Tod in der Walpurgisnacht
erinnerte sich, dass Papa immer gewitzelt hatte, Skoglund hätte die Farbe bestimmt nur wegen des Preises gekauft, denn eine schier unverkäufliche Farbe musste besonders billig sein. Skoglund hatte sie in Högsby gekauft, eine grelle grüne Farbnuance.
»Vielleicht ist er farbenblind«, sagte Mama. »Das ist bei vielen Männern so. Die sehen keinen Unterscheid zwischen Rot und Grün, und es wird bei ihnen alles zu Grau.«
»Aber die arme Mariana muss einen Schock gekriegt haben, als sie gesehen hat, was er da aufgepinselt hat«, meinte Papa und lachte. Das tat ihr Papa ziemlich oft. Lachen. Und das mochte sie so gern.
Sie konnte sich nicht genau erinnern, was Mama darauf geantwortet hatte. Vielleicht etwas in der Art, dass es ohnehin keine Rolle spielte, was Mariana fand, weil Onkel Johannes derjenige war, der alles bestimmte. Das war ganz klar. Wenn er seinen Willen nicht bekam, dann wurde er schweigsam, und das war alles andere als erfreulich.
Mit Linnea war es genauso, dachte sie. Linnea aus ihrer Klasse bestimmte über alles, und da hegte man auch besser keine Zweifel. Wenn etwas nicht so wurde, wie sie wollte, dann wurde sie schweigsam, und ihre Augen wurden ganz schwarz.
Auf jeden Fall war es Skoglund, der hinterher damit angegeben hatte, dass er den Polizisten den richtigen Weg gezeigt hatte. Als ob das etwas zum Angeben wäre. »Ich durfte ihnen den Weg zeigen«, sagte er und sah dabei wichtig aus. Er zeigte den Polizisten sowohl, wo das zerstörte Auto war, als auch, wo sie alle wohnten.
Woher konnte Skoglund wissen, wo das Unglück geschehen war? Er sagte, er sei hinterher daran vorbeigefahren. Natürlich konnte man sich fragen, warum er bei dem Unwetter draußen herumfuhr, aber er sagte, Mama hätte das gewollt. Mama wäre so besorgt gewesen, dass sie Skogis angerufen und ihn gebeten hätte zu suchen.
Johannes Skoglund hält sich selbst für eine sehr bedeutende Person.
»Mein Gott, wie er sich damit wichtigmacht!«, sagte die Mama von Alice ein paar Tage später und schüttelte den Kopf darüber, wie Skogis sich aufführte. »So groß ist das Dorf hier nun auch wieder nicht, dass man das rote Haus neben dem grünen übersehen könnte. Eine kleine Runde hinter der Glashütte, und man sieht es sofort.«
Alice war auch in ihrer Klasse, aber sie gehörte nicht zu den Bestimmern. Es war unheimlich schön, bei ihr zu Hause zu sein, denn ihre Mutter war so nett und hatte einen so schönen Namen. Sie hieß Sissela.
Außerdem hatte die Mama von Alice so viele Ideen, dass sie nicht andauernd jemanden zum Reden brauchte. Bei Alice saß niemand zu Hause in der Küche und musste die ganze Zeit getröstet werden. Die spielte Musik oder machte das Radio an oder setzte sich an ihren Arbeitstisch in dem lichtdurchfluteten Atelier, und da blieb sie dann so lange es ging.
So werde ich es mal haben, wenn ich groß bin, dachte Hilda oft.
Sie hörte Mama kaum, die ganz still am Küchentisch saß und einfach gar nichts machte. Aber es war auch nicht so viel besser, eine Etage höher wie eine reglose Masse im Bett zu liegen und vor sich hinzustarren.
Also stand sie auf und stellte sich ans Fenster.
Im selben Augenblick öffnete Skogis die Tür des grünen Hauses und trat auf die Veranda. Mariana hatte er nicht im Schlepptau, die war wahrscheinlich im Glas-Shop an der Kasse und half den Kunden, ihre Weingläser und all die anderen Sachen in dickes Papier einzupacken. Skogis hatte früh Schluss, wie alle in der Hütte. Früh anfangen, früh aufhören. Genau wie Papa.
Skogis sah ernst und wichtig aus, als er mit großen Schritten über seinen Rasen eilte. Den Blick hatte er fest auf den Boden gerichtet, als ob er eigentlich nicht gesehen werden wollte. Dabei wusste doch jeder Mensch in der Gegend, dass er zwischen den Häusern hin und her lief. Verstohlen glitt er durch die Öffnung zwischen den niedrigen Büschen, die die Grundstücke voneinander trennten.
Hilda konnte ihn noch ein kurzes Stück über ihren Rasen gehen sehen, dann verschwand er aus ihrem Blickfeld.
Kurz darauf war das so wohlbekannte Klopfen an der Küchentür zu hören. Klopf, klopf, klopf, drei Mal, ganz schnell, wie ein Specht.
»Herein«, rief Mama, und die Tür quietschte. »Ah, du bist es!«
Wie schaffte Mama es, noch erstaunt zu klingen, dachte sie, hörte aber nicht, was Skogis sagte. Bestimmt irgendwas, dass er nur vorbeischauen und sehen wolle, wie es ihr ging.
Ganz genau! Wie es Mama wohl ging. Das fragten sich alle!
Sie hörte
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