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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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keinen Willen zur Verteidigung aufbrachte, dann mußte Cashel mit Angriffen von außen und Umsturz im Innern rechnen. Plötzlich spürte sie die Last der Verantwortung auf ihren Schultern. Wenn sie dieses Rätsel nicht löste, und zwar bald löste, konnte das für Cashel zur Katastrophe führen.
    »Als du nun sahst, daß das Reliquiar fehlte, was tatest du da?« fragte sie.
    »Ich ging sofort zum Abt und weckte ihn«, antwortete Bruder Madagan.
    »Du wecktest sofort Abt Ségdae? Warum?«
    Bruder Madagan schaute sie verständnislos an. »Warum?« wiederholte er.
    »Ja. Warum gingst du nicht Bruder Mochta wecken? Schließlich war er doch der Bewahrer der Reliquien?«
    »Ach so! Im nachhinein erscheint die Frage logisch. Der Abt hat sie mir auch schon gestellt. Ich muß gestehen, daß ich unter dem Schock meiner Entdeckung nicht logisch gehandelt habe. Ich dachte, als ersten müßte ich den Abt benachrichtigen.«
    »Nun gut. Was geschah dann?«
    »Der Abt meinte, wir sollten Bruder Mochta holen. Wir gingen zu seiner Zelle und stellten fest, daß er verschwunden war. Die Zelle war durchwühlt, und wir sahen Blutflecke.«
    Fidelma erhob sich mit einer Plötzlichkeit, die sowohl Bruder Madagan als auch Bruder Eadulf überraschte.
    »Vielen Dank, Bruder. Wir gehen jetzt zu Bruder Mochtas Zelle und sehen sie uns genauer an«, verkündete sie.
    Bruder Madagan stand ebenfalls auf. »Der Abt hat mich gebeten, euch dorthin zu führen«, sagte er. Er hatte den Schlüssel mitgebracht und ging ihnen voran. Unterwegs unterhielt er sie mit unaufhörlichem Geplauder über die Sehenswürdigkeiten der Abtei, die er ihnen zeigte. Fidelma und Eadulf waren sich darüber einig, daß sein Redefluß sie wohl habe ablenken sollen.
    Fidelma stand auf der Schwelle von Bruder Mochtas Zelle und betrachtete das Durcheinander darin. Ihren aufmerksamen Blicken entging nichts. Der Raum befand sich in völligerUnordnung. Kleidungsstücke waren auf dem Boden verstreut. Die Strohmatratze war halb von dem kleinen Holzbettgestell heruntergezerrt. Ein Kerzenstummel war in einer Talgpfütze auf dem Boden erloschen, der hölzerne Kerzenhalter stand daneben. Selbst ein paar persönliche Toilettenartikel lagen hier und da herum. Der Tisch neben dem Bett war seltsamerweise nicht umgestoßen. Auf ihm befand sich ein einziger Gegenstand, das hintere Ende eines Pfeils. Die Zeichen auf den Lenkfedern erkannte sie sofort. In einer Ecke lagen Schreibzeug und ein paar Blätter Pergament.
    Bruder Madagan schaute ihr über die Schulter. »Dort, Schwester, da auf der Matratze. Das sind die Blutflecke, die der Pater Abt und ich bemerkten.«
    »Ich sehe sie«, erwiderte Fidelma kurz. Sie ging nicht hin, sondern wandte sich an Bruder Madagan.
    »Sag mal, die Zellen rechts und links von dieser – sind die bewohnt?«
    Bruder Madagan nickte. »Ja, aber die Brüder, die darin schlafen, sind jetzt im Wald und sammeln Kräuter. Der eine ist unser Apotheker, der andere sein Gehilfe.«
    »Heißt das, daß zu der Zeit, als Bruder Mochta aus diesem Raum verschwand, sich in den Zellen zu beiden Seiten jemand aufhielt?«
    »Das stimmt.«
    »Und dir oder dem Abt wurde nichts Ungewöhnliches gemeldet?« Ihr Blick streifte durch die verwüstete Zelle.
    »Nichts.«
    Fidelma schwieg einen Moment und sagte dann: »Wir möchten dich nicht länger von deinen Pflichten abhalten, Bruder Madagan. Wo finden wir dich, wenn wir hier fertig sind?«
    Bruder Madagan bemühte sich, seine Enttäuschung über die plötzliche Verabschiedung zu verbergen. »Im Speisesaal. Wir sagen heute vormittag den Pilgern Lebewohl.«
    »Sehr gut. Wir kommen bald nach.«
    Eadulf schaute Bruder Madagan nach, bis er verschwunden war, und sah dann Fidelma fragend an. Sie blickte schweigend in die Zelle, und Eadulf wußte, daß er sie nicht in ihren Gedanken stören durfte. Nach einer Weile betrat sie den Raum und postierte sich neben der Tür.
    »Komm, Eadulf, stell dich auf die Schwelle, wo ich gestanden habe. Was hast du für einen Eindruck?«
    Verwundert tat Eadulf, wie sie ihm geheißen. Er ließ den Blick durch den verwüsteten Raum wandern. Das Chaos war nicht zu verkennen.
    »So wie die Zelle aussieht, könnte man annehmen, daß Mochta nach heftiger Gegenwehr herausgeschleppt wurde.«
    Fidelma neigte zustimmend den Kopf. »So wie die Zelle aussieht«, wiederholte sie leise. »Aber die Bewohner der Nachbarzellen haben nichts bemerkt.«
    Eadulf sah sie rasch an und verstand, worauf sie hinauswollte. »Du meinst, man

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