der Strom wegblieb. Bitte kommen Sie morgen her, für das Protokoll ... Ach, ich wusste gar nicht, wie weit Ihre Verbindungen in der Politik reichen. So wie heute früh bin ich nicht einmal auf der Polizeischule runtergeputzt worden.»
Damit war sicherlich Charlotte gemeint. Zum ersten Mal war Martin ihr für Ihre Einmischung richtig dankbar. Er grinste schadenfroh. «Geschieht Ihnen recht. Wenn Sie gleich auf mich gehört hätten, wäre der Mord an Gaston schon längst aufgeklärt. Dann säße Garenne im Knast, aber wahrscheinlich besticht der alle Richter in Bordeaux.»
Es war Grivot anzusehen, dass ihm das alles sehr unangenehm war. Martin aber war noch nicht fertig. «Sie machen schon wieder einen Fehler, Monsieur le Commissaire. Der Fall ist längst nicht abgeschlossen.» Er hielt inne: «Was ist mit Garenne und dem Korsen?»
Statt zu antworten, verzog Grivot gequält das Gesicht.
Martin merkte, dass er nicht mit der Sprache herauswollte. «Nun? Reden Sie schon.»
Grivot trat auf den Zellengang und bedeutete Martin mitzukommen. «Es wird Ihnen wenig gefallen», baute er vor. «Garenne ist im Krankenhaus, glatter Durchschuss, hat viel Blut verloren, aber das haben sie nachgefüllt, er ist obenauf, der Mann hat eine Bärennatur. Leider ist ... äh ... Drapeau verschwunden. Man sah keinen Grund für eine Festnahme, er hat schließlich die Polizei alarmiert und sie zu Ihnen geführt, zu diesem Bistro. Auf dem Weg nach Castilion war er plötzlich weg. Ich bedauere das selbst außerordentlich.»
Martin stöhnte. So viel Dummheit und Zufall auf einen Haufen konnte es doch gar
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