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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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Ihnen schon gesagt. Zu Hause. Ich habe geschlafen.«
    »Zeugen?«
    »Keine. Ich bin gestern relativ früh ins Bett gegangen. Anna, meine Mitbewohnerin, war noch nicht daheim. Als ich gegen acht aufgestanden bin, hat sie noch geschlafen.«
    Heisenberg rieb sich die Hände. »Kein Arzt, mit dem Sie die Nacht verbracht haben?«
    Vera spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie schwieg. Bei ihrem letzten Verhör war sie nur aus einem einzigen Grund so schnell davongekommen. Weil Robert für sie gelogen hatte.
    »Eine wichtige Frage habe ich noch. Aber vorher machen wir eine kleine Pause.« Heisenberg erhob sich und ging zur Tür.
    Wenn er das mit dem falschen Alibi herausfinden würde, dann säße sie richtig in der Scheiße.
    Verdammter Mist!
    »Trinken S’ Ihren Kaffee, bevor er kalt wird, Frau Meyring, Sie dürfen sich ein bissl erholen.«
    * * *
     
    Ohne zu klopfen, betrat Heisenberg das Büro neben seinem. Er nickte Wurz zu und setzte sich zum Fenster. Bei der Befragung von Dr. Nemetz wollte er Wurz ein bisschen auf die Finger schauen und zur Not auch eingreifen. Wäre zu schade, wenn der Chefinspektor es vermasseln würde, jetzt, wo sie so nah dran waren.
    »Herr Dr. Nemetz, was für ein Verhältnis haben Sie zu Vera Meyring?«, fragte Wurz. Seine hohe Stimme klang freundlich und frei von Hintergedanken.
    Wie ein armer Sünder saß der Doktor vor Wurz und schrumpfte trotz seiner athletischen Figur immer mehr zusammen. »Nun ja, ich … ähm, wir … wir hatten eine Affäre«, stotterte er.
    »Sie sagen ›hatten‹. Heißt das, die Affäre ist beendet?«
    »Ja.«
    »Wie lange war Frau Meyring Ihre Geliebte?«
    »Das tut doch gar nichts zur Sache!«
    »Diese Einschätzung müssen Sie schon mir überlassen, Herr Dr. Nemetz. Bitte beantworten Sie einfach meine Frage.«
    »Kurz. Sehr kurz. Genau genommen nur eine einzige Nacht.«
    »Die Nacht, in der Briguglia ermordet wurde?«
    Die Nase des Doktors begann zu zucken. Eine Art Tic. Er war also nervös. Nein, er wand sich förmlich auf seinem Stuhl.
    Nicht lockerlassen, Wurz. Du kriegst ihn, na los.
    »Wissen Sie es nicht mehr genau?«
    »Ich … doch … ich weiß es sogar ganz genau. Also, es … es …«
    »Herr Dr. Nemetz, Sie sind ein unbescholtener Staatsbürger, ein angesehener Arzt. Bitte überlegen Sie sich Ihre Antwort gut«, flötete Wurz mit Engelszungen.
    Heisenberg war begeistert. Junge, Junge, wenn du so weitermachst, kannst du es noch weit bringen.
    »War also die einzige Nacht, die Sie mit Vera Meyring verbracht haben, jene, in der Briguglia getötet wurde?«
    »Nein, es … es war früher.«
    »Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen?«
    »Es war die Nacht davor.« Dr. Nemetz schrie es fast heraus. »In der Nacht, in der Briguglia umkam, war unsere Beziehung schon wieder beendet.«
    Heisenberg wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Wurz auf die Schulter geklopft. Großartig!
    »Dann ist das Alibi, das Sie Frau Meyring verschafft haben, falsch?«
    »Ja. Falsch. Es tut mir leid, das müssen Sie mir glauben. Ich kann es Ihnen erklären.«
    »Ich bitte darum.«
    »Meine Exfrau hat mich angerufen. Brigitte. Sie war betrunken, wie so oft. Und sie hat sich damit gebrüstet, dass sie Vera in etwas reingeritten hätte. Ich dachte, Vera würde Schwierigkeiten bekommen, weil Brigitte der Polizei irgendwelche Märchen über sie und diesen Briguglia erzählt hat.«
    »Und da haben Sie beschlossen, die Sache ein wenig zurechtzurücken.«
    »Ich war so wütend über diese Intrige von Brigitte. Über ihre unverständliche Eifersucht. Obwohl wir seit fünf Jahren geschieden sind. Und obwohl sie es war, die mich verlassen hat.« Dr. Nemetz fuhr sich durchs Haar, das ohnehin schon völlig zerzaust aussah. »Vielleicht habe ich auch gehofft, dass Vera zu mir zurückkommt. Dass sie zumindest wieder mit mir spricht, wenn ich mich so für sie einsetze.« Er lachte leise. »Was für ein naiver Gedanke. Sie müssen mich für schön blöd halten.«
    Für weltfremd und gutmütig. Irgendwie sympathisch, wenn auch sträflich dumm.
    Heisenberg erhob sich leise. Er hatte genug gehört. Hinter dem Rücken des Arztes reckte er den Daumen hoch und nickte Wurz anerkennend zu.
    Mit beschwingten Schritten begab er sich wieder in sein eigenes Büro. Die Meyring war geliefert. Sie wusste es nur noch nicht.
    * * *
     
    Vera stierte in den Kaffeebecher, als könnte die schwarze Brühe ihr Antworten geben . Warum das alles? Was habe ich falsch gemacht? Und wie komme ich

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