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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das. Jetzt wissen wir, was mit Bruder Mochta passiert ist.«
    »Eben nicht«, erwiderte Fidelma gereizt. »Wir wissen jetzt nur mit Bestimmtheit, daß Bruder Bardán uns belügt.«

KAPITEL 16
    »Bruder Bardán belügt uns?« Eadulf zog überrascht die Brauen hoch. »Woraus schließt du das?«
    »Bruder Bardán hat entschieden und ohne jeden Zweifel behauptet, daß der Unterarm von Bruder Mochta stammt.«
    »Ja. Meinst du, daß er lügt? Daß es nicht Mochtas Arm ist und der Apotheker das weiß?«
    »Das hast du doch wohl gemerkt«, sagte Fidelma ungeduldig.
    Eadulf schüttelte ratlos den Kopf. »Woher wissen wir, daß es nicht Bruder Mochtas Arm ist?«
    »Welcher Arm ist es?«
    »Der linke. Der linke Unterarm . . . ach so!«
    Jetzt hatte Eadulf begriffen. Nach der Beschreibung Abt Ségdaes hatte Mochta auf dem linken Unterarm einen Vogel eintätowiert, genau wie die Leiche in Cashel. Bruder Bardán mußte wissen, daß auf diesem Unterarm die Tätowierung fehlte.
    »Also hat er bewußt gelogen«, erklärte Fidelma.
    »Aber warum? Und wessen Arm ist es?« fragte Eadulf.
    »Der Arm des Kutschers von Samradán, den sich die Wölfe vorgenommen hatten. Warum lügt er? Vielleicht will er uns davon abhalten, weiter nach Bruder Mochta zu suchen? Kann Mochta der tote Attentäter von Cashel sein? Offene Fragen. Doch ein Stückchen weiter sind wir, glaube ich. Gehen wir.«
    Sie eilte zurück zu Bruder Mochtas Zelle. Diesmal ging sie aber weiter, vergewisserte sich, daß sie unbeobachtet waren, und öffnete die Tür des nächsten Raums – der Zelle Bruder Bardáns. Sie zog Eadulf mit hinein.
    »Was suchen wir hier?« flüsterte er erstaunt.
    »Das weiß ich nicht genau. Bleib an der Tür und sag Bescheid, wenn jemand kommt.«
    Die Zelle war sparsam eingerichtet: Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und Haken für die Kleidung. An ihnen hingen zwei Kutten zum Wechseln, ein Wollmantel für den Winter, ein Lederhut gegen Regen und zwei Paar Sandalen, eins davon mit Nägeln beschlagen und mit grünen Flecken – dies benutzte der Apotheker wohl, wenn er draußen Wildkräuter sammelte. Auf dem Tisch lagen zwei Bücher, beide über Kräuterheilkunde. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie, daß das eine erst geschrieben wurde, die meisten seiner Seitenwaren noch leer. Die ersten Seiten zeigten eine Handschrift, die ihr irgendwie bekannt vorkam.
    Sie langte in ihr
marsupium
und holte einige der Blätter heraus, die sie in Bruder Mochtas Zelle gefunden hatte, die Auszüge aus den »Annalen von Imleach«. Es war dieselbe Handschrift. Hatte Bruder Mochta dem Bruder Bardán beim Schreiben seiner medizinischen Abhandlung geholfen? Wenn ja, dann hieß das, daß die beiden sich sehr gut gekannt hatten und Bruder Bardán kaum ein Irrtum bei der Identifizierung des Unterarms unterlaufen sein konnte.
    Sonst gab es anscheinend nichts von Interesse in diesem Raum.
    Instinktiv kniete Fidelma nieder und schaute unter das hölzerne Bettgestell. Dort lagen ein paar Gegenstände, die sie hervorholte. Es waren ein aufgerolltes Seil, eine gefüllte Öllampe mit frisch geputztem Docht und ein großer Beutel, der Lebensmittel und eine kleine Amphore mit Wein enthielt.
    Fidelma betrachtete den Beutel und seinen Inhalt einen Moment, dann nickte sie düster, als habe sie erwartet, so etwas zu finden.
    Sie legte alles sorgfältig zurück und trat dann mit Eadulf wortlos auf den Gang hinaus. Er folgte ihr schweigend durch die Tür zum Kreuzgang gegenüber dem Gästehaus. An der anderen Seite stand die Kapelle der Abtei, an der dritten führte eine Pforte in einen kleinen Garten.
    »Dort zieht Bruder Bardán seine Kräuter«, erklärte sie. »Sehen wir uns das einmal an.«
    Eadulf folgte ihr über den Hof und durch den Bogengang in den kleinen Kräutergarten.
    »Aha!«
    Fidelma schritt sofort auf eine kleine Holztür an der gegenüberliegenden Seite zu. Sie war verriegelt. Rasch zog sie den Riegel zurück und öffnete die Tür.
    »Wohin führt sie?« brach Eadulf neugierig sein Schweigen.
    Fidelma trat stumm zur Seite.
    Eadulf sah, daß hinter der Tür ein freundliches, von Eiben gesäumtes Feld lag. Die Tür führte aus der Abtei heraus auf der Seite, die von der Stadt abgewandt war. Fidelma schloß die Tür wieder und schob den Riegel vor. Plötzlich beugte sie sich vor und betastete etwas am Pfosten.
    Eadulf blickte ihr über die Schulter.
    »Das sieht wie getrocknetes Blut aus«, vermutete er. »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet«, antwortete Fidelma und richtete

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