Tod in der Königsburg
diesen Ort«, meinte Fidelma. »Je eher wir Imleach erreichen, desto besser.«
»Können wir uns nicht einen Moment trocknen? Ich bin vom Gürtel ab naß«, wandte Eadulf ein.
»Mach dir nichts draus, vielleicht müssen wir noch einmal ins Wasser. Wir haben noch einen kleineren Fluß zu überqueren, den Fidhaghta. Wenn die Uí Fidgente auch noch Krieger am Brunnen von Ara stationiert haben, an der Hauptfurt über den Fluß, haben wir wieder ein Problem.«
Eadulf stöhnte hörbar.
»Wie weit ist es bis zum Brunnen von Ara?«
»Höchstens sieben Meilen. Wir sind bald da.«
Sie wendete ihr Pferd und ritt in den Wald hinein, in genau westlicher Richtung. Ohne sich umzusehen, rief sie über die Schulter zurück: »Hier wird der Weg breiter, und wir können ein Stück weit traben.«
Sie grub ihrem Pferd die Hacken in die Seiten, und die mächtige weiße Stute reagierte so kraftvoll, daß Fidelma sie zügeln mußte, damit sie in einen stetigen leichten Trab fiel.
Eadulf folgte ihr auf den Fersen. In seiner nassen Kleidung fühlte er sich elender und unbehaglicher als je in seinem Leben.
Ihm schien es eine Ewigkeit, bis sie über einen kleinen Hügel ritten, hinter dem sich der Weg senkte und auf einen anderen größeren Fluß zulief, der dort, wo an seinem Ufer eine Gruppe von Gebäuden stand, eine fast rechtwinklige Biegung machte. Der Fluß kam anscheinend von Westen und bog hier nach Süden ab.
»Das ist der Brunnen von Ara.« Fidelma lächelte zufrieden. »Hier ist der Übergang, und Imleach liegt nur ein paar Meilen weiter. Wir können dem Nordufer des Flusses noch eine Weile folgen. Hier sehe ich keine Krieger Giongas.«
Eadulf schnaufte mißbilligend. »Hier gibt es Häuser und Rauch. Können wir nicht ausruhen und uns trocknen?«
Fidelma sah zum Himmel. »Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen vor dem Dunkelwerden in Imleach sein. Wenn sich hier keine Krieger der Uí Fidgente herumtreiben, kannst du dich in der Herberge am Übergang umziehen und deine Kleidung trocknen.«
Ohne weitere Worte ritt sie auf eine Gruppe von Gebäuden zu, die sich über beide Ufer verteilten. Auch hier floß das Wasser über Schnellen, doch bei weitem nicht so wild und gefährlich wie bei der Furt durch den Suir.
Ein paar Jungen saßen am Flußufer und hatten ihre Angeln ausgeworfen. Als Fidelma sich ihnen näherte, holte einer von ihnen gerade triumphierend eine braune Bachforelle aus dem Wasser.
»Ein guter Fang«, rief ihm Fidelma anerkennend zu und hielt an.
Der Junge, nicht älter als elf, lächelte unbeeindruckt. »Ich hab schon bessere gemacht, Schwester«, antwortete er mit Respekt vor ihrer Kutte.
»Das glaube ich dir«, erwiderte sie. »Wohnst du hier?«
»Wo sonst?« fragte er großspurig.
»Sind Fremde in eurem Dorf?«
»Gestern abend waren Fremde hier. Der Fürst der Uí Fidgente, sagt mein Vater. Er und seine Leute. Aber heute morgen sind sie fort, als der große König von Cashel sie abholte.«
»Sind jetzt keine Fremden mehr im Dorf?«
»Nein, sie sind alle nach Cashel.«
»Gut. Wir danken dir.«
Fidelma wendete ihr Pferd und ritt zum Fluß, Eadulf folgte ihr. Hier reichte das Wasser den Pferden gerade bis zuden Fesseln, als sie den Ara durchquerten. Die Herberge war nicht zu verfehlen, sie stand direkt an der Furt, und ihr Zeichen hing über der Tür.
Dankbar glitt Eadulf aus dem Sattel und band das Pferd an einem Pfosten an. Er nahm die Satteltasche ab, in der sich seine Kleidung zum Wechseln befand, und hoffte auf eine Gelegenheit, sich umzuziehen.
Die Tür der Herberge öffnete sich, und ein älterer Mann trat heraus.
»Seid mir gegrüßt, Reisende, ich heiße euch . . .« Er brach ab, als er Fidelma erblickte. Ein freudiges Lächeln breitete sich über sein Gesicht, und er eilte hinzu, um ihr vom Pferd zu helfen.
»Es ist schön, dich wiederzusehen, Lady. Erst heute morgen war ja dein Bruder hier, um . . .«
»Um sich mit Donennach von den Uí Fidgente zu treffen«, ergänzte Fidelma und begrüßte den Mann mit einem freundlichen Lächeln. »Ich weiß, mein lieber Aona. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
Der Mann strahlte vor Freude darüber, daß sie sich an seinen Namen erinnerte. »Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du das Erreichen des Alters der Wahl gefeiert hast. Das muß mindestens zwölf Jahre her sein.«
»Es ist lange her, Aona.«
»Sehr lange, und doch hast du meinen Namen behalten.«
»Du warst immer ein treuer Gefolgsmann meiner Familie. Nur ein schlechtes Mitglied
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