Tod in Innsbruck
gleichzeitig die große Enttäuschung seines Lebens, ermordet worden ist. Wie furchtbar.«
Vera starrte Joyce entgeistert an. Luca hatte also nicht nur Frauen abgeschleppt! Jetzt wurde ihr auch klar, warum Joyce ihn als Herzensbrecher bezeichnet hatte.
»Ist alles okay mit dir?«
»Alles bestens«, nuschelte sie. Aber das war eine Lüge. Sollte Joyce recht haben? War Mette wirklich in sie verliebt?
Ärgerlich schüttelte sie den Kopf.
Sie nahm sich vor, auf Distanz zu gehen. Noch ein liebeskrankes Wesen konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen.
* * *
Brigitte schraubte die Whiskeyflasche auf, roch daran. Ein Bukett aus Vanille, Sandelholz und einer Prise Muskat strömte in ihre Nase und kitzelte die Geschmacksnerven. Seit Tagen war sie vollkommen trocken. Sie hatte es endlich im Griff.
Doch heute würde sie sich einen Drink genehmigen, als Belohnung für ihre Willensstärke. Sie füllte ein Glas mit der karamellfarbenen Flüssigkeit und trank. Wärme breitete sich in ihrem Magen aus. Ein Gefühl, als käme man nach langen Irrwegen endlich nach Hause. Mit wohligem Grunzen schlug Brigitte die Tageszeitung auf und überflog den Artikel auf der Titelseite. Bei »Hinweise bitte unter der Nummer …« blieb ihr Blick haften.
Ihre Finger zitterten, als sie die Ziffern ins Handy tippte, aber sie verwählte sich nicht.
Eine hohe Männerstimme meldete sich. »Landeskriminalamt Tirol, Chefinspektor Anton Wurz.«
»Guten Tag. Ich möchte eine Aussage zu dem Mordfall Briguglia machen.«
»Wie ist Ihr Name?«
»Der tut nichts zur Sache. Leiten Sie die Ermittlungen?«
»Oberst Heisenberg ist der Chefermittler. Aber ich arbeite an dem Fall.« Wurz klang dienstbeflissen.
»Ich möchte Ihren Chef sprechen.« Brigitte verlieh ihrer Stimme die Schärfe, die Kripobeamte vermutlich von ihren Vorgesetzten gewohnt waren.
»Der ist gerade sehr beschäftigt. Im Moment müssen Sie schon mit mir vorliebnehmen.«
»Gar nichts muss ich. Entweder Sie holen Ihren Vorgesetzten, oder ich lege wieder auf, und Sie erfahren nie, wer den Mord begangen hat.«
Drei Herzschläge lang herrschte Stille. »Einen Augenblick, bitte.«
Brigitte vernahm Stimmen im Hintergrund, schwere Schritte, das Knallen einer Tür. Nach einer halben Ewigkeit raschelte es im Hörer. »Heisenberg.«
»Guten Tag, Herr Kommissar.«
»Kommissar gibt’s keinen. Wenn Sie etwas auszusagen haben, dann sprechen S’ jetzt, ich hab’s nämlich eilig.«
So hören sich Männer an, deren Frauen beim Zubettgehen Migräne vortäuschen. Brigitte verkniff sich das Lachen.
»Ich weiß, wer diesen Italiener ermordet hat.«
Stille. Nur schweres Atmen war zu hören.
»Sprechen S’ weiter.«
»Diese Kellnerin aus dem Blue Note war es. Sie hatte eine Affäre mit Briguglia. Am Abend vor dem Mord habe ich die beiden im Landesmuseum gesehen, nach einem Konzert. Sie haben sich heftig gestritten.«
»Sie meinen eine Arbeitskollegin von Briguglia? Kennen Sie ihren Namen?«
»Vera. Vera Meierling oder Meiling oder so ähnlich. Sie hat ihn angeschrien und ihm sogar eine Ohrfeige verpasst, obwohl der arme Kerl blind ist. Blind war, meine ich.«
»Haben Sie sonst noch was gesehen?«
»Genügt das nicht?«
»Wir werden Ihrem Hinweis auf alle Fälle nachgehen, sofern Sie uns Ihren Namen nennen. Anonyme Anrufe können wir nicht berücksichtigen, das verstehen Sie sicher.«
»Nemetz ist mein Name. Brigitte Nemetz.«
»Kommen S’ bei Gelegenheit im Landeskriminalamt vorbei, Frau Nemetz. Dann protokollieren wir Ihre Aussage. Am besten heute noch.«
»Heute habe ich leider keine Zeit, Herr Kommissar, vielleicht morgen.« Sie beendete das Gespräch. Unverschämt! Die sollten froh sein, dass Ihnen jemand unter die Arme griff, und nicht durch Bürokratie alles verderben.
Das Telefonat hatte sie angeregt. Sie genehmigte sich ein weiteres Glas Whiskey.
Gut gelaunt wählte sie Roberts Nummer. Erst nach dem achten Klingeln meldete er sich. Seine Stimme klang brüchig, als wäre er gerade aus dem Tiefschlaf gerissen worden.
»Was willst du?«
»Interessieren dich die neuesten Neuigkeiten von deinem Flittchen?«
»Ich weiß nicht, wen du meinst.«
»Oh, hat sie dich abserviert? Dann freut es dich vielleicht, dass sie in Schwierigkeiten steckt.«
Er keuchte. »Was hast du getan?«
» Sie hat was getan! Ich habe nur dafür gesorgt, dass es die Polizei erfährt.«
Brigitte lachte. Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Zum dritten Mal schenkte sie sich Whiskey
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