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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich auf, »daß wir heute nacht aufbleiben und das Treiben unseres Freundes Bruder Bardán beobachten müssen. Ich glaube, da zeichnet sich etwas ab.«
    »Etwas, an dem du mich teilhaben lassen kannst?« Eadulf ärgerte sich ein wenig über ihre Geheimnistuerei.
    »Zu gegebener Zeit«, erwiderte sie. »Vor dem Abendessen sollten wir noch etwas ruhen. Die Nacht könnte lang werden.«
    Als sie aus dem Kräutergarten zurückkamen, sah sie sich im Kreuzgang um, als suche sie etwas. Dann zeigte sie auf eine kleine Nische.
    »Das ist eine gute Stelle zum Beobachten. In der Nacht liegt sie im Schatten, und von hier aus können wir den Hof bequem überblicken.«
    »Und auf wen warten wir?«
    »Auf Bruder Bardán, wen sonst?«
     
    Die Glocke rief zum letzten Gottesdienst des Tages. Eadulf eilte den Gang entlang zur Kapelle. Fidelma hatte beschlossen, selbst den Beobachtungsposten zu beziehen, aber darauf bestanden, daß Eadulf zum Gottesdienst ging, damit ihre Abwesenheit nicht zu sehr auffiel.
    Sollte ihn jemand nach ihr fragen, sollte er sagen, sie sei müde und habe sich niedergelegt. Eadulf war froh, daß er zum Gottesdienst gehen konnte, denn ihn plagte das Gewissen, weil er seit ihrer Ankunft in der Abtei so viele versäumt hatte.
    Er gesellte sich zu den Brüdern, die sich in der Kapelle versammelten. Er fand einen guten Platz in einer Bank vor dem Hochaltar und sank auf die Knie, die Hände zum Gebet ausgestreckt. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus und schluckte schwer.
    Er hatte Bruder Bardán in einer kleinen Nische an der Seite der Kapelle erspäht. Bruder Bardán schien etwas zu erklären und unterstrich seine Worte ausdrucksvoll mit Gesten. Als er sich leicht abwandte, wurde die Person sichtbar, mit der er sich so angeregt unterhielt. Der Anblick hatte Eadulf die Sprache verschlagen.
    Es war Fidelmas Vetter Finguine, der Fürst von Cnoc Áine. Die Tatsache, daß Bruder Bardán mit ihm sprach, war an sich nicht verdächtig, doch die Art und Weise, in der er es tat, war merkwürdig. Die beiden lächelten sich verschwörerisch an.
    Bruder Bardán merkte wohl plötzlich, daß der Gottesdienst gleich beginnen würde, denn er sagte etwas zu Finguine, wandte sich ab und ging rasch durch das Seitenschiff der Kapelle davon, die Hände vor der Brust gefaltet und den Kopf gesenkt.
    Finguine zögerte, sah sich um, ob er beobachtet würde, und verließ die Kapelle durch eine Seitentür.
    Abt Ségdae begann mit der Liturgie.
    Eadulf wäre beinahe ein Fluch entfahren. Reuevoll bekreuzigte er sich. Wenn er nur Bruder Bardán und Finguine erkannt hätte, bevor er seinen Platz einnahm. Jetzt konnte er die Kapelle nicht vor Ende des Gottesdienstes verlassen. Er hätte viel darum gegeben, zu erfahren, was sie besprochen hatten.
    Der Gottesdienst zog sich unendlich in die Länge. Als Eadulf schließlich die Kapelle verließ, suchte er unverzüglich Fidelma auf, die im dunklen Schatten der Nische des Kreuzgangs saß. Rasch blickte er sich um, stellte fest, daß niemand in der Nähe war, und huschte zu ihr. Eilig berichtete er ihr, was er gesehen hatte.
    Sie nahm es gelassen auf.
    »Es ist das zweitemal, daß wir Bruder Bardán und Finguine zusammen gesehen haben, erst kamen sie gemeinsam aus Nions Haus und jetzt hier. Auffällig daran ist nur, daß sie sich dabei recht verschwörerisch benehmen. Das und Bruder Bardáns Lüge über Mochta macht die Sache interessant.«
    »Was tun wir also?« fragte Eadulf.
    Fidelma schaute auf und lächelte in der Dunkelheit.
    »Wir verfolgen unseren Plan weiter. Wir bleiben hier und sehen, ob mein Verdacht begründet ist. Ich meine, Bruder Bardán könnte seinen Kräutergarten aufsuchen, ehe die Nacht herum ist.«
     
    »Das ist ja lächerlich«, stöhnte Eadulf nicht zum erstenmal.
    »Er kommt nicht mehr. Es ist viel zu spät.«
    Sie saßen immer noch in der Nische im Kreuzgang. Es warkühl, und Eadulf hatte es längst aufgegeben, die Stunden zu zählen, die vergangen waren, seit die Mitternachtsglocke geläutet hatte und es in der Abtei still geworden war. Es müßte doch bald Zeit zum Morgengebet sein? Der neue Tag müßte bald anbrechen.
    »Still. Du mußt Geduld haben«, ermahnte ihn Fidelma.
    »Aber ich bin müde. Ich friere. Ich will ins Bett. Ich brauche meinen Schlaf und . . .«
    Ein kräftiger Rippenstoß Fidelmas brachte ihn jäh zum Schweigen.
    Es kam jemand. Sie sahen den dunklen Schatten den Kreuzgang entlanggleiten, bis er in den mondlichtgesprenkelten Hof hinaustrat.

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