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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fidelma nicht, was er meinte, dann begriff sie.
    »Das Verschwinden der Reliquien Ailbes! Aberglaube, weiter nichts.«
    »Aber es paßt so gut zusammen. Die heiligen Reliquien sind verschwunden. Es heißt, wenn sie diesen Ort verlassen, stürzt Muman. Nun sind sie fort, und die Abtei wird zerstört!«
    Auch Fidelma fürchtete das, und gleichzeitig machte diese Furcht sie wütend.
    »Du Narr! Noch ist die Abtei nicht zerstört, und sie wird es auch nicht, wenn wir uns dazu aufraffen, sie zu verteidigen.«
    Eadulf kam zurückgeeilt. Entsetzt blickte er auf die reglose Gestalt des Abts. »Ist er . . .«
    »Nein«, erwiderte Bruder Madagan. »Ségdae ist von einem Wurfgeschoß getroffen worden. Kannst du jemand finden, der unseren Apotheker Bruder Bardán holt?«
    Eadulf wandte sich wieder zur Treppe. Gleich darauf war er zurück. »Ein junger Bruder sucht den Apotheker.«
    »Wie geht es Samradán?« fragte Fidelma.
    »Den Kaufmann tröstet Schwester Scothnat.« Eadulf blickte plötzlich über die Mauer auf den Platz vor der Abtei. »Seht nur!«
    Ihre Blicke folgten seiner ausgestreckten Hand.
    Etwa ein halbes Dutzend Männer waren neben dem großen Eibenbaum vor den Mauern der Abtei von den Pferden gestiegen. Sie alle hatten Äxte in den Händen und fingen an, zielstrebig an dem alten Stamm herumzuhacken. Es sah nach einer sorgfältig geplanten Aktion aus und nicht nach blinder Zerstörungswut.
    »Was geht da vor?« fragte Eadulf verblüfft. »Warum machen sie sich mitten im Angriff daran, einen Baum zu fällen?«
    »Gott schütze uns!« rief Bruder Madagan. Es war ein beinahe verzweifelter Klageschrei. »Seht ihr es nicht? Sie hauen die heilige Eibe um.«
    »Immer noch besser, als wenn sie Menschen umhauen«, bemerkte Eadulf mit schwarzem Humor, ohne die Bedeutung des Vorgehens der Angreifer zu verstehen.
    »Denk an das, was ich dir erzählt habe«, erinnerte ihn Fidelma. Selbst sie war etwas blaß geworden. »Dies ist der heilige Baum, das Symbol unseres Volkes, der von Eber Fionn mit eigener Hand gepflanzt worden sein soll, dem Sohn des Milesius, dem Ahnherrn der Eóghanacht von Cashel. Es ist ein alter Glaube in unserem Volk, Eadulf, daß der Baum unser Wohlergehen symbolisiert. Solange der Baum gedeiht, gedeihen auch wir. Wird er zerstört . . .«
    Sie beendete den Satz nicht.
    Eadulf hörte ihr schweigend zu. Wiederum verwirrte ihndie seltsame Mystik dieses Landes, das er lieben gelernt hatte. Einerseits war es christlicher als alle angelsächsischen Königreiche, die er kannte, und andererseits war es viel heidnischer als die meisten christlichen Länder, die er kannte. Und Fidelma, ein Muster an Vernunft und Scharfblick, war tatsächlich beunruhigt, weil jemand den großen Eibenbaum fällen wollte.
    Langsam begriff Eadulf die wahre Bedeutung dieses Symbols. Er hatte immer gedacht, in heidnischen Zeiten seien die Bäume angebetet worden. Jetzt verstand er, daß den Bäumen als den ältesten lebenden Wesen auf Erden solche besondere Verehrung galt. Lebende Wesen! Was hier durch die Zerstörung dieses Symbols, das »Der Baum des Lebens« genannt wurde, geschah, war mehr als eine Beleidigung der Eóghanacht-Dynastie von Cashel. Es war ein Mittel, sie und ihr Volk zu entmutigen.
    Eadulf hielt es für klug zu schweigen.
    Trotz des Läutens der großen Glocke hörten sie, wie sich die Äxte der Angreifer mit rhythmischen Schlägen, die eigenartig vom Lärm der Verwüstung und des Todes abstachen, in das alte Holz gruben.
    Bruder Bardán, der Apotheker, erschien auf dem Dach, gefolgt von dem jungen Bruder Daig, seinem Gehilfen. Bardán kniete sofort bei dem Abt nieder und untersuchte seine Wunde.
    »Er hat einen üblen Schlag erhalten, aber die Verletzung ist nicht lebensgefährlich«, stellte er fest. »Bruder Daig wird mir helfen, ihn in sein Zimmer zu bringen.« Er sah Bruder Madagan an. »Wie stehen unsere Chancen, Bruder?«
    »Nicht gut. Noch greifen sie die Abtei nicht an, aber sie fällen den großen Eibenbaum.«
    Bruder Bardán holte erschrocken Luft und bekreuzigte sich, dann schaute er über die Mauer. Einen Moment ließ ihn der Anblick erstarren. Entsetzt schüttelte er den Kopf.
    »Deshalb greifen sie also die Abtei nicht direkt an«, bemerkte er leise. »Das haben sie gar nicht nötig.«
    »Ach, hätten wir doch nur ein paar gute Bogenschützen«, rief Fidelma verzweifelt.
    Bruder Daig blickte verstört drein. »Lady, wir sind doch Männer des Glaubens«, wandte er ein.
    »Das heißt aber nicht, daß wir

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