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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bestätigte Fidelma eilig. »Wir hatten viel zu tun. Kannst du uns sagen, wo sich Bruder Bardán aufhält? Ich wollte mit ihm sprechen, aber anscheinend ist er nicht in der Abtei.«
    Abt Ségdae schien nicht überrascht davon. »Er geht oft früh hinaus und sammelt Heilkräuter. Wahrscheinlich ist er deshalb schon unterwegs.«
    »Dann ist es also ganz normal, daß Bruder Bardán so früh die Abtei verläßt?«
    »Ja.«
    »Neulich fiel mir eine kleine Kapelle auf, die ein Stück entfernt von der Abtei steht und die ich noch nie gesehen hatte«, bemerkte Fidelma, während sie neben Ségdae durch den Kreuzgang ging.
    Eadulf folgte ihnen widerwillig. Ihn zog es zum Speisesaal, er wollte endlich etwas essen und trinken.
    »Ach, du meinst die kleine Kapelle des heiligen Ailbe?«
    »Ein altes Bethaus aus Trockenmauern?«
    »Das ist es. Es steht in einem Heidefeld«, bestätigte Ségdae. »Das ist merkwürdig.«
    »Was ist merkwürdig?« fragte Eadulf.
    »Der
dálaigh
von den Uí Fidgente . . . Wie heißt er doch gleich? Solam? Solam erkundigte sich gerade nach derselben Kapelle.«
    »Solam?« fragte Fidelma aufgeregt, doch Ségdae schien es nicht zu merken.
    »Der Ort heißt Gort na Cille«, antwortete er.
    »›Kirchenfeld‹ ist wohl ein passender Name«, meinte Fidelma. Sie hatte sich wieder gefangen. »Warum fragte Solam danach?«
    »Das weiß ich nicht. Manche Leute glauben, man fände Heilung, wenn man sich mit dem Wasser von dort wäscht; man muß es vor Tagesanbruch holen«, erwiderte der Abt.
    Eadulf stöhnte. Hätte er gewußt, daß es dort einen Bach gab, brauchte er jetzt nicht so zu leiden. Er konnte sich aber an keinen Bach erinnern.
    »Von wo holen, Pater Abt?« fragte er harmlos. »Ich habe dort keinen Bach entdeckt.«
    Abt Ségdae schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Bach, nur einen Brunnen. Er heißt Tobar na Cille, der Kirchenbrunnen, weil die Kapelle darüber errichtet wurde. Der Brunnen befindet sich im Bethaus selbst.«
    Fidelma blieb plötzlich stehen.
    »Meinst du damit, es gibt einen Brunnen
unter
den Bodenplatten der Kapelle?« fragte sie langsam.
    Ségdae sah sie belustigt an.
    »Aber ja. Eine der Platten hat ein Scharnier und läßt sich hochklappen. Sie befindet sich hinter dem Altartisch.«
    Sie hatten die Tür zu seinen Zimmern erreicht. Mehrere Mönche erwarteten ihn und wollten ihn sprechen.
    »Weißt du, wo sich der Anwalt von den Uí Fidgente jetzt aufhält?« fragte Fidelma.
    »Vor einer Viertelstunde sah ich ihn vom Morgengottesdienst kommen, aber ich weiß nicht, wo er hingegangen ist.«
    Fidelmas bedankte sich beim Abt und eilte mit entschlossener Miene davon. Eadulf folgte ihr.
    »Hier geht es aber nicht zum Speisesaal, Fidelma«, protestierte er atemlos.
    Sie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Begreifst du denn nicht?« fragte sie.
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Was soll ich begreifen?«
    »Das Rätsel von Bruder Bardáns Verschwinden ist gelöst.«
    Er überlegte einen Moment, dann wurde ihm klar, was sie meinte.
    »Willst du damit sagen, daß sich Bruder Bardán vor uns in einem Brunnenschacht versteckte?«
    »Vielleicht erfüllt der Brunnenschacht noch einen anderen Zweck. Wir müssen sofort hin und ihn uns genauer ansehen. Es gefällt mir nicht, daß sich auch Solam nach dem Bethaus erkundigt hat. Was weiß er darüber?«
    Eadulf blieb plötzlich mit trotziger Miene stehen.
    »Ich gehe nicht wieder dorthin, ohne Essen und Trinken mitzunehmen.«
    Also ließ sich Fidelma zum Speisesaal mitziehen. Die langenTische waren fast leer, denn die Gemeinschaft hatte schon gefrühstückt und ging nun ihrer täglichen Arbeit nach.
    »Wir können uns etwas zu essen mitnehmen«, schlug Fidelma vor. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Solam hat irgendwas vor, dessen bin ich mir sicher.«
    Eadulf griff sich zwei frische, noch warme Brotlaibe und ein paar Scheiben kaltes Fleisch, Käse und Obst. Er stopfte alles in einen Beutel, den er von der Wand holte. Fidelma fand ein Wassergefäß, füllte es und reichte es ihm.
    »Jetzt auf nach Gort na Cille«, sagte sie, als er zu erkennen gab, daß er fertig sei.
    Im Hinausgehen konnte Eadulf der Versuchung nicht widerstehen, er langte sich noch ein Stück Brot und Fleisch und steckte es in den Mund. Ach, das tat gut!
    Es war schon recht warm geworden, als sie das kleine Bethaus wieder erreichten. Sie hatten die Abtei erneut durch die Tür zum Kräutergarten verlassen und waren, so schien es ihnen, von niemandem beobachtet worden.

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