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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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entdeckt hatte. Einer ihrer ersten Auftraggeber. Wie lange war das her? Neun oder zehn Jahre? Damals war sie noch mit Robert verheiratet gewesen. Sofronsky, der berühmte Pianist, hatte sie auf einer Ausstellung angesprochen. Er war begeistert von ihren großformatigen Ölbildern und bat sie, ein Porträt von ihm zu malen. Natürlich blieb es nicht dabei. Ein halbes Jahr lang trieben sie es miteinander, ohne dass Robert etwas merkte. Sofronsky war ein leidenschaftlicher Liebhaber gewesen. Vielleicht ließe sich die Affäre auffrischen? Geld hatte der Russe. Es gehörte zwar seiner Frau, aber was machte das schon?
    Ein letztes Mal lächelte Brigitte in den Spiegel. Dann verließ sie die Toilette und blieb im halbdunklen Seitengang stehen. Von hier aus konnte sie alles überschauen, ohne selbst gesehen zu werden. Nur Robert entdeckte sie nirgends. Offensichtlich war er schon nach Hause gegangen und frönte seinem Kummer.
    Sofronsky sprach mit dem Wunderkind, natürlich, sie war ja seine Schülerin. Das Piefkeweib stand bei der Garderobe und diskutierte mit dem Blinden. Eigentlich ein attraktiver Mann, trotz seiner Behinderung. Brigitte musste lächeln, als sie daran dachte, wie er sie gestern Abend im Blue Note angebaggert hatte. Als Barpianist war er vermutlich arm wie eine Kirchenmaus. Schade. Im Übrigen hätte sie nichts dagegen gehabt, eine Nacht mit Luca zu verbringen. Sie betrachtete seine große Nase. Männer mit großer Nase waren auch anderweitig gut bestückt, hieß es. Brigitte schnalzte mit der Zunge. Es juckte sie, diese Volksweisheit zu überprüfen.
    Luca gestikulierte. Vera ballte die Fäuste. Es sah nach einem handfesten Streit aus. Oh, was war das? Das Piefkeweib hatte dem Blinden eine Ohrfeige verpasst! Dann stürzte sie hinaus wie vom wilden Affen gebissen. Auch Luca strebte zum Ausgang. Langsam, aber elegant glitt er dahin, als hätte er sein Augenlicht nicht eingebüßt, sondern nur in seinen Blindenstock ausgelagert.
    Brigitte folgte ihm und trat ins Freie.
    Eine Windbö zerzauste ihr Haar und schleuderte Regentropfen gegen ihre Stirn. Plötzlich spürte sie ein Prickeln unter der Haut, ein Kribbeln wie von Insektenbeinen. Sie liebte dieses Gefühl, das immer einen Kreativitätsschub ankündigte.
    Auf zu neuen Taten! Diese Nacht würde sie nicht mit Schlaf vergeuden und erst recht nicht mit Alkohol.
    Sie hob ihr Gesicht in den Regen und schritt schneller aus.

ZEHN
     
    Mein Anruf überrascht ihn. Seine Stimme klingt belegt, unwillig; ihre Farbe wechselt ins Freundliche, als er meinen Namen hört; in pure Begeisterung, als ich ihm meinen Vorschlag unterbreite.
    Wenig später klingle ich an seiner Tür. Er zieht mich in die Wohnung, will mich umarmen. Wundert sich über den prall gefüllten Rucksack, den ich mit mir schleppe.
    Ich mache ihm klar, dass er mich nicht berühren darf. Dass er nur Spaß haben wird, wenn er sich an meine Anweisungen hält.
    Lächelnd erklärt er sich einverstanden.
    »Zieh dich aus«, sage ich.
    Er befolgt meinen Befehl sofort.
    Aufrecht steht er vor mir, unbeweglich, nackt. Nur die dunkle Brille hat er aufbehalten. Er ist erregt. Sanft streiche ich über seine Haut, diese makellose, junge olivfarbene Haut. Streiche über seine Brustwarzen, die straffe Bauchdecke, den prächtigen Schwanz.
    Er stöhnt auf.
    »Leg dich hin!«
    Gehorsam springt er auf das Bett, ein Messingbett mit soliden Stäben. Ideal, um Handschellen daran zu befestigen. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem breiten Grinsen, als er das metallische Klicken hört. Bestimmt denkt er an ausgefallene Fesselspielchen, an eine wüste kleine Orgie. Willig streckt er mir die zweite Hand hin.
    Erst als ich die Beine mit Kabelbindern am Bettende festzurre, wundert er sich. Aber er wehrt sich nicht.
    Jetzt wäre es ohnehin zu spät.
    Wieder streiche ich über seine Haut. Sein Glied pulsiert unter meinen Fingern, prall und fordernd reckt er es mir entgegen. Er stöhnt vor Geilheit.
    Auf dem Stereoturm neben dem Bett liegen mehrere CDs. Ich greife zur obersten, Herbie Hancock, lege sie ein und drehe den Lautstärkeregler nach rechts.
    Entspannt lächelt der Blinde, während ich ihm die Betäubungsspritze in den Oberschenkel ramme. Ich beginne zu zählen.
    Eins.
    Sein Schwanz reagiert zuerst. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wird er schlaff wie ein geplatzter Fahrradschlauch.
    Zwei.
    Sein Schrei geht in den perlenden Läufen von »Herbie’s Blues« unter. Mit einem Streifen Klebeband verhindere ich, dass er

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