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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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scharfkantigen Gesichter mit ihren dicken, geschwollenen Lippen und den kleinen mißtrauischen Augen, die sie umringten, verschanzten sich hinter dieser Undurchdringlichkeit, die der Grund dafür war, daß der Korporal sich in Naccos wie ein Marsmensch fühlte. Bis nach einer Weile der kleine Indio mit dem pockennarbigen Gesicht eine Reihe großer weißer Zähne zeigte, die er in einem breiten Lächeln entblößte:
    »Das kommt daher, daß wir damals kein Vertrauen zum Korporal hatten.«
    Einige murmelten zustimmend, und der Kantinenwirt beeilte sich, den Albino zu bedienen, wobei er ihn mit jenem spröden, spöttischen Lächeln anblickte, das ihn nie verließ. Sein Gesicht war aufgedunsener als sonst, und im Rauch der Zigaretten erstrahlten seine dicken Pausbacken unter den schwarzen Bartpunkten in rosigem Glanz. Er war größer und schwabbeliger als gewöhnlich, und seine Arme, seine Schultern, sein ganzer Leib hingen schlaff herab. Aber er war sehr stark. Lituma hatte gesehen, wie er einen Betrunkenen hochgestemmt und zur Tür hinausgeworfen hatte; nicht, weil er streitsüchtig gewesen wäre, sondern weil er zu weinen begonnen hatte; diejenigen, die unter der Wirkung des Alkohols Händel suchten, ließ Dionisio in der Kantine bleiben, er ermuntertesogar die anderen Gäste, sich mit ihnen anzulegen, als würden ihn diese alkoholischen Raufereien mordsmäßig amüsieren. Der Albino trank sein Glas in kleinen Schlucken, und Lituma, beklommen, wie auf heißen Kohlen, wartete, daß er wieder sprechen würde. Er tat es, der dichten Menge von Schal- und Pulloverträgern zugewandt.
    »Hat niemand hier einen Glimmstengel für den Schlächter? Geizhälse! Knauser!«
    Niemand schaute ihn an, niemand achtete auf ihn, und sein Gesicht lief rot an, als habe sich ihm plötzlich der Magen umgedreht oder als bekäme er einen Wutanfall. Sein Haar, die Augenbrauen und die Wimpern waren sehr weiß, aber am verwirrendsten an diesem grobschlächtigen Kerl waren das Weiß seines Flaumhaars und die kleinen weißen Nadeln seines Bartes. Er war mit einem Overall und einer Wachstuchjacke mit Kapuze bekleidet, die er offen trug, so daß ein Büschel weißer Haare auf seiner Brust sichtbar war.
    »Da, Casimiro.« Der Kantinenwirt reichte ihm eine Zigarette. »Jetzt gleich kommt die Musik wieder, und dann kannst du tanzen.«
    »Ein Glück«, sagte Lituma. »Das bedeutet, daß ihr mich endlich wie einen von hier behandelt und nicht wie einen vom Mond. Darauf müssen wir trinken. Hol eine Flasche runter, Dionisio, und schenk den Freunden eine Runde aus, auf meine Rechnung.«
    Einige brummelten ein Danke, und während Dionisiodie Flasche aufmachte und Doña Adriana Gläser an diejenigen austeilte, die keine hatten, mischten sich der Korporal und sein Amtshelfer unter die Gäste. Sie hatten sich alle der Theke genähert und standen dicht beisammen, bildeten eine Traube, wie wenn sie auf den Ausgang einer Würfelpartie warteten, bei der es um ein dickes Geldbündel ging.
    »Die Terroristen haben Huarcaya also einen Schuß verpaßt, und er ist unverletzt geblieben?« fragte Lituma. »Erzählt mir, wie das war.«
    »Er behauptete das, wenn er bei seinem Tier war oder, besser gesagt, wenn er einen in der Krone hatte«, sagte der mit dem Stachelschweinkopf. »Er war überall im Hochland auf der Suche nach einem Mädchen gewesen, mit dem er ein Kind gehabt hatte. Und eines Nachts kam er in ein Dorf in der Provinz La Mar, wo man ihn fast lynchte, weil man ihn für einen pishtaco hielt. Die Terroristen, die in diesem Augenblick auftauchten, retteten ihn. Und wer war der Chef der Terroristen? Das Mädchen, das er suchte!«
    »Was heißt, sie retteten ihn?« unterbrach ihn Carreño. »Haben sie ihn denn nicht hingerichtet?«
    »Still«, befahl ihm Lituma. »Unterbrich nicht.«
    »Sie retteten ihn davor, daß die Einheimischen ihn als pishtaco lynchten, aber die Terroristen hielten an Ort und Stelle ihr Volksgericht über ihn ab und verurteilten ihn zum Tod«, ergänzte das Stachelschwein. »Das Mädchen persönlich wurde mit seiner Hinrichtung beauftragt. Und sie hat ihm ohne Umstände ihren Schuß verpaßt.«
    »Der Pechvogel«, sagte Lituma. »Und wie ist er nach seinem Tod nach Naccos gekommen?«
    Der Albino antwortete nicht und versuchte eine ganze Weile, die Zigarette anzuzünden; er war jedoch so betrunken, daß die Hand mit dem Streichholz es nicht fertigbrachte, das Flämmchen richtig zu führen. In dem halb glänzenden, halb rußigen Gesicht

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