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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Die Gestalt trug eine Lampe, die aber nicht angezündet war. Befriedigt stellte Fidelma fest, daß sie auch einen großen Beutel und ein Seil auf dem Rücken hatte. Sie ging vorgebeugt, als spähte sie nach den Hindernissen auf ihrem Weg aus.
    Zielsicher eilte die Gestalt auf den Bogengang zu und hinaus in den Kräutergarten. Fidelma stand sofort auf und zog Eadulf mit sich. Katzengleich schlichen sie hinterher. Sie sahen gerade noch, wie die Gestalt die Außentür der Abtei erreichte, und hörten, wie sie die Riegel zurückschob. Die metallenen Angeln quietschten leise, als sich die Tür öffnete und wieder schloß.
    Fidelma flüsterte sofort: »Rasch! Wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren.«
    Eadulf folgte ihr und äußerte flüsternd seine Einwände. Er wollte nicht aus dem Schutz der Abtei heraus, und er hatte seinen Pilgerstab nicht bei sich, auf den er sich seit der Auseinandersetzung mit dem Wolf gern verließ. Zu dieser Nachtwache hatte er ihn aber nicht mitgebracht.
    »Bist du sicher, daß es Bruder Bardán ist? Müssen wir ihn auch außerhalb der Abtei verfolgen? Wenn wir nun auf Wölfe stoßen?«
    Fidelma würdigte ihn keiner Antwort und durchquerte den Kräutergarten mit einer Schnelligkeit, die Eadulf verblüffte. Er konnte kaum mit ihr Schritt halten. Die Tür war nicht verriegelt, und sie gelangten rasch hinaus auf das nächtliche Feld.
    Der Mond stand noch am Himmel und war fast voll, so daß außerhalb des Schattens der Abtei eher Zwielicht als das Dunkel der Nacht herrschte. Es war wolkenlos, und am dunkelblauen Himmelszelt funkelten Myriaden von Sternen. Eine leichte Helligkeit auf den Spitzen der Berge im Osten kündigte den nahen Morgen an. Fidelma zog Eadulf in den Schatten der Abtei zurück und wies hinaus.
    Bruder Bardán war jetzt deutlich zu erkennen, wie er in einiger Entfernung mit gesenktem Kopf schnell über das Feld lief. Fidelma sah sich nach einer Deckung um, fand aber keine. Bruder Bardán entfernte sich von allen Bäumen und Gebäuden und überquerte eine offene Heidefläche.
    Mit einem Seufzer winkte Fidelma Eadulf, ihr zu folgen, und eilte der rasch verschwindenden Gestalt hinterher. Hätte sich Bruder Bardán umgesehen, hätte er sie zweifellos erspäht, und sie hätten ihm ihre Verfolgung wohl nur schwer erklären können.
    Nach einer Weile wurde klar, daß Bruder Bardán auf die dunkle Silhouette eines Gebäudes zusteuerte, das an einer Ecke der freien Fläche hinter den Eiben stand. Es war eine kleine Steinkapelle. Sie lag im Dunkeln, und sie konnten nur erkennen, daß sie kaum fünf Meter hoch und sechs Meter lang war, eher ein winziges Bethaus als eine Kapelle.
    Bruder Bardán war in dem Gebäude verschwunden.
    Fidelma blieb stehen und schaute sich im Mondlicht um.
    »Wenn er herauskommt, sieht er uns bestimmt«, erklärte Eadulf das Offenkundige.
    Fidelma wies auf eine nahe Baumgruppe.
    »Das ist unsere einzige Deckung. Wir warten hinter den Bäumen, bis er herauskommt.«
    »Meinst du, Bruder Bardán trifft sich dort mit jemandem?« fragte Eadulf, als sie es sich in der Deckung bequem machten.
    »Spekulation ohne Kenntnis ist gefährlich«, antwortete Fidelma mit einem ihrer Lieblingssprüche.
    »Du vermutest, daß er nichts Gutes im Schilde führt?«
    »Ich urteile nicht über ihn.«
    »Aber du mußt doch eine Vorstellung davon haben, was er vorhat?« wandte Eadulf ein.
    »Publilius Syrus schrieb, ein voreiliges Urteil sei der erste Schritt dazu, es korrigieren zu müssen. Wir warten ab, was geschieht.«
    Eadulf seufzte und lehnte sich an einen Baumstamm. Mit Anbruch des Morgens wurde der Boden feucht, und er suchte nach einem trockenen Baumstumpf, auf dem er sitzen konnte. Fidelma setzte sich so, daß sie den Eingang des Gebäudes im Blick hatte.
    Eadulf lehnte sich zurück und seufzte tief. Dann schloß er die Augen.
    Nur einen Augenblick später, schien es ihm, öffnete er sie wieder und sah zu seiner Überraschung, daß ihn das graue Licht der Morgendämmerung umgab. Der pelzige Geschmack in seinem Mund verriet ihm, daß er geschlafen habenmußte. Er gähnte und blinzelte, fühlte sich steif und unbehaglich. Er schaute Fidelma an.
    Sie saß immer noch auf dem Baumstumpf, leicht vorgebeugt, die Arme um die Knie geschlungen. Sie erwiderte seinen Blick.
    »Wie lange . . .?« Die Worte kamen nur schwer aus seinem trockenen Mund.
    »Wie lange du geschlafen hast? So lange, bis der Morgen graute.«
    In ihrer Stimme lag kein Tadel.
    »Was hat sich ereignet?«
    Fidelma

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