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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Eadulf hatte einen beträchtlichen Teil seiner Portion aus dem Beutel verzehrt. Fidelma hingegen hatte sich mit einem Schluck Wasser begnügt.
    Das Bethaus lag düster und verlassen da.
    Eadulf zündete eine der Kerzen auf dem Altartisch an, damit sie die Steinplatte finden konnten, die den Brunnenschacht abdeckte. Sie war leicht zu erkennen, wenn man wußte, was man suchte. An der Platte befand sich ein kleiner eiserner Ring. Eadulf beugte sich nieder und zog daran. Er fiel beinahe auf den Rücken, denn die Platte war auf Zapfen gelagert und ließ sich mit wenig Mühe anheben.
    Darunter erblickten sie ein großes schwarzes Loch.
    Eadulf hielt die Kerze darüber. Das half wenig, denn sie erhellte nur ein kleines Stück.
    »Völlig dunkel«, murmelte er. »Da drin kann sich niemand verstecken.«
    »Schau dir mal deine Kerze an«, riet ihm Fidelma.
    Eadulf verstand sie nicht. »Meine Kerze . . .? Was meinst du damit?«
    »Deine Kerze flackert, wenn du sie über die Öffnung hältst. Was sagt dir das?«
    Eadulf betrachtete still die tropfende Kerze. Dann sah er zur Tür. Jetzt begriff er, worauf sie ihn hinauswollte.
    »In dem Schacht kommt Luft hoch. Das heißt, daß da unten nicht nur Wasser ist?«
    Fidelma zeigte auf den Schacht. »Es kommt noch eins dazu. Siehst du dort an der Seite die Holzleiter? Warum führt eine Leiter in einen Brunnenschacht?«
    Eadulf spähte zweifelnd hinunter. »Es ist dunkel dort unten. Ich steige lieber hinab und sehe nach.«
    Er hielt Fidelma die Kerze hin, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Ich bin leichter als du. Wir wissen nicht, wie stabil die Leiter ist.«
    Bevor er protestieren konnte, hatte sie sich über den Rand geschwungen und kletterte hinunter in das Dunkel.
    »Sie scheint ziemlich stabil zu sein«, rief sie kurz danach hinauf.
    Eadulf verlor sie aus den Augen.
    »Du brauchst die Kerze, damit du etwas siehst«, rief er ihr nach.
    Sie gab keine Antwort.
    »Fidelma!« schrie Eadulf besorgt.
    Diesmal ließ sie sich sofort hören.
    »Alles in Ordnung. Ich habe einen unterirdischen Gang gefunden. In dem scheint ein schwaches Licht.«
    »Ich komme herunter«, erwiderte Eadulf, schwang sich den Beutel auf den Rücken und stieg in den Brunnenschacht hinein, in der einen Hand die Kerze und mit der anderen Hand sich an der Leiter festhaltend.
    Nach etwa drei Metern erblickte er die Öffnung, die Fidelma entdeckt hatte. Sie war schon von der Leiter in den Gang gekrochen und hielt ihm die Hand entgegen, um ihm die Kerze abzunehmen, damit er leichter in den Eingang gelangte. Er reichte sie ihr.
    »Der Gang ist weit genug«, versicherte sie ihm.
    Sie hatte recht. Er war fast einen Meter breit und anderthalben Meter hoch, so daß Eadulf sich nur ein wenig zu bücken brauchte und aufpassen mußte, daß er nicht mit dem Kopf gegen die Felsdecke stieß. Der geheimnisvolle Tunnel schien sich vielfach zu winden, weil er einer natürlichen Aushöhlung des Kalksteins durch das Wasser folgte. Es war sehr feucht hier, und die Luft war abgestanden. Wie Fidelma bemerkte auch er, daß weiter hinten ein schwaches Licht glomm, das keine natürliche Quelle zu haben schien.
    »Was ist das?« flüsterte er.
    »Ich habe so etwas schon einmal gesehen. Es ist ein Stoff, der im Dunklen leuchtet, eine merkwürdige wachsartige Masse, mit der manche Handwerker Feuer machen. Sie ist brennbar. Ich glaube, die Griechen benannten sie nach dem Morgenstern.«
    Wortlos folgten sie weiter dem Gang. Nach einiger Zeit hörte Eadulf einen unterdrückten Ausruf Fidelmas, die plötzlich gemerkt hatte, daß sie sich aufrichten konnte. DerGang mündete in eine leidlich große Höhle, ungefähr drei Meter hoch, rund und mit einem Durchmesser von sechs oder acht Metern.
    »Hier ist niemand«, murmelte Eadulf überflüssigerweise beim Anblick der leeren Höhle.
    Wie der Gang war auch die Höhle sehr feucht, in der Mitte stand eine kleine Pfütze, in die es ständig von der Decke tropfte. Echos vervielfältigten dieses Geräusch, das Eadulf auf die Dauer unerträglich vorkam.
    »Hier würde niemand bleiben wollen«, meinte Fidelma, die seine Gedanken erraten hatte. Dann wies sie auf zwei schwarze Löcher auf der anderen Seite, die Eingänge zu anderen Tunnels erkennen ließen.
    »Zwei Eingänge. Welchen nehmen wir?« fragte sie.
    »Den rechten«, erwiderte Eadulf, ohne nachzudenken.
    Fidelma schaute ihn an, doch das unsichere Licht verbarg ihre Miene.
    »Warum den rechten?« Sie hörte sich belustigt an.
    Eadulf zuckte die Achseln.

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