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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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aus dem Schlamassel wieder heraus?
    Die Tür wurde aufgerissen. Heisenberg stürmte herein und ließ sich in seinen Bürosessel fallen.
    »Wo sind wir stehen geblieben? Ach ja. Ich wollte Sie noch einmal fragen, was Sie in der Nacht, in der Briguglia ermordet wurde, gemacht haben. Sie waren mit Ihrem Geliebten, Herrn Dr. Nemetz, zusammen, richtig?«
    Vera starrte ihn an. Er wusste es. Sein triumphierendes Lächeln sprach Bände. Sie richtete sich kerzengerade auf. »Das habe ich nie behauptet. Ich weiß nicht, warum Robert das ausgesagt hat, aber wir waren in der Mordnacht nicht zusammen.«
    »Sie geben also zu, dass Sie uns belogen haben?«
    »Robert hat gelogen, nicht ich.«
    »Sie haben nicht widersprochen.«
    »Nein, ich war ehrlich gesagt sprachlos.«
    »Lassen Sie mich rekapitulieren: Sie haben weder ein Alibi für den Mord an Sofronsky noch für den an Briguglia, aber ein handfestes Motiv. Und die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die Tat zu begehen.«
    »Ich war es nicht!« Vera sprang auf. »Wieso hätte ich Luca ermorden sollen?«
    »Sie hatten Streit mit ihm, haben ihm eine Ohrfeige verpasst. Dafür gibt es eine Zeugin.«
    »Ich habe niemanden umgebracht.« Sie fasste sich an die Schläfen. »Kann ich jetzt endlich nach Hause gehen?«
    »Sie sind verdächtig, zwei Morde begangen zu haben, Frau Meyring. Ich werde sofort mit der Staatsanwältin telefonieren und einen Haftbefehl beantragen. Spätestens morgen werden Sie dem Haftrichter vorgeführt.«
    »Sie haben keinen einzigen Beweis!« Veras Wangen brannten.
    »Das ist nicht nötig. Dringender Tatverdacht in Verbindung mit Fluchtgefahr und Verdunklungsgefahr genügt vollkommen.«
    Vera packte ihre Kaffeetasse und schleuderte sie gegen die Wand. Sie zersplitterte und hinterließ einen scheußlichen Fleck auf der Raufasertapete.
    Heisenberg zuckte nicht mit der Wimper. Er kam näher, baute sich vor Vera auf und blies ihr seinen Atem ins Gesicht. Den säuerlichen Atem eines Magenkranken. Dann legte er seine fleckige Hand auf Veras Schulter. Die Geste hatte etwas Väterliches.
    »Schauen Sie, Frau Meyring. Ich gehe bald in Pension. Sehr bald. Ich freue mich darauf. Meine Frau und ich wollen nach Spanien ziehen, sie hat dort ein Häuschen geerbt, nichts Großartiges, aber … Nun, ich will Sie damit nicht langweilen.« Er zog seine Hand zurück und versenkte sie in seiner Westentasche. »Ich muss diesen Fall unbedingt vorher abschließen. Das ist eine Ehrensache. Mit einem Geständnis könnten Sie nicht nur mir und meiner Frau eine Freude machen. Es würde auch Ihnen zugutekommen. In Form von haftmäßigen Vergünstigungen.«
    Als Heisenberg die Hand aus der Tasche zog, hielt er eine Selbstgedrehte zwischen den Fingern. »Denken Sie gut darüber nach. Zeit haben Sie ja genug.«
     
    Die folgenden Stunden erlebte Vera wie in Trance.
    Ein Telefonat wurde ihr erlaubt. Sie hinterließ eine Nachricht auf Annas Mailbox, bat sie, ihr ein paar Kleidungsstücke und Hygieneartikel vorbeizubringen und etwas zum Lesen.
    Ein rothaariger Mittvierziger in einem zerknitterten Anzug erschien und stellte sich als ihr Pflichtverteidiger Dr. Arthur Bretschneider vor. Er wirkte desinteressiert und hilflos.
    Erst als eine Polizistin Vera Handschellen anlegte und sie abführte, sickerte die Bedeutung der Ereignisse in ihr Gehirn. Eine eisige Hand legte sich um ihren Hals und drückte zu, so fest, dass Vera zu ersticken glaubte. Sie musste stehen bleiben und nach Luft ringen, als wäre sie zu schnell gerannt.
    Ich bin die Hauptverdächtige in zwei Mordfällen, und jetzt komme ich in den Knast.
    * * *
     
    Als Heisenberg den Korridor entlanglief, sah er, dass in Wurz’ Büro Licht brannte.
    Er klopfte und trat ein.
    Wurz starrte auf den Bildschirm. Ein Stapel Computerausdrucke häufte sich auf seinem Schreibtisch.
    »Lassen Sie’s gut sein für heute. Sie haben großartige Arbeit geleistet, Wurz. Wie Sie Dr. Nemetz befragt haben, das war vom Feinsten.«
    Wurz starrte ihn mit offenem Mund an, als hätte er eine Erscheinung.
    Lobe ich meine Leute wirklich so selten?
    »Danke, Chef.«
    Wenn Heisenberg sich nicht täuschte, überzog ein zartes Rosa die Wurz’schen Wangen.
    »Ich hab’s gleich, möchte nur noch ein paar Seiten über Tattoos ansehen.«
    »Und was versprechen Sie sich davon?«
    »Die Tätowierungen auf der Brust der beiden Opfer sehen so anders aus als alles, was ich bisher gesehen habe.«
    »Das hat uns der Tattoo-Experte doch erklärt. Die Ausführung ist

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