Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt; sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme; denn es wird nicht eine Glut sein, dabei man sich wärme, oder ein Feuer, darum man sitzen möge.
    . . . und du hast keinen Helfer.‹«
     
    Fidelma lächelte leise, wie immer, wenn Eadulf theologisch argumentierte, denn da er der neuen Lehre Roms anhing, ergaben sich viele Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen in ihrer Einstellung zum Glauben. Fidelma blieb bei ihrer eigenen Kultur.
    »Du zitierst aus den alten Texten des jüdischen Glaubens«, erklärte sie.
    »Aus dem unser Herr als Messias kam«, entgegnete Eadulf spitz.
    »Genau. Er kam als Messias, als Erlöser, um ihnen einen neuen Weg zum Verständnis Gottes zu weisen. Wer waren laut Matthäus die ersten, die nach der Geburt Christi nach Jerusalem kamen?«
    »Wer?« fragte Eadulf ratlos. Er wußte nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Astrologen aus dem Osten, die den Heiland suchten, denn sie hatten sein Kommen in ihren Himmelskarten gelesen. Hat nicht König Herodes versucht, ihnen ihre Kenntnis zu entlocken? Astrologen waren die ersten, die nach Bethlehem kamen und den Heiland anbeteten und ihm Gold, Weihrauchund Myrrhe brachten. Hätte Gott die Astrologie verdammt, wäre es dann Astrologen erlaubt worden, Ihn als erste auf Erden zu begrüßen?«
    Eadulf errötete gereizt. Fidelma wußte stets ein gutes Gegenargument, wenn er etwas zu behaupten versuchte, womit sie nicht übereinstimmte.
    »Nun«, fuhr er störrisch fort, »im fünften Buch Mose heißt es deutlich: ›daß du auch nicht deine Augen aufhebest gen Himmel und sehest die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, und fallest ab und betest sie an und dienest ihnen . . .‹«
    »›. . . welche der Herr, dein Gott, verordnet hat allen Völkern unter dem ganzen Himmel‹«, fügte Fidelma mit Betonung hinzu. »Du wolltest doch sicher den
ganzen
Vers aus dem fünften Buch Mose zitieren, Eadulf? Jedenfalls beten Astrologen die Sonne, den Mond und die Sterne nicht an und dienen ihnen nicht, sondern benutzen sie als Führer. Unsere Astrologen meinen, wir könnten den Lauf unserer Sterne ebensowenig ändern wie unsere Gesichtszüge und die Farbe unserer Haare und Augen. Doch wir besitzen den freien Willen, nach Belieben mit den Dingen zu verfahren, die uns gegeben sind.«
    Eadulf seufzte tief. Er hatte genug von dem Thema und wünschte, er hätte es nicht aufgegriffen. Fidelma hingegen genoß solche Dispute und scheute sich nicht, dabei auch den Anwalt des Teufels zu spielen.
    »Es widerspricht der Lehre . . .«, begann er.
    »Zeig mir einen klaren Hinweis in der Heiligen Schrift, der es Christen verbietet, sich dieser alten Wissenschaft zu widmen, abgesehen von ein paar obskuren Stellen . . .«
    »Jeremia«, erinnerte sich Eadulf plötzlich.
     
    »›Höret, was der Herr zu euch vom Hause Israel redet.
    So spricht der Herr: Ihr sollt nicht der Heiden Weise lernen und sollt euch nicht fürchten vor den Zeichen des Himmels, wie die Heiden sich fürchten . . .‹«
     
    »Was Israel tat, bevor der Messias kam, ist Israels Sache. Aber wir kommen von den Heiden her, und Jeremia gesteht immerhin ein, daß es Zeichen des Himmels gibt, wenn wir uns auch nicht vor ihnen fürchten, sondern sie lediglich zu deuten und zu verstehen suchen. Doch wenn es Zeichen des Himmels gibt, wer hat sie dort gesetzt? Wäre es nicht Blasphemie zu behaupten, eine andere Hand als die Gottes habe das getan?«
    Eadulfs Gesicht war rot vor Ärger. Er wollte schon zornig auffahren, doch statt dessen begann er plötzlich zu lachen. »Wie komme ich nur darauf, daß ich einen Disput mit einer Anwältin gewinnen könnte?« meinte er kopfschüttelnd.
    Nach einem Moment des Zögerns stimmte Fidelma in sein Lachen ein.
»Castigat ridendo mores«,
brachte sie leise eins ihrer Lieblingszitate an. Man verbessert die Sitten, indem man über sie lacht.
    Plötzlich kamen sie aus dem Wald heraus auf ein weites Röhricht. Ihre Pferde scheuchten eine Schar kleiner Vögel auf, die geschlossen aufflogen und mit klingenden »pingping«-Lauten davonschossen. Sie sammelten sich zu einer ganzen Wolke, kreisten niedrig über dem Schilf, um die Gefahr abzuschätzen, und ließen sich dann wieder auf den hohen fiedrigen Schilfhalmen mit ihren dunkelbraunen Blüten und scharfkantigen Blättern nieder.
    »Schilfmeisen«, erklärte Fidelma. »Unsere Pferde haben sie gestört.«
    Eadulf hörte das Rauschen des Flusses ganz in der

Weitere Kostenlose Bücher