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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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seine Hängebacken seit der letzten Befragung schlaffer geworden wären.
    »Ich will ganz ehrlich sein. Es sieht nicht gut für Sie aus. Zu viele Indizien sprechen gegen Sie.«
    Vera biss sich auf die Lippen.
    »Gehen wir der Reihe nach vor. Sie behaupten, Sofronsky habe Ihre Schwester sexuell missbraucht.«
    »Was heißt hier behaupten? Er hat sie missbraucht.«
    »Vielleicht. Jedenfalls hat Sofronsky das natürlich abgestritten.«
    »Nein! Er hat es zugegeben. Ich war mit ihm im Sacher und habe ihm Isas Tagebuch vorgelegt. Darin steht schwarz auf weiß, was er ihr angetan hat und wie sie darunter litt. Am Ende hat er alles gebeichtet und sogar versprochen, sich selbst anzuzeigen.«
    Die Sekretärin brachte ein Glas Wasser und zwei Tassen Kaffee. Vera ignorierte den Kaffee, das Wasserglas leerte sie in einem Zug.
    »Das hatte Sofronsky aber nicht vor«, sagte Heisenberg. »Oder er hat es sich anders überlegt. Jedenfalls wollten Sie sich nicht darauf verlassen und haben versucht, seine Frau auf Ihre Seite zu ziehen. Beweise hatten Sie keine, um ihn vor Gericht zu bringen, also wäre Ihnen ihre Hilfe sehr gelegen gekommen.«
    »Stimmt, ich war bei seiner Frau. Und ich habe ihr angesehen, dass sie Bescheid wusste. Aber sie hat es abgestritten. Ich glaube, es ging ihr nur um ihren guten Ruf.«
    »Und da haben Sie beschlossen, Sofronsky umzubringen.« Heisenberg starrte in seine Tasse. »Wissen Sie, ich kann Sie verstehen. Wir haben keine Kinder, meine Frau und ich. Und wenn ich daran denke, was Kindern alles passieren kann, dann bin ich heilfroh darüber.« Er warf zwei Stück Zucker hinein und rührte um. »Sexueller Missbrauch ist eine schlimme Sache.«
    »Ich habe ihn nicht ermordet. Nein! Ich wollte ihn vor Gericht bringen, ja. Nach dem Besuch bei seiner Frau habe ich versucht, die Adresse einer ehemaligen Schülerin Sofronskys herauszufinden, einer gewissen Xenia Dimitropoulos. Ich vermute, dass sie eines seiner Opfer ist, und habe gehofft, sie würde aussagen. Deshalb habe ich gestern und heute Vormittag in ganz Deutschland und in New York herumtelefoniert.«
    »Hatten Sie Erfolg?«
    »Bisher nicht. Aber es gibt einige Dimitropoulos, die ich noch nicht erreicht habe.«
    »Ich halte fest: Sie haben keinen Beweis für den sexuellen Missbrauch durch Sofronsky und damit ein Motiv, ihn zu töten.«
    Vera verdrehte die Augen. Halsstarriger Idiot. Sie kniff sich in den Oberschenkel. Sie musste sich beherrschen. Zorn würde ihr jetzt auch nicht helfen.
    »Schauen wir weiter. In Ihrem Zimmer steht ein Schuhregal, das mit Kabelbindern zusammengefügt ist. Die Kabelbinder sind exakt so lang und breit wie die, mit denen Sofronskys Handgelenke und Briguglias Füße gefesselt waren. Wie erklären Sie mir das?«
    »Ich war zu faul, das Regal zusammenzuschrauben. Da dachte ich, Kabelbinder tun’s auch. Die finden sich doch heutzutage in jedem Haushalt. Eine Standardgröße.«
    »Außerdem haben wir ein Skalpell sichergestellt. Die horizontalen Schnitte im Brustkorb der Opfer wurden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit mit einem Skalpell ausgeführt, ebenso der finale Schnitt durch die Kehle.«
    Vera lachte auf. »Ich bin in München als Medizinstudentin inskribiert. Natürlich besitze ich ein Skalpell.« Sie schüttelte den Kopf. »Jeder Arzt und jeder Medizinstudent hat eins! Wollen Sie die alle verhören?«
    »Ich verhöre grundsätzlich niemanden. Ich befrage. Mit Vorliebe Menschen, die ein Mordmotiv haben.« Heisenberg schnäuzte sich geräuschvoll. »Außerdem wurden Briguglias Augäpfel und Sofronskys Penis entfernt, und zwar von jemandem, der elementare anatomische Kenntnisse besitzt. Und Sie«, er zeigte mit dem Finger auf Vera, »Sie als Medizinstudentin besitzen solche Kenntnisse.«
    »Das ist ja lächerlich. Ich bin im vierten Semester. Da ist es mit den Kenntnissen noch nicht weit her.«
    »Kommen wir zu der Tätowierung auf Sofronskys Brust. Sie selbst haben eine am Oberarm.«
    Wieder lachte Vera. Aber es klang in ihren eigenen Ohren verkrampft. »Die habe ich mir vor vier Jahren in Hamburg stechen lassen, in einem Studio. Damals hatten das alle in meinem Freundeskreis. Das heißt nicht, dass ich mit Tätowiernadeln umgehen kann.«
    »Stimmt. Die Tätowierung ist auch alles andere als professionell ausgefallen.« Heisenberg erhob sich. Er ging zum Fenster, schaute hinaus. Schwieg.
    Dann drehte er sich ruckartig um und fixierte Vera.
    »Wo waren Sie am Freitagmorgen, zwischen fünf und halb sechs?«
    »Das habe ich

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