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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Nachteile, zurück. »Die waren in den Fünfzigerjahren immer noch gegenwärtig«, sagte er. »Die Angestellten der Glashütte erwarteten vom Fabrikvorstand, dass er die komplette Verantwortung übernahm. Das gab Sicherheit, und daran waren sie gewöhnt. Menschen mögen keine größeren Veränderungen«, meinte er. »Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie gering damals, also in den Fünfzigern, der Einfluss der Gemeinde war. Als es um die Wohnungsbaufrage ging, arbeiteten die Leitung der Glashütte und der Gemeinderat zum ersten Mal zusammen«, sagte Lundin.
    Es blieb eine Zeitlang still.
    »Ist doch unglaublich, wie die Zeiten sich verändert haben«, brach es dann aus Lundin hervor.
    »Das machen sie andauernd«, sagte Claesson.
    »Was denn?«
    »Sich verändern.«
    Lundin nickte.
    Die Anlage, in der Mattias Skoglunds Wohnung lag, konnte kaum als Mietskaserne bezeichnet werden, denn es handelte sich lediglich um zwei identische Häuser, die beide nur zwei Stockwerke hatten und mit gelbem Klinker verkleidet waren. Die Balkons wiesen nach Südwesten auf ein Waldstück, und über der Eingangstür stand in Eisenbuchstaben die Jahreszahl 1952.
    Sie befanden sich am Ortsrand, doch zum Zentrum mit der Glashütte und den sie umgebenden Bauten war es nicht weit.
    Mattias Skoglund reagierte nicht überrascht, als sie klingelten. Sie hatten seine Mutter gebeten, den Sohn nicht vorab zu informieren, das wollten sie selbst tun. Aber es konnte natürlich trotzdem sein, dass sie ihn bereits vorgewarnt hatte.
    Der junge Skoglund hatte eine der Dachwohnungen, die aus einem einigermaßen großen Wohnraum, einem kleineren Schlafzimmer, einer Toilette mit Dusche und einer kleinen Küche mit Dachschräge bestand.
    Im größeren Zimmer gab es eine Dachgaube, deren Fenster in Richtung Dorf wiesen. In der kleinen Küche hingegen sah man durch das Dachfenster nur den Himmel. Das Schlafzimmerfenster war an der Vorderseite des Hauses und zeigte nach Osten.
    Mattias Skoglund musste plötzlich dringend ins Bad. Claesson und Lundin waren es schon gewohnt, dass ihr Erscheinen an der Tür das Bed ürfnis mancher Menschen weckte, schnell ihren Darm zu entleeren. Sie wurden einfach nervös.
    Natürlich war die Nachricht, die sie dem Sohn hier überbrachten, nicht leicht zu verkraften. Er wurde kreideweiß, als er hörte, dass es sein Vater war, der im Feuer gelegen hatte. Auch wenn Claesson und Lundin den Verdacht hatten, dass die Information sich bereits herumgesprochen hatte, war es viel schwerer zu tragen, wenn man das von zwei hartgesottenen Polizisten erfuhr.
    Claesson und Lundin stellten sich ans Fenster und warteten. Wie zur Bestätigung, dass sie beide dasselbe gesehen hatten, sahen sie einander an und zogen die Augenbrauen hoch, sagten aber nichts. Die Aussicht war wie ein Panoramabild über Hjortfors. Unten der Parkplatz, links ein Stückchen entfernt die Glashütte, noch weiter links konnte man die Sargfabrik erkennen. Dazwischen waren Wohnhäuser aus verschiedenen Epochen zu sehen. Die Hauptstraße verlief von Nord nach Süd mitten durch die Gemeinde. Rechts glänzte dunkel und tückisch der Hjortsjön. Mit etwas gutem Willen konnten sie sogar die Allmende mit den verkohlten Resten des Maifeuers ausmachen.
    Auf jeden Fall sahen sie die Häuser am Sodavägen, zumindest die Dächer und die Straße, die geradeaus verlief, um dann kurz hinter der Abfahrt zur Allmende aus dem Blickfeld zu verschwinden.
    Der junge Skoglund hatte von hier oben einen guten Überblick über alles, was in der Gemeinde vor sich ging. Sie schauten sich in der Wohnung um. Sie war einigermaßen gut geputzt und mit schweren, maskulinen Möbeln ausgestattet. Ein schwarzes Ledersofa stand hinter einem etwas überdimensionierten Tisch aus dunklem und wahrscheinlich ausländischem Holz. Ein Laptop von der größeren Sorte stand aufgeklappt auf dem Sofatisch.
    »Weißt du, was das da ist?«, fragte Claesson leise und zeigte auf den Bildschirm.
    »Ein Spiel. Ritter und Drachen und Krieger. Da geht es darum, so viele Feinde wie möglich in kürzester Zeit zu erledigen«, erklärte Lundin.
    Claesson nickte. Ein Spiel für Jungs und Männer!
    »Lasse hat früher etwas Ähnliches gespielt, wenn auch einfacher und nicht auf dem Computer. Die haben im wirklichen Leben gegeneinander gekämpft«, sagte Lundin.
    Neben dem Computer standen ein ungespültes Bierglas und eine Glasschale, in der ein Kartenspiel und zwei Fernbedienungen lagen, eine für den Fernseher und eine

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