Tod in Innsbruck
genommen, das hat sie sehr geärgert.«
Heisenberg verdrehte die Augen. »Gewäsch von alten Weibern, die sich fadisieren.«
»Nur in der Mordnacht, da hat die Musik wie gesagt gegen Mitternacht begonnen und kurz darauf wieder aufgehört. Und die Schipflinger hat gar nicht daran gedacht, die Polizei zu rufen.«
»Könnte also sein, dass zu dem Zeitpunkt schon der Mörder in Briguglias Wohnung war und mit der lauten Musik irgendetwas übertönen wollte«, sagte Heisenberg.
»Dann hat er Briguglia betäubt und gefesselt und die Musik wieder leiser gedreht. Hat in Ruhe seine Brust tätowiert, das dauert bestimmt mehrere Stunden, die Augen entfernt und ihm vermutlich gegen Morgen die Kehle durchgeschnitten.«
»Nicht schlecht, Wurz, nicht schlecht.« Heisenberg nickte anerkennend, formte ein O mit den Lippen und blies einen Rauchkringel aus. »Als Nächstes muss jemand Briguglias Chef und seine Kollegen befragen.«
»Das Blue Note öffnet erst um neunzehn Uhr. Ich kümmere mich drum, Chef.« Wurz’ Wangen leuchteten vor überschüssiger Energie.
Heisenberg schüttelte innerlich den Kopf. Ich gebe dir zehn, fünfzehn Jährchen, Bursche. Dann schauen wir mal, wo dein Enthusiasmus geblieben ist. »Gut, Wurz, Mitterhofer. Gute Arbeit.«
Heisenberg wandte sich Bartsch zu, dem Spusi-Chef. »Wie sieht’s mit euren Ergebnissen aus, Severin?«
»Wir haben haufenweise Fingerabdrücke gefunden, allerdings keinen, den wir in der Kartei haben.«
»Schade.«
»Ansonsten haben wir einige Haare eingesaugt, die nicht von Briguglia stammen.«
»Was, das habt ihr schon analysiert?«
»Natürlich nicht. Aber lange blonde, lange brünette und kurze rote Haare können nicht vom Toten sein, weil der schwarze, gekräuselte hatte.«
»Die stammen wahrscheinlich von den sogenannten Flittchen«, sagte Heisenberg. »Muss ein richtiger Casanova gewesen sein, der Briguglia.« Was ein Eifersuchtsdrama wahrscheinlich machte.
»Die DNA-Analysen sind jedenfalls am Laufen. Bis morgen erfährst du mehr, Willi, einschließlich Abgleich mit der Datenbank.«
»Gut so«, brummte Heisenberg.
»Und außerdem haben wir noch zwei blutige Teil-Fußabdrücke sichtbar machen können, die vermutlich vom Mörder stammen.« Der Stolz in Bartschs Stimme war nicht zu überhören.
»Oder von Yasemin Bürük«, brummte Heisenberg. »Die befrage ich morgen, bis dahin hat sie sich hoffentlich beruhigt. Sie soll uns sagen, ob etwas gestohlen wurde. Und ihre Schuhe mitbringen.«
»Glauben Sie, dass es einen Zusammenhang zwischen den Leichenteilen vom Gramartboden und diesem Mord gibt?«, fragte Mitterhofer.
»Nein. Unvorstellbar. Briguglia wurde nicht zerstückelt. Er ist ein junger Mann, die Leichenteile stammen dagegen von einer älteren Frau.«
»Für mich sieht der Mord an Briguglia aus wie eine Hinrichtung. Und da der Tote Sizilianer war, müssen wir auch an einen Mafiamord denken.« Wurz klopfte mit seinen Fingern auf die Tischplatte.
»Die Cosa Nostra?« Heisenberg hatte seine Zigarette gerade Richtung Aschenbecher balanciert, doch das Aschestück fiel vorzeitig hinunter und landete auf seiner Hose. Er lachte, bis ihm die Augen tränten. »Wurz, ich bitt Sie!«
»Vielleicht hat Briguglia von den Pizzeriabesitzern Schutzgelder erpresst und wurde von einem zahlungsunwilligen Kunden ermordet. Oder es handelt sich um eine Familienfehde.«
»Willkommen in Innsbruck, Wurz. Kapieren Sie endlich, dass es hier nicht zugeht wie in New York. Oder in Miami.«
Wurz schnaubte.
»Wenn Sie wollen, können Sie gern mehr über Briguglias Umfeld recherchieren. Eltern, Geschwister, wie er aufgewachsen ist. Eine Dienstreise nach Sizilien ist allerdings nicht drin.« Heisenberg schlug sich auf den Schenkel. »Aber bitte fangen Sie erst mal im Blue Note an.«
»Geht klar, Chef.«
»Und was ist jetzt mit der Tätowierung?«, fragte Mitterhofer.
»Was soll damit sein?«
»Sie sieht irgendwie eigenartig aus.«
»Das tun Tätowierungen immer, wenn Sie mich fragen.« Heisenberg dachte an seine Nichte, die sich ein Arschgeweih hatte stechen lassen. Er schüttelte den Kopf.
»Laut Prantl sind die Stiche unterschiedlich tief ausgefallen, was für ein schlecht gemachtes Tattoo spricht«, sagte Wurz.
»Kein Profi also«, sagte Mitterhofer. »Und das Motiv ist auch merkwürdig. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Ich halte es zwar für zweitrangig, aber von mir aus fragen Sie einen Tattoo-Experten, was er davon hält.« Heisenberg unterdrückte ein Gähnen. »Das
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