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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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musterte ihn interessiert, und ihre kobaltblauen Augen funkelten.
    Weitere Gratulanten drängten herbei, unter ihnen Sofronsky.
    Vera packte Luca am Ärmel und zog ihn weg, in Richtung Garderobe, in der nur noch wenige Mäntel hingen.
    »Ah, die Kleine ist heiß, carissima . Heiß! Sag, wie sieht sie aus? Mein Gefühl sagt mir, dass sie hübsch ist.«
    »Sie ist ein Kind, blass und schmächtig. Sieht aus wie dreizehn und ist ziemlich weltfremd. Wehe, wenn du sie anrührst.«
    »Ich dachte, sie ist sechzehn. Eine junge Frau, die sehnsüchtig darauf wartet, die Liebe kennenzulernen. Wenn sie sie nicht schon längst kennengelernt hat. So wie sie spielt, hat sie.«
    »Hat sie nicht. Und auf dich hat sie bestimmt nicht gewartet, um das nachzuholen. Also lass die Finger von ihr!«
    »Du bist ja eifersüchtig, carissima . Auf mich oder auf sie?«
    Vera konnte die Wut, die in ihr hochkochte, nicht mehr im Zaum halten. »Idiot!« Sie sah Isa vor sich, in Lucas Bett.
    » Mamma mia , ich muss sie haben! Wenn sie nur halb so gut vögelt, wie sie Klavier spielt, werden wir beide abgehen wie die Raketen.«
    Plötzlich führte Veras Hand ein Eigenleben. Ansatzlos schlug sie zu. Lucas Brille flog weg. Auf seiner Wange leuchtete der Abdruck ihrer Finger.
    Luca wich überrascht zurück. »Hey! Spinnst du? Was fällt dir ein!«
    »Blöder Macho!«, knurrte Vera. Dann starrte sie ihre Hand an wie ein fremdes Anhängsel. Sie hatte einen Blinden geschlagen! Was war nur in sie gefahren?
    Sie hob die Brille auf und setzte sie ihm auf die Nase. »Ich warne dich, Luca. Ich meine es ernst. Es gibt genug erwachsene Frauen, die du abschleppen kannst. Du brauchst nur mit den Fingern zu schnippen, und sie hüpfen freiwillig in dein Bett. Lass also deine dreckigen Pfoten von diesem Kind, sonst wirst du mich kennenlernen.« Sie trat ganz nahe an ihn heran und blies ihm ihren Atem ins Gesicht. »Dann wird es nicht bei einer Ohrfeige bleiben.«
    Luca lachte. Es war ein leises, glucksendes Lachen.
    Vera stürmte ins Freie. Wie in Trance pflügten ihre Lackstiefel heimwärts. Erst als sie im Bett lag und sich die Decke über beide Ohren zog, gelang es ihr, Lucas höhnisches Gegluckse auszublenden.
    * * *
     
    Brigittes Hand zitterte ein wenig, als sie den Lippenstift nachzog. Bordeauxrot. Sie zupfte ihren Pony zurecht. Mit den hellen Strähnchen sah sie eindeutig jünger aus. Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu.
    Robert hatte sie mit großen Augen angestarrt. Worüber er sich wohl mehr wunderte? Dass sie ein klassisches Konzert besuchte oder dass sie nüchtern war?
    Den ganzen Tag über hatte sie noch keinen Tropfen Alkohol getrunken. Bei dem Gedanken daran begann ihre Kehle zu kratzen. Sie schluckte. Dann tauchte sie den Pinsel in das rote Pulver und erneuerte das Rouge auf ihren Wangen.
    Natürlich war sie nicht wegen eines langweiligen Klavierabends gekommen, sondern wegen Robert.
    Genau genommen wegen Paul, Roberts bestem Freund. Dem einzigen aus ihrem gemeinsamen Bekanntenkreis, der sie regelmäßig anrief und mit Informationen über ihren Exmann versorgte.
    »Stell dir vor, der Arme hat Liebeskummer«, hatte Paul ihr heute Nachmittag am Telefon erzählt. »Es hat ihn wirklich schwer erwischt. Hat sich Hals über Kopf in eine weibliche Katastrophe verliebt, die ihn schon nach der ersten Nacht kalt abserviert hat.«
    »Armer Kerl!«, heuchelte Brigitte.
    »Am liebsten würde er sich zu Hause einigeln und stumm leiden.«
    »Kannst du ihn nicht trösten? Als Freund und Arzt?«
    »Ich habe ihm Konzertkarten geschenkt, damit er unter Leute geht, schöne Musik hört und zumindest für zwei Stunden an etwas anderes denkt.«
    Brigitte kicherte. Wenn Paul gewusst hätte, dass die Katastrophenfrau ebenfalls zum Konzert kommen würde, hätte er Robert in seiner Wohnung eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen.
    Sie freute sich diebisch darüber. So hatte Robert beobachten können, dass das Piefkeweib schon wieder mit einem anderen unterwegs war. Mit dem blinden Jazzpianisten.
    »Aus der Traum, mein Lieber!«
    Damit war für Brigitte die Bahn wieder frei. Da sie im Moment keinen anderen Liebhaber hatte und ausgesprochen knapp bei Kasse war, musste sie versuchen, Robert herumzukriegen. Ihn zumindest wieder an die lange Leine zu nehmen. Seine Finanzspritzen kämen ihr sehr gelegen. Und wenn ihr Konto wieder saniert war, würde sie weitersehen.
    Natürlich gab es auch andere Möglichkeiten.
    Sergej Sofronsky zum Beispiel, den sie im Publikum

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