Tod in Innsbruck
Städten aufgetreten. Nicht vorbestraft.«
»Ein Sizilianer also«, murmelte Heisenberg und trank einen Schluck Kaffee.
Durch Wurz’ Körper ging ein Ruck. »Glauben Sie, dass die Mafia …«
»Ich werde mich hüten, zu diesem Zeitpunkt irgendetwas zu glauben, Wurz.« Heisenberg wandte sich wieder an Mitterhofer. »Hat man ihn im Blue Note nicht vermisst? Oder hatte er Urlaub?«
»Ich habe mit einem gewissen Alois Unterhuber telefoniert, dem Chef des Cafés. Briguglia hat anscheinend schon öfter unangekündigt Urlaub gemacht. War nicht der Zuverlässigste.« Mitterhofer schlenkerte mit seinen überlangen Armen. »Noch was hat sein Chef im Blue Note gesagt. Briguglia war blind.«
Deshalb diese auffallend aufgeräumte Küche, dachte Heisenberg. Ein Blinder brauchte Ordnung, um sich besser orientieren zu können. Er räusperte sich. »Danke, Mitterhofer. Die Obduktionsergebnisse versuche ich selbst auf den Punkt zu bringen. Mit der Todeszeitbestimmung hapert es. Irgendwann am Donnerstag oder Freitagvormittag muss es passiert sein. Vielleicht können wir das durch Zeugenaussagen näher eingren…«
»Jawoll«, unterbrach ihn Mitterhofer. »Am Donnerstag gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig hat Briguglia seinen Nachbarn, einen gewissen Dieter Terschitz, angerufen. Er wollte ihn auf ein Glas Wein einladen. Terschitz war aber mit Freunden unterwegs und ist erst am nächsten Morgen heimgekommen.«
»Ein Nachbarschaftsdrink zu später Stunde«, sinnierte Heisenberg.
»Wenn Sie mich fragen, ist dieser Terschitz eine Schwuchtel. Ich wette, die beiden hatten was miteinander.«
»Von mir aus. Für uns heißt das, dass Briguglia zwischen Donnerstag, dreiundzwanzig Uhr dreißig, und Freitagvormittag ermordet wurde«, sagte Heisenberg. »Weiter im Text. Unser Opfer ist verblutet, nach einem tiefen Schnitt im Bereich des Kehlkopfes mit eröffneter Halsschlagader. Prantl hat außerdem drei Einstiche im Oberschenkel festgestellt, von einer Injektionsnadel. Auf das toxikologische Gutachten müssen wir natürlich noch warten. Aber wir können davon ausgehen, dass irgendwelche Drogen im Spiel sind. Wurz, haben S’ schon überprüft, ob Briguglia diesbezüglich aktenkundig war?«
»Negativ, Chef. Briguglia war ein unbeschriebenes Blatt. Keine Drogen, keine Vorstrafen, nicht einmal ein Strafzettel.« Wurz rieb sich die Nase. »Er hatte allerdings auch kein Auto.«
»Dann hat ihn der Mörder mit Drogen außer Gefecht gesetzt«, warf Mitterhofer ein.
»Vermutlich«, fuhr Heisenberg fort. »Außer den Stichen im Oberschenkel hat Prantl noch die Stiche im Brustbereich erwähnt, also die Tätowierung, sowie einen nicht sehr tiefen, horizontalen Schnitt mit dem Skalpell. Lauter intravitale Verletzungen.«
Mitterhofers Augen wurden groß und rund. »Intravital?«
»Wurden ihm zugefügt, als er noch lebte. Das Gegenteil wäre postmortal.«
»Und die Augäpfel?«
»Wurden auch herausgeschält, ehe er verblutet ist. Prantl meint, dass der Täter über gewisse anatomische Kenntnisse verfügen muss.« Heisenberg ließ seine Rechte in der Westentasche verschwinden und drehte sich eine Zigarette.
»Was hat die Befragung der Hausbewohner ergeben? Außer der Aussage dieses Terschitz.« Er befeuchtete den Rand des Zigarettenpapiers, steckte sich den Glimmstängel an und inhalierte.
»Die anderen Parteien sind durch die Bank alte Leute«, sagte Wurz. »Die meisten haben Briguglia kaum gekannt und haben nichts gesehen oder gehört. Nur eine gewisse Rosa Schipflinger in der Wohnung über ihm hat ausgesagt, dass sie den Spaghettifresser in der Nacht auf Freitag gehört hat.«
»Wurz! Ihre ausländerfeindlichen Bemerkungen verbitt ich mir!«
»Das hat die Schipflinger gesagt, Chef, nicht ich.«
»Dann betonen Sie es nicht so genüsslich!«
»Spaghettifresser, hat sie gesagt. Der Spaghettifresser soll in der Nacht auf Freitag laute Negermusik gespielt haben. Entschuldigung, Chef, Negermusik ist auch ein Originalausdruck von der Schipflinger.«
»Um welche Uhrzeit war das?«
»Das weiß sie nicht genau. Sie meint, kurz vor oder nach Mitternacht. Sie hat mir dann ihr ganzes Leid über Briguglia geklagt. Anscheinend ist er regelmäßig sehr spät nach Hause gekommen und hat oft irgendwelche Flittchen mitgebracht.«
Bei »Flittchen« zeichnete Wurz vorsorglich die Anführungszeichen in die Luft. »Und er hat viel zu laut Musik gehört. Deshalb hat die Schipflinger schon einmal die Polizei geholt. Aber die Kollegen haben sie nicht ernst
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