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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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zwischen den Beinen herum und ruiniert alles.«
    Heisenberg umklammerte sein Stofftaschentuch fester und näherte sich dem Bett.
    Prantl begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln, als säße er gerade gemütlich im Kaffeehaus und würde Heisenberg einladen, sich dazuzusetzen. Dann sprach der Gerichtsmediziner weiter in sein Diktiergerät: »Flächenhafte Grünfäulnis der Haut im Bereich des gesamten Bauches, beginnende Fäulnisgasblähung der Bauchdecke und des Hodensackes, Durchschlagen des Venennetzes im Bereich der Oberarme, Austritt von Fäulnisflüssigkeit aus der Nase.«
    Der Tote war nackt bis auf eine Sonnenbrille, sein Mund mit Leukoplast verklebt. Die Hand- und Fußgelenke waren an das Bett gefesselt. Quer über die Kehle verlief ein klaffender Schnitt. Der Unterleib schimmerte schmutzig grün, wie ein patiniertes Kupferdach. Dazu das viele Blut und die Maden. Übelkeit lauerte in Heisenbergs Magen, aber im Moment hatte er sie im Griff, Menthol sei Dank. An die bevorstehende Obduktion wollte er lieber nicht denken.
    »Können Sie schon was zur Todeszeit sagen?« Durch das Taschentuch klang seine Stimme, als hätte er Schnupfen.
    »Nur ganz grob: vermutlich vor mehr als zwei und weniger als vier Tagen.« Prantl tippte an seine Nase. »Gegen Fäulnisgeruch gäbe es übrigens eine Spezialcreme, mein Lieber.«
    Unwirsch schüttelte Heisenberg den Kopf. »Ist er verblutet?«
    »Auch zu dieser Frage kann ich nur ein ›Vermutlich‹ beisteuern. Aber wir sehen uns ja später bei der Obduktion. Dann Genaueres.«
    Kruzifixsakrament. Er hatte gute Lust, dem Gemetzel fernzubleiben und nur Wurz und Mitterhofer in die Gerichtsmedizin zu schicken. Aber damit würde er sich eine unverzeihliche Blöße geben.
    Ruckartig wandte Heisenberg sich ab und inspizierte die Handschellen. Ein Standardmodell, in jedem Sexshop erhältlich oder via Internet bestellbar.
    Als Nächstes nahm er die Sonnenbrille ins Visier. Irgendetwas stimmte nicht damit. Er machte Prantl darauf aufmerksam.
    »Ja, Sie haben recht, das müssen wir uns näher ansehen.« Der Gerichtsmediziner fasste die Brille mit seiner behandschuhten Rechten und ließ sie in eine Plastiktüte gleiten.
    Heisenberg zuckte zurück, als er in Augenhöhlen starrte, die schwarz waren von geronnenem Blut. Und weiß von den ersten Maden.
    »Der Täter hat die Augäpfel mitgenommen«, murmelte Wurz ehrfürchtig und schoss Fotos. Als er fertig war, packte Prantl eine Pinzette und beförderte einen guten Teil der wuselnden Fliegenlarven in einen Kunststoffbehälter.
    »Ein Mitbringsel für meine Kollegin Sibylle. Entomologie ist ihr Spezialgebiet.«
    Wer hätte das von der feschen Rothaarigen gedacht?
    »Fast wie in dem neuen Thriller von diesem Fitzek. ›Der Augensammler‹ oder so ähnlich. Der hat auch …«
    »Hören S’ mir mit Ihren Krimis auf, Wurz. Lauter Schund.«
    Wurz ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Was sagen Sie zu der Botschaft, die er uns hinterlassen hat, Chef?« Er deutete auf die Brust des Toten, die mit merkwürdigen Zeichen übersät war. Grüne Kästchen, rote Dreiecke, schwarze Schnörkel.
    »Was denn für eine Botschaft? Eine Tätowierung halt. Wer sagt, dass die vom Mörder stammt? Genauso gut könnte das Opfer kurz vor seinem Tod in einem Tattoo-Studio gewesen sein.«
    »Soll ich das recherchieren?«, fragte Mitterhofer, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.
    »Ja, aber zuerst befragen Sie die anderen Hausbewohner. Wurz wird Ihnen helfen. Und dann treffen wir uns in der Gerichtsmedizin.«
    »Geht klar, Chef«, sagte Mitterhofer zackig.
    »Seid ihr so weit?«, fragte Bartsch, der das Fenster abklebte, während seine Gehilfen Luminol auf den Teppichboden sprühten. »Dann bitte alle raus hier. Wir verdunkeln jetzt. Mal sehen, welche aufschlussreichen Blutspuren wir im UV-Licht finden.«
     
    Mehrere Stunden nach der Obduktion war Heisenberg noch immer schlecht. Als hätte er Formalin getrunken, das die Übelkeit für alle Zeiten in seinem Magen konservieren würde. Da half nicht einmal Lindas Espresso.
    Über den Tassenrand warf er einen Blick in die Runde. »Also, was haben wir? Mitterhofer, fassen S’ das Wichtigste zusammen.«
    »Bei dem Opfer handelt es sich um Luca Briguglia. Er war italienischer Staatsbürger, geboren 1975 in Palermo, seit August 2004 in Innsbruck gemeldet. Hat als Barpianist im Blue Note gearbeitet. Soll ziemlich gut gewesen sein, heißt es. Ist auch immer wieder in anderen deutschen und österreichischen

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