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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Abtei an.«
    »Weißt du mehr?« fragte sie.
    »Nein. Ich wurde eben erst von Bruder Madagan geweckt. Er will nachsehen, ob die Tore alle geschlossen sind, aber ich glaube, außer den Mauern und den Toren hat die Abtei nicht viel Schutz zu bieten.«
    Plötzlich begann die große Glocke der Abtei zu läuten, immer lauter, da die Hände am Glockenseil nach jedem Anschlagen noch heftiger zogen. Das Läuten war eher ein verzweifelter Hilferuf denn eine feierliche Mahnung.
    »Schauen wir mal, was wir herausfinden«, rief Fidelma durch den Lärm und lief den Gang entlang in Richtung Haupttor.
    Eadulf folgte ihr und protestierte: »Die anderen Frauensind an einen sicheren Platz in den Gewölben der Abtei geführt worden.«
    Fidelma ersparte sich eine Antwort. Sie war flink, und Eadulf hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Sie eilten durch die dunklen Kreuzgänge, in denen mehrere Brüder aufgeregt und ziellos hin und her rannten.
    Fidelma hörte die immer lauter werdenden Kriegshörner und die Rufe und Schreie der Kämpfenden jenseits der mächtigen Mauern der Abtei. Sie erreichten den Haupthof und sahen, wie eine Gruppe junger, kräftiger Mönche versuchte, die Balken am Haupttor vorzuschieben, angeleitet vom Verwalter der Abtei, Bruder Madagan.
    Fidelma rief ihn an, als sie nahe genug waren.
    »Was geht hier vor? Wer greift uns an?«
    Bruder Madagan hielt einen Moment inne mit seinen Anweisungen.
    »Fremde Krieger, mehr wissen wir nicht. Bis jetzt haben sie die Abtei nicht direkt angegriffen. Es geht ihnen anscheinend mehr darum, die Stadt zu plündern.«
    »Wo ist der Abt?«
    Bruder Madagan zeigte auf den kleinen viereckigen Wachtturm, der sich neben dem Tor drei Stockwerke hoch erhob.
    »Entschuldige, Schwester«, damit wandte er sich ab, »ich muß mich um unsere Sicherheit kümmern.«
    Fidelma lief bereits auf den Turm zu, von Eadulf gefolgt.
    Im Innern des Turms führte eine Treppe zu jedem der Stockwerke, gerade breit genug für eine Person. Ohne zu zögern, hastete Fidelma nach oben, und Eadulf eilte ihr nach.
    Die unteren Stockwerke waren leer, ganz oben trafen sie auf Abt Ségdae, der hinter dem stand, was man bei einer Wehranlage die Brustwehr genannt hätte. Eine brusthoheMauer umgab das Dach, und von dort konnte man das Gelände um die Abtei herum überblicken.
    Abt Ségdae war nicht allein. Neben ihm stand die stämmige Gestalt des Kaufmanns Samradán. Ségdae hielt sich im Schutz der Mauer und starrte über den Platz auf die Stadt. Seine Schultern waren herabgesunken, die geballten Fäuste hielt er in die Seiten gestemmt, sein Kopf war vorgeschoben, und so beobachtete er grimmig das Geschehen. Samradán schien gleichfalls von dem Schauspiel gebannt. Sie grüßten Fidelma und Eadulf nicht, als diese auf das Dach stiegen.
    Fidelma und Eadulf hatten bereits ein unheimliches rotes Glühen bemerkt, ein seltsames gelbrot flackerndes Licht, das sich über die Vorderseite der Abtei ergoß. Sein merkwürdig drohender Schein wurde von den niedrig hängenden Wolken zurückgeworfen. Offensichtlich standen schon viele Häuser der Stadt in Flammen. Die Schreie der Menschen und das angstvolle Wiehern der Pferde drangen herüber. Außerhalb der Mauern der Abtei herrschte ein wildes Durcheinander. Berittene jagten hin und her über den Platz und durch die Straßen, die einen mit Brandfackeln in den Händen, die anderen Schwerter schwingend. Es war klar, daß die ungeschützten Gebäude des Ortes den ersten Ansturm auszuhalten hatten. Nachdem sich ihre Augen an das eigenartige Zwielicht der von brennenden Gebäuden und irrlichternden Fackeln erhellten Nacht gewöhnt hatten, konnte Fidelma noch etwas ausmachen. Hier und da lagen dunkle flache Hügel auf dem Boden, offenbar Leichen. Dann sah sie auch, wie Menschen einzeln oder in kleinen Gruppen um ihr Leben rannten, von berittenen Kriegern verfolgt. Ab und zu verriet ein Schrei, daß eine Klinge ihr Opfer gefunden hatte.
    Fidelma wandte sich erbittert an Abt Ségdae.
    »Gibt es kein Mittel, Imleach zu retten?« fragte sie.
    Der Abt schien zu benommen, um zu antworten. Er wirkte plötzlich wie ein gebrechlicher alter Mann. Fidelma schüttelte ihn ungestüm am Arm.
    »Ségdae, dort werden unschuldige Menschen niedergemacht. Gibt es keine Krieger in der Nähe, die wir herbeirufen können?«
    Fast widerwillig wandte ihr der Abt sein spitzes Gesicht zu. Er hatte Mühe, sie zu erkennen.
    »Die nächsten Krieger sind die deines Vetters, des Fürsten von Cnoc Áine.«
    »Gibt es

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