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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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Schuldigen gibt. Wenn Bernie recht hat, war Isa nicht das brave kleine Mädchen, als das ich sie gesehen habe. Angeblich ist sie zuletzt oft ausgegangen und hatte eine Affäre mit einem bekannten Frauenabschlepper.« Vera winkte dem Kellner, doch der übersah sie kunstgerecht. »Vermutlich hat er sie dann abserviert, und sie war verzweifelt.«
    »Und du glaubst das? Du glaubst Bernie?«
    Vera horchte auf. »Warum nicht?«
    »Wäre nicht das erste Mal, dass sie lügt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Isa je ausgegangen ist.«
    »Aber warum sollte Bernie lügen? Was hat sie davon?«
    »Wenn Isa tatsächlich missbraucht wurde, dann weiß Bernie davon. Sie war doch ihre beste Freundin. Vielleicht will sie den Täter schützen?«
    »Das wäre möglich«, murmelte Vera. Sie musste also noch einmal mit Bernie sprechen. Und diesmal musste sie sie überlisten. »Danke, Mette. Du hast mir geholfen. Ich werde Bernie auf den Zahn fühlen, und dann sehen wir weiter.«
    »Und wann sehen wir beide weiter? Ich meine, wann proben wir endlich?«
    »Ich muss zuerst die Lieder lernen. Am kommenden Wochenende habe ich Zeit dafür.«
    Sie vereinbarten eine Probe für Dienstag, unmittelbar vor Veras Gesangsstunde.
    Als Vera aufstand, rauschte der Kellner heran, um ihre Bestellung aufzunehmen.
    »Vor einer Dreiviertelstunde hätte ich einen Espresso getrunken, aber da haben Sie gekonnt weggeschaut«, sagte sie mit einem Lächeln und ließ ihn stehen.
    Vom Café Central lief sie zur nächsten Bushaltestelle und begab sich wieder einmal ins Eduard-Wallnöfer-Heim. Und wieder einmal vergeblich. Bernie war nicht da. Als ob die Kleine einen Riecher dafür hätte.
     
    Das Blue Note brummte. Gebi, der Barkeeper, fehlte nach wie vor. Anscheinend lag er mit Blinddarmentzündung im Krankenhaus. Vera flitzte durchs Lokal. Nach einer halben Stunde war sie schweißgebadet. Wenigstens hatte ihr Chef, der mit richtigem Namen Alois Unterhuber hieß, von allen aber nur »Dude« genannt wurde, ein Einsehen und stellte sich selbst an die Bar.
    »Hat Luca heute frei?«, fragte Vera.
    »Nicht dass ich wüsste. Wenn er in den nächsten zehn Minuten nicht aufkreuzt, kann er sich was anhören.« Der Dude nahm ein Bierglas aus der Geschirrspülmaschine und stellte es mit so viel Schwung auf die Theke, dass es kippte und auf der anderen Seite hinunterfiel. Rasch holte Vera Eimer und Kehrschaufel und beseitigte die Scherben.
    Luca tauchte nicht auf. Sie hätte sich gern für die Ohrfeige entschuldigt, vor allem aber wollte sie ihn wegen Isa zur Rede stellen. Doch ihr blieb nicht viel Zeit, um sich über sein Wegbleiben Gedanken zu machen. Sie servierte Bier und Wein, trug leere Gläser ab, kassierte, räumte die Geschirrspülmaschine ein und aus, bestückte die Stereoanlage mit CDs und übernahm zusätzlich die Bar, wenn der Boss Zigarettenpause machte. Sie kam kaum zum Durchatmen.
    Am späteren Abend tauchte Robert auf.
    Der hatte ihr noch gefehlt. Er sah leichenblass aus und schwankte leicht. Sie atmete auf, als er sich auf einen Barhocker setzte, kümmerte sich extra aufmerksam um die Gäste an den Tischen und ignorierte Roberts Blicke. Das funktionierte perfekt, bis es dem Dude einfiel, sich zu Bekannten zu setzen.
    »Ab an die Bar, Vera«, kommandierte er.
    Jetzt konnte sie Robert nicht länger ausweichen.
    »Was willst du?«
    »Ein Bier und mit dir reden.«
    Sie zapfte das Bier und stellte das Glas vor ihn auf den Tresen. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
    »Sag mir nur, was ich falsch gemacht habe.« Roberts Stimme bebte.
    Was in Veras Hals saß, war kein Kloß, sondern ein veritabler Speckknödel. Sie fühlte sich schuldig. Und sie hasste es, wenn jemand Erklärungen für Gefühle erwartete, die sich einfach nicht erklären ließen. »Nichts. Du hast nichts falsch gemacht. Es ist nur so …« Sie wand sich. »Im Moment kann ich keine Beziehung eingehen. Tut mir leid, wenn du es dir anders vorgestellt hast.«
    »Haben meine Vorgänger dich so enttäuscht?«
    Sie presste ihre Lippen zusammen und schwieg. Nur einer. Ich lerne schnell.
    »Aber … ich bin anders. Ich gehöre zu den Guten.« Seine Nase zuckte.
    Sie zwang sich, an den Nougataugen vorbeizusehen.
    »Das hört sich vielleicht bescheuert an, aber es …«
    »Du hast recht«, unterbrach sie ihn. »Es hört sich bescheuert an.«
    Zum Glück winkte der Gast von Tisch drei. Vera beeilte sich, seinem Wunsch nach einem Glas Weißgespritzten nachzukommen, und nahm fünf weitere

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