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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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war eine Schülerin meines Mannes und ist an Magersucht gestorben.« Sonja Sofronsky lachte auf. Es klang gekünstelt. »Sie wirkte sehr entschlossen und wütend.«
    »Und was wollte diese Frau von Ihnen? Sie erpressen?«
    »Sie hat gedacht, ich würde sie dabei unterstützen, Beweise für den Missbrauch zu finden.«
    »Was haben Sie ihr gesagt?«
    »Dass sie verrückt ist, natürlich. Dass es keine solchen Beweise gibt. Dass sie verschwinden soll.«
    »Hat sie ihren Namen genannt?«
    »Vera Meyring.«
    Heisenberg verschluckte sich an seinem eigenen Speichel. Sein Unterkiefer klappte nach unten. »Sind Sie sicher?«
    »Hundertprozentig sicher.«
    Er zog Block und Bleistift aus seiner Brusttasche, benutzte den Flügel als Schreibunterlage und notierte das Wesentliche.
    »Meyring – Schwester – Missbrauch – Rache?«
    Ihm war, als hätte sich nach langer, dunkler Nacht ein Vorhang gehoben und Sonnenlicht flutete herein.
    Er dankte ihr überschwänglich und verabschiedete sich.
    »Ach ja, eine allerletzte Frage hätte ich noch«, sagte er im Gehen. »Ist an dem Vorwurf etwas dran? Ich meine, hat Ihr Mann Vera Meyrings Schwester tatsächlich missbraucht?«
    Ihre kalten Augen verengten sich. »Natürlich nicht!«, zischte sie und wandte den Blick ab.
    Und wieder eine Lüge, dachte er.
    Der berühmte Pianist Sofronsky war also ein Schwein gewesen. Und seine Frau hatte es gewusst. Obwohl sie ihn vermutlich hasste, hatte sie zu ihm gehalten. Damit schied sie als Täterin eigentlich aus.
    Als Heisenberg durch das Gartentor trat, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sie nach Briguglia zu fragen. Egal. Er würde das zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, der Vollständigkeit halber.
    Jetzt gab es Wichtigeres. Es gab eine Verdächtige mit einem starken Motiv. Vera Meyring.
    Heisenberg stieg in seinen Wagen und rieb sich die Hände. Dann rief er Wurz an.
    »Die Meyring«, bellte er in sein Handy. »Ich will sie so schnell wie möglich in meinem Büro haben.« Er informierte Wurz über die wichtigsten Erkenntnisse.
    »Geht klar, Chef.«
    »Warten Sie. Diesen Arzt, der ihr in der Briguglia-Sache ein Alibi gegeben hat, den brauche ich auch.« Heisenbergs Magen ließ ein Murren hören.
    »Dr. Nemetz?«
    »Genau. Den übernehmen Sie, Wurz. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er gelogen hat. Kitzeln Sie es aus ihm heraus, ich bitt Sie.« Er nahm das Handy in die andere Hand und startete den Motor. »Enttäuschen S’ mich nicht, Wurz. Heute ist unser Tag. Ein großer Tag für unsere ganze Abteilung.«
    Mit einem zufriedenen Grunzen fuhr er los, Richtung Stadtmitte. Wieder knurrte sein Magen, wie ein grantiger alter Löwe. Da Heisenberg beim Anblick des geschändeten Sofronsky sein Frühstück losgeworden war und mittags nichts hinuntergebracht hatte, bekam er langsam Bauchschmerzen vor Hunger. Bei der nächsten Bäckerei würde er anhalten und eine Leberkässemmel essen. Mit Senf und Gurkerl. Und sich für später noch eine Topfengolatsche mitnehmen. Ach was, Topfengolatschen für alle, zur Feier des Tages.
    Linda mochte lieber Apfeltaschen, fiel ihm ein. Heute würde er ihnen einmal beweisen, dass er nicht nur den bärbeißigen, miesepetrigen Chef geben konnte.
    * * *
     
    Vera zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Sie konnte es nicht glauben. Sofronsky tot. Das Schwein, das Isabel gequält hatte, lebte nicht mehr. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, aber sie spürte nur eine gewisse Bitterkeit und wie ihr langsam übel wurde. Kein Wunder, bei der rauchgeschwängerten Luft in Heisenbergs Büro.
    »Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?«
    »Natürlich, Frau Meyring, das haben wir gleich.«
    »Linda!«, bellte Heisenberg die Sekretärin an, die soeben einen Ordner auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. »Bringen S’ ein Glas Wasser und machen S’ auch gleich Kaffee für uns.«
    Er überflog die neue Akte und kritzelte etwas auf ein Blatt Papier.
    »Frau Meyring, haben Sie Sergej Sofronsky ermordet?«
    »Nein.«
    »Meines Wissens haben Sie ihn gehasst.«
    »Nein!«, rief sie. Sie hatte versucht, ein Monster in ihm zu sehen, und hatte einen Menschen gefunden, der abstoßende, aber auch sympathische Züge aufwies. Wenn dieser Gedanke sie auch erschreckt hatte. »Ja. Vielleicht. Wenn ich ehrlich bin, weine ich ihm keine Träne nach. Aber das heißt nicht, dass ich ihn umgebracht habe.«
    Heisenberg beugte sich über den Schreibtisch. Vera kam es so vor, als ob

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