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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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dilettantisch. Nicht sehr regelmäßig, was die Tiefe der Einstiche betrifft. Pfusch, auf Deutsch gesagt. Die Meyring ist ja auch keine professionelle Tätowiererin.«
    »Schon, aber das meine ich nicht. Ich meine die Motive selbst.« Wurz rief eine neue Website auf und zeigte hin. »Schauen Sie. Egal, welches Tattoo-Studio ich anklicke, es werden immer die gleichen Motive angeboten. Es gibt traditionelle Symbole, wie Herz und Anker, Schriftzüge, chinesische, japanische, keltische, indianische und polynesische Motive, es gibt Blumen und Tiere aller Art, realistische und surrealistische Motive oder solche aus dem Fantasy- und Horrorbereich. Nur diese Schnörkel, Drei- und Vierecke, die wir auf der Brust der Opfer gefunden haben, die gibt es nirgendwo.«
    »Wir haben es eben mit einer kreativen Mörderin zu tun. Was stört Sie daran?«
    »Meine Nase juckt.«
    Nein. Komm mir jetzt nicht mit der Nase, dachte Heisenberg.
    Wurz nahm einen Stapel Fotografien vom Schreibtisch, suchte zwei heraus und hielt sie Heisenberg hin. »Was, wenn es eine Schrift ist? Irgendwelche alten Buchstaben. Runen oder Keilschrift vielleicht. Wir könnten doch einen Sprachwissenschaftler hinzuziehen.«
    Heisenberg riss die Augen auf. »Runen?« Er lachte. »Das haben S’ wieder aus dem Fernsehen, was?« Spielerisch drohte er Wurz mit dem Finger.
    »Aber die Tätowierungen sind doch eindeutig der Schlüssel zu unseren Mordfällen«, sagte Wurz trotzig.
    »Wie kommen S’ denn darauf?«
    »Nur deshalb hat der Täter seine Opfer betäubt. Dreimal hat er ihnen eine Injektion verpasst, um ihnen in Ruhe diese Zeichen in die Haut zu stechen. So eine Tätowierung braucht Stunden.«
    »Hm«, brummte Heisenberg. »Die Meyring hat ihre Opfer betäubt, um sie überwältigen und fesseln zu können. Dann hat sie sie möglichst lange gequält, aus purem Hass.«
    »Zum Betäuben hätte eine Spritze genügt. Warum hat der Täter also nachgespritzt? Damit die Opfer beim Tätowieren nicht zappeln. Die haben doch bestimmt nichts gespürt, also kann es ihm nicht ums Quälen gegangen sein.«
    Da war was dran, das musste er Wurz lassen. Aber Heisenberg hatte keine Lust, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Nicht heute, an einem so erfolgreichen Tag. Er seufzte. »Sie schauen wirklich zu viele amerikanische Krimiserien, Wurz. Mafiakiller. Morde mit geheimnisvollen Botschaften. Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Hannibal, der Pianistenmörder, der die Haut seiner Opfer kunstvoll tätowiert, ehe er sich ein Augensüpplein kocht oder den gebratenen Schniedelwutz mit Senf genießt.« Er lachte.
    Wurz schien das gar nicht komisch zu finden. »Glauben Sie im Ernst, dass es diese Studentin war, Chef?«
    »Natürlich glaube ich das. In wenigen Tagen wird sie in der Untersuchungshaft zusammenbrechen. Dann bekommen wir unser Geständnis.«
    »Aber …«
    »Sie trauen es ihr nicht zu. Warum eigentlich? Weil sie eine Frau ist?«
    »Nein, nein. Es ist nur … wir haben keinen einzigen Beweis.«
    »Warten wir die DNA-Proben ab. Bartsch und seine Leute haben an beiden Tatorten Haare und Textilfasern gefunden, die noch analysiert werden müssen. Ich bin sicher, dass Vera Meyring Spuren hinterlassen hat.«
    »Und das Motiv für den Mord an Briguglia?«
    »Der blinde Jazzpianist war ein Weiberheld. Vielleicht ist er ihr zu nahe getreten? Für den Streit der beiden gibt es eine Zeugin. Den Rest finden wir schon noch heraus. Nur Geduld, Wurz, Geduld.«
    »Da ist noch was, Chef. Laut Obduktionsbefund wurde der Schnitt durch die Kehle von einer Linkshänderin ausgeführt. Die Meyring ist aber Rechtshänderin.« Wurz’ Augen funkelten.
    Dummer Bub! »Sie glauben doch nicht, dass es eine große Rolle spielt, mit welcher Hand Sie einem betäubten und gefesselten, also vollkommen wehrlosen Menschen die Halsschlagader durchtrennen?«
    Heisenberg entdeckte einen Apfel auf Wurz’ Schreibtisch. Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein Schweizer Messer heraus. Umständlich klappte er es auf.
    »Auch ich bin Rechtshänder. Jetzt schauen Sie einmal gut zu.« Er nahm das Messer demonstrativ in die Linke, hielt den Apfel in Augenhöhe und köpfte ihn mit einem einzigen Schlag. Die obere Hälfte samt Stängel landete auf Wurz’ PC-Tastatur. Wurz zuckte zurück, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.
    »Wir dürfen uns nicht verzetteln. Vielleicht bedeuten die Tätowierungen etwas, vielleicht nicht. Wir haben Grund zur Hoffnung, dass wir die Täterin geschnappt haben. Jetzt sollten wir

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